Zum Dank-, Buss- und Bettag

«Bringen Scherben Glück?»

Am dritten Sonntag im September wird in der Schweiz der eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag gefeiert. Da wird traditionell gewandert, Gottesdienst gefeiert, Zwetschgenkuchen gegessen. Was aber haben Scherben mit dem Bettag zu tun?
«Scherben bringen Glück», aber nur wenn wir bereit sind, sie loszulassen!
Grosses begehbares Kreuz am EGW-Jahresfest

Der «Bettag», wie er kurz genannt wird, heisst offiziell Eidgenössischer Dank-, Buss- und Bettag. Dieser volle Namen sagt mehr aus: Es ist kein kirchlicher Feiertag, sondern er wurde erstmals von der Regierung 1797 «in notvollen Zeiten» unter dem Eindruck der Französischen Revolution angeordnet. 

Danken, Busse tun und Beten

Der Bettag zeigt uns drei Schwerpunkte auf, wie wir für unseren Staat einstehen können: Danken, Busse tun und Beten.

Es ist wichtig, dass wir den Bettag miteinander in allen Kirchen feiern, aber wir müssen uns diesen drei Teilen auch immer wieder ganz persönlich stellen, denn «Im Hause muss beginnen, was leuchten soll im Vaterland», wie einst Jeremias Gotthelf sagte.

Ich möchte heute die drei Schwerpunkte von hinten aufrollen. Ein eindrücklicher Gottesdienst hat mich am letzten Sonntag dazu inspiriert.

Auf dem Kreuzweg

Am Boden war ein meterlanges, liegendes Kreuz aufgebaut, das man mit einigen Treppenstufen besteigen konnte. Vor dem Kreuzbalken lag ein Haufen Scherben. Wir wurden ermutigt, einige dieser Scherben in die Hände zu nehmen. Die Scherben sollten Symbole für die «Lebensscherben» sein: Die zugefügten Verletzungen aus der Kindheit, das Gemobbtwerden an der Arbeitsstelle, zerbrechende Ehen und Freundschaften oder das eigene Versagen.

Während wir mit den Scherben in den Händen übers Kreuz gingen, hatten wir Zeit, zu beten und Gott zu sagen und zu klagen, welche Scherben wir persönlich immer noch krampfhaft in den Händen halten. Am Schluss des Kreuzbalkens war ein grosser Korb aufgestellt. Dort konnte man die Scherben entsorgen.

Das Kreuz zeigt auf, dass Jesus sich für uns hat zerbrechen lassen, damit wir nicht zerbrechen müssen an unseren Scherben, damit wir die Scherben in den Kübel schmeissen können, immer wieder. Das ist gemeint mit «Busse tun». Einige Scherben mögen so schlimm sein, dass wir Hilfe von anderen brauchen, um sie wirklich loslassen zu können.

Wenn der Volksmund sagt, dass Scherben Glück bringen, dann erlebten wir, dass es glücklich macht, die Scherben loszulassen. Das ist Grund zum Danken.

Offene Hände zum Empfangen und Helfen

Dieses Bild hat mich gepackt: Ich stelle mir vor, wie mühsam das Leben wird, wenn wir die Scherben nicht aus den Händen geben wollen. Einerseits sind wir nicht frei, Neues anzupacken, andererseits verletzen wir immer neu unsere Mitmenschen, wenn wir ihnen begegnen oder die Hand reichen wollen.

Gott wünscht sich aber, dass wir frei sind, dass wir offene Hände haben, um Neues zu empfangen. Hände, die bereit und stark sind, um anderen zu helfen. Nur so können wir uns effektiv einsetzen zum Wohle aller im Beruf, in der Kirche und in der Politik.

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Datum: 17.09.2016
Autor: Helene Maurer-Schaffer
Quelle: Sonntagsblatt des «Berner Oberländer»

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