Euro08

Weniger Zwangsprostitution als befürchtet

Vorsichtige Entwarnung: Die Zahl der Zwangsprostituierten während der Euro08 ist weniger hoch. Dies könnte auch auf die Kampagne im Vorfeld zurückzuführen sein.
Die Euro08 scheint den Menschenhandel nur wenig angekurbelt zu haben. Dennoch gibt es viele Opfer.

Vor der Fussball-Europameisterschaft wurden nicht mehr Frauen zur Prostitution in die Schweiz geschleust als sonst. Darauf wies die Christliche Ostmission (COM) schon vor Eröffnung der Euro08 hin. Die COM beteiligt sich an einer speziellen Aktion gegen den Frauenhandel. Teilnehmer an dieser Kampagne sind auch das Hilfswerk World Vision, die Heilsarmee und das Fraueninformationszentrum (FIZ).

Zu dieser Aktion gehört auch das Sammeln von Unterschriften, mit denen der Schutz für die betroffenen Frauen verstärkt werden soll. Ausserdem erhalten Freier besondere Hinweise, wie sie merken können, ob eine Prostituierte zu ihrer Tätigkeit gezwungen wird.

Beatrice Käufeler leitet bei der Christlichen Ostmission das Projekt gegen Frauen- und Kinderhandel. «Viele Männer besuchen die Euro, darunter auch potentielle Freier. Wir wollen, dass die Freier mithelfen, die Opfer zu identifizieren, damit diese frühzeitig Hilfe erhalten.»

Hinweise auf Zwangsprostitution

Die Website der Kampagne nennte Merkmale, mit denen man Zwangsprostituierte als solche identifizieren kann. Beatrice Käufeler: «Steht die Frau unter Druck? Darf sie kein Geld entgegennehmen? Kann sie keine Wünsche anbringen?»

Wie viele Zwangsprostituierte genau es während der Euro08 gibt, das könne man erst hinterher sagen. Zur WM 2006 in Deutschland wurde ein massiv steigender Menschenhandel befürchtet – ein Phänomen, das sich zur Euro08 im Nachbarland hätte wiederholen können. Erste Zahlen bestätigen diese Erwartungen nicht.

Erfolgreiche Kampagnen

Hat man also zuviel befürchtet? Beatrice Käufeler: «In den Herkunftsländern wurden Kampagnen durchgeführt, die diese Frauen sensibilisieren wollten.» Anscheinend hätte die Früchte getragen. Es wurde gewarnt vor Menschenhändlern, die Frauen mit falschen Versprechen ausser Landes locken, sie einschüchtern und ihnen die Pässe abnehmen. «Es ist erfreulich, wenn nicht allzu schlimme Zahlen erreicht werden.»

Nach den Aussagen der Polizei sei es schwer, an solche Fälle heranzukommen. Es gebe zwar einige, aber nicht im vermuteten Ausmass.

Die Petition gegen Frauenhandel fordert, dass der Schutz für Opfer- und Zeugen gewährleistet wird, vor allem für die betroffenen Frauen.

Laut der Christlichen Ostmission sind in der EU rund 500'000 Frauen Opfer der Zwangsprostitution. Für die Schweiz rechne man mit 1500 bis 3000 Frauen.

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Datum: 30.06.2008
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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