Sind Fussballer unsere wahren Götter?

Wer? Er, oder glaubt er daran?
Maradona: Verehrung auf Klamotten…
…und als Fussballheiliger.

Bei der Fussball Europameisterschaft sind auch Kirchen und christliche Gruppierungen mit umfangreichem Programm für Fans aus aller Welt mit im Spiel. Sie wollen den Sportbegeisterten einen Anstoss zum Glauben geben. Anderseits melden sich kirchliche Stimmen, welche fragen: „Sind Fussballer unsere wahren Götter?“

Man fühlt sich gedrängt, schnell zu antworten: „Nein, natürlich nicht!“ Denn die theologisch korrekte Antwort, was es mit dem Fussball und seinen Helden auf sich habe, lautet: Fussball ist höchstens die schönste Nebensache der Welt. Wahrscheinlich plagt sich zur Zeit kaum ein Mensch mit dem Problem, vor einem Altar niederzuknien und die Fussballstars anzubeten.

Halt eine Ausnahme gibt es: Diego Maradona. Vor vier Jahren gründeten ein paar Maradona-Fans im mittelargentinischen Rosario die Kirche "La mano de dios", zu Deutsch: die Hand Gottes. Hernán Amez, einer der Gründer, sagt: "Wenn Fussball unsere Religion ist, ist Diego unser Gott. Und Gläubige brauchen einen Ort, an dem sie ihren Glauben leben können." Mittlerweile gibt es Maradona-Kirchenvertretungen in 600 Städten auf der ganzen Welt. Über 60 000 Menschen bekennen sich zu ihrer Verehrung für die (Nummer) "Zehn".

Die Maradona-Anhänger aus Rosario haben an alles gedacht, was zu einer Kirche dazugehört: der Rosenkranz besteht aus 33 Miniaturfussbällen und einem Fussballschuh anstelle des Kreuzes. Das macht insgesamt 34, also die Zahl der Tore, die Diego für die Nationalmannschaft erzielte. Als heiliges Buch gilt Maradonas Autobiografie aus dem Jahr 2000.

Woran hängst du dein Herz?

Wenn Martin Luther schreibt: „Woran du dein Herz hängst und worauf du dich verlässt, das ist eigentlich dein Gott“, dann hat der Reformator nicht die übertriebene Verehrung eines „Fussballgottes“ vor Augen, sondern die sonstigen Abgötter unseres Lebens, beispielsweise Geld oder Erfolg.

Fussballstars, die jetzt an der EM noch vergöttert werden, haben altersbedingt ein Verfallsdatum und werden durch andere „Stars“ abgelöst. Die Freude an ihnen vergeht. Fragen sollte sich die Kirche allerdings schon, warum sie im Verhältnis zum Fussball so wenig Begeisterung entfachen kann. Die Eventkultur des Sports übt eine viel grössere Faszination auf die Leute aus. Vielleicht liegt es auch an „Gottes Bodenpersonal“, welches kaum mit überschäumende Freude ihr Christsein lebt: Sie sollten erlöster ausschauen, die Christen. Das entscheidende Erkennungszeichen der Christen wäre die Liebe, sagt Jesus. Ihre Herzlichkeit und die Freude, mit der sie einander begegnen. Ich male mir aus, wie anders das Leben von vielen Menschen verlaufen wäre, wenn sie Christen begegnet wären, die diese Lebensfreude ausstrahlen.

Datum: 28.05.2006
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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