Thailand, Kuba, Bahamas, Kamerun – Thomas Zindels «World Tour» an der Olympiade in Athen

Thomas Zindel
Olympisches Dorf

Durch den Sportlerseelsorger Thomas Zindel ist auch das Beten eine Art olympische Disziplin geworden. Täglich begegnet er Menschen, die froh um geistlichen Beistand sind.

Thomas Zindel ist offizieller Seelsorger an der Sommer Olympiade in Griechenland. Hier auf dieser Internetseite schildert er regelmässig seine Eindrücke. Zindel ist überdies Leiter von "Athletes in Action" und Herausgeber der "Bibel für Fussballer".

Livenet: Thomas Zindel, was haben Sie in den letzten Tagen erlebt?
Thomas Zindel: Ich stelle fest, dass die Arbeit im "Religious Center" seine Tücken hat. Wenn zum Beispiel verschiedene Religionen worshipen. Ich lernte, mich nicht beirren zu lassen, wenn der links meditiert und der rechts sich auf dem Teppich verbeugt. Das ist eine spezielle Herausforderung und in dieser Situation von multireligiöser Vermischung ist es nicht sinnvoll durch Reden auf richtig oder falsch hinzuweisen, man muss die Anwesenheit von Jesus in der Begegnung spüren lassen.

Ich habe eine Freundschaft mit einem Rabbi geschlossen. Er erklärte mir eine Auslegung über die Schöpfung, die ich stark fand. Ich konnte ihm etwas aus dem Neuen Testament mitgeben, das er stark gefunden hat. Wir sind nun tief verbunden.

Einmal hatte ich keine Schicht. Ich schlenderte durch das olympische Dorf und ging dann ins Internet. Ich sah einen jungen Sportler von den Bahamas. Er surfte eine christliche Homepage an und las seine Andacht. Ich sprach ihn an. Er wusste nichts von uns Chaplains, also den Seelsorgern, die für die Sportler da sind. Einen Tag später lasen wir zusammen in der Bibel. Mit den Wochen wo die Athleten hier sind, kriegen manche eine Art Lagerkoller. Sie sind froh, über etwas anderes als den Sport reden und nachdenken zu können.

Roger Federer geht nun medaillenfrei nach Hause. Schaut er vorher bei Ihnen vorbei?
Ich glaube nicht. Ich denke, bei einer Persönlichkeit, die so viel reist und die so viele Leute kennt, muss eine Beziehungsgrundlage bestehen. Er muss zudem überhaupt wahrnehmen, dass diese Unterstützung da ist.

Im Ärzteoffice des olympischen Dorfs sind meine Sprechstunden angeschlagen. Entscheidend jedoch sind die ganz spontanen Gespräche, zum Beispiel im Bus. Mit vorgegebenen Meetings kann man nicht operieren. Jeder Athlet hat seinen eigenen Tagesablauf oder hat sich in sein Haus zurückgezogen.

Besser sind also die spontanen Dinge. Jetzt bin ich zum Beispiel im Office der Kameruner, wo gerade eine gute Dreispringerin über ihre Leistung derart frustriert ist, dass sie mit eigenem Geld ein Rückflugticket nach Hause kaufen möchte.

Was hat Sie in den letzten Tagen beschäftigt?
Sehr vieles. Zum Beispiel das Erleben mancher Sportler, wie plötzlich Hoffnung, die lange, über Jahre und mit vielen Teilzielen aufgebaut wurde, in wenigen Sekunden weggewischt sein kann. Ich frage mich, wie kann ein Mensch das verarbeiten, ohne dass er hart und verbittert wird. Wenn man durch das olympische Dorf läuft, sieht man schöne und starke Leute. Im Gespräch zeigt sich dann aber, dass sie nicht wissen, wie sie mit solchen Dingen wie Geist und Gemüt umgehen sollen.

Inwieweit haben Sie auch schon Mitglieder der Schweizer-Delegation betreut?
Eigentliche Betreuung gibt es leider nicht. Es sind Begegnungen. Dass ein Sportler auf jemanden zugeht, den er nicht kennt, ist selten. In einer spontanen Begegnung, kann er sich aber etwas Hilfreiches herausnehmen, ohne dass ich gleich in die Rolle eines Mentors rutsche. Auf solch lockere Art kann vieles bewusst werden.

In den Gottesdiensten können wir jedoch auch für die Leute beten. Da entsteht dann schon mehr Tiefe.

Gestern begegnete ich einem thailändischen Taek Wan Do Kämpfer. Wir gingen nebeneinander her und ich sprach ihn an und fragte ihn, ob ich für ihn beten dürfe. Er sagte ja. Kurz danach verabschiedete ich mich - es war gut so.

Sind Ihnen je Sportler aus völlig unbekannten, Exotischen Nationen begegnet?
Nein, das ist noch nicht passiert. Es kamen Leute aus Afrika, dem Südpazifik und auch aus Kuba, was mich sehr freute. Von Kuba erwartete ich niemanden, doch einer mit einer Bibel kam und betete. Er sehnt sich danach, Gott zu erleben. Danach sagte er, dieser Gottesdienst habe ihm bestätigt, dass er auf dem richtigen Weg sei.

Dossier zum Thema: www.olympia.jesus.ch
Webseite: www.athletes.ch

Datum: 21.08.2004
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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