Olympia und die Helden Gottes

Hamish Carter und Bevan Docherty aus New Zealand feiern Gold und Silber beim Triathlon.
Höchstleistung für Medaille und Lorbeer

Die Griechen wollten ihren Helden.Und weil er nicht lief über die 200 Meter, nicht laufen durfte, pfiffen sie. Enerviert blickten die für den Final qualifizierten Sprinter am Donnerstagabend ins weite Rund. Der Start verzögerte sich um Minuten, weil die einheimischen Zuschauer ihrem Unmut über das Dopingverdikt gegen den Goldmedaillengewinner von Sidney Kostas Kenteris Ausdruck gaben. Ihren Liebling wollten sie laufen sehen – und nicht akzeptieren, dass er sich unerlaubte Vorteile zu verschaffen versucht hatte.

In Athen geniessen wir televisionäre Spitzenkost. Die Besten der Welt mühen sich um Medaillen und den Lorbeerkranz. Alles richten sie auf ein Ziel aus. Von Hunderten Athletinnen auf dem Globus, die in ihrer Disziplin Spitze sind, gewinnt nur eine. Nur einer von Tausenden wird oben auf dem Treppchen stehen.

Dass unter dem enormen Erwartungsdruck, den Medien, Verbände, Patrioten ausüben, manche insgeheim zu unerlaubten und ungesunden Mittelchen greifen, verwundert nicht. Abgesehen von den dunklen Machenschaften, dem Verschulden von Athleten und Hintermännern: Doping wirft auch lange Schatten auf die Mechanismen des Kults um den Spitzensport.

Darüber hinaus stellt sich die Frage: Warum verehren wir Helden? Vielleicht weil unser Alltag so durchschnittlich, gewöhnlich ist? Im Kontrast dazu faszinieren uns Momente, die einen Menschen weit über die andern hinausheben. Da war Justin Gatlin, ein junger US-Südstaatler aus einfachen Verhältnissen, eines von vielen Talenten – nun oben auf dem Sprinterthron.

Der Wunsch, selbst Held zu sein, Aussergewöhnliches zu leisten, steckt tief in uns. Der Sport gibt uns Identifikationsfiguren, weil sich herausragende Leistungen so einfach messen lassen. Schneller, weiter, höher – heikel wird es, sobald Kampfrichter, wie beim Turnen, die Schönheit einer Leistung zu beurteilen haben.

Der Apostel Paulus motivierte seine griechischen Freunde im 1. Jahrhundert mit dem Vorbild des Läufers, der alles einsetzt. Er schrieb den Christen in Korinth: „Nur einer bekommt den Preis, den Siegeskranz. Darum lauft so, dass ihr den Kranz gewinnt! Alle, die an einem Wettkampf teilnehmen wollen, nehmen harte Einschränkungen auf sich. Sie tun es für einen Siegeskranz, der vergeht. Aber auf uns wartet ein Siegeskranz, der unvergänglich ist“ (1. Korinther 9,24.25).

Es gibt eine Ehre zu gewinnen, die viel viel kostbarer ist als jede olympische Medaille. Einen Siegeskranz von Gott, einen, der nicht zerfällt, sondern fürs ewige Leben hält. Paulus lebte auf dieses Ziel hin. Am Ende seines Lebens war er sich gewiss: „Auf mich wartet der Siegeskranz, mit dem der Herr, der gerechte Richter, mich an seinem Gerichtstag belohnen wird“ (2. Timotheus 4,8).

Das Bild des Wettkampfs wird hier auf das ganze Leben unter den Augen Gottes übertragen. Im Hintergrund steht die Überzeugung, dass Gott uns alle mit dem Potenzial geschaffen hat, für ihn Besonderes zu leisten, etwas, das über den Tag hinaus Bestand hat. Wir Menschen sind als geschaffene Partner des ewigen Gottes auf Ewigkeit angelegt.

Nun aber gilt in aller Regel, dass Gottes Heldinnen und Helden im Verborgenen dem Ziel entgegen laufen. Wer nimmt sie wahr? TV-Kameras und Sensationsreporter kaum.

Doch Gott sieht. So grau und ohne Höhepunkte der Alltag sein mag, Gott sieht jede Heldentat. Auch die verborgene, die niemand bemerkt. Den Dienst, den sonst niemand tun will. Jesus hob den Samariter (Angehörigen einer verachteten Volksgruppe) auf den Schild, der im Räubergelände den Schwerverletzten pflegte.

Gott sieht. Wenn wir uns auf ihn ausrichten, gibt er uns seinen Geist, damit wir über uns selbst hinauswachsen. Für Heldentaten, die nicht nach Zentimetern und Sekundenbruchteilen zählen, sondern durch Freundlichkeit, Güte und Treue, durch Bescheidenheit und Liebe hervorstehen. Für diese Taten verleiht er den Lorbeerkranz.

Datum: 28.08.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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