Jesus stirbt am Kreuz

Mit Jesus unterwegs zum Kreuz. Eine Serie zu Ostern mit kraftvollen Bildern von Sieger Köder.


Durch seine vollkommene Hingabe bis zum Tod am Kreuz hat Jesus den Weg in die Gegenwart Gottes, den Weg zu einer persönlichen Beziehung zu Gott eröffnet!

Die erläuternden Ausführungen zu diesem Bild nehmen mehr Platz ein. Zu reichhaltig, zu symbolträchtig ist dieses Bild, um es nur knapp zu besprechen.

Jesus ist gestorben – aus Liebe zum Vater und zu ihm hin

Wir sehen Jesus kurz nach seinem Tod. Unbeschreiblich zerschunden. Gezeichnet von unaussprechlicher Qual und vielem Blut. Das Kreuz ist hier ausgelassen, um den Blick freizumachen für den Gekreuzigten selbst, der hier in einer besonderen Körperhaltung dargestellt wird: Die Arme weit gestreckt nach oben, das Haupt nicht, wie bei andern Darstellungen üblich, zur Seite gefallen, sondern senkrecht nach oben gerichtet. Das entspricht so sehr dem letzten großen Schrei Jesu: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.“ Alles streckt sich Gott entgegen. Weil

alles für Gott geschah: „Gehorsam bis zum Tode am Kreuz“. Gehorsam aus Liebe: „Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles.“

Seine alten Freunde

Unten sehen wir Johannes, den besonderen Freund unseres Herrn, der auf die Wunde in der Seite schaut: „...sondern einer der Soldaten durchbohrte mit einem Speer seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus. Und der es gesehen hat, hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr; und er weiß, dass er sagt, was wahr ist, damit auch ihr glaubt. Denn dies geschah, damit die Schrift erfüllt würde: »Kein Bein von ihm wird zerbrochen werden.« Und wieder sagt eine andere Schrift: »Sie werden den anschauen, den sie durchstochen haben.« (Joh 19,34-37)

Auf der anderen Seite klagt eine der Frauen, die Jesus bis zum Schluss nachgefolgt waren, darüber seine Mutter Maria in grenzenloser Trauer. Alle drei sind sie ganz, ganz nahe bei Jesus.

Seine beginnenden Freunde

Über ihnen zwei dunkle Gesichter, etwas weiter weg von ihm, die auch zu Jesus hochschauen. Sie kennen ihn noch nicht so gut, aber haben angefangen zu verstehen. Es sind wohl der begnadigte Verbrecher, der Jesus gebeten hatte, an ihn zu denken, wenn er in sein Reich eintreten würde und der Hauptmann, der für die Kreuzigung verantwortlich war und erkannt hatte: „Dieser ist wahrhaftig Gottes Sohn gewesen.“ Gleichzeitig vertreten sie die vielen, die bis zum heutigen Tag mit Jesus leiden und trauern in Verfolgungen und Leiden, ihre eigenen und die anderer. Sie schauen auf zu ihm, weil sie ihn lieben, nicht weil er sich gerade als mächtig erwiesen hat.

Der zerrissene Vorhang – der Weg zu Gott ist frei

Wir sehen Jesus durch einen Spalt. Es ist der Spalt des Vorhangs zum Allerheiligsten des jüdischen Tempels, des zentralen Heiligtums der Juden in der damaligen Zeit: „...Jesus aber stieß einen lauten Schrei aus und verschied. Und der Vorhang des Tempels zerriss in zwei Stücke, von oben bis unten.“ (Mk 15,37-38) Ein unglaublicher Vorgang, weil nur ein einziger Mann ein einziges Mal im Jahr für einige Sekunden hinter diesen Vorhang gehen durfte, nach mehreren vorbereitenden Opfern. Das Allerheiligste war der unnahbare Ort der Gegenwart Gottes.

Durch seine vollkommene Hingabe bis zum Tod am Kreuz hat Jesus den Weg in die Gegenwart Gottes, den Weg zu einer persönlichen Beziehung zu Gott eröffnet! ...Da wir nun, Geschwister, durch das Blut Jesu mutige Zuversicht gewonnen haben zum Eintritt in das Heiligtum, den er uns eröffnet hat als einen neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang – das ist durch sein Fleisch – und einen großen Priester über das Haus Gottes, so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen in voller Gewissheit des Glaubens, die Herzen besprengt und damit gereinigt vom bösen Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser…(Heb 10,19-23)

Die beiden Seiten des Vorhangs sind hier nicht als Stoff dargestellt, sondern als beschriebenes Pergament. Es ist das alte Testament, der alte Bund, der hier zerrissen ist: ...Die frühere Bestimmung wird außer Kraft gesetzt, weil sie schwach und nutzlos war. Denn in keiner Hinsicht hat das Gesetz es geschafft, dass die Menschen vor Gott vollkommen und untadelig dastehen können. An die Stelle des vom Gesetz verordneten Priestertums tritt deshalb eines, das eine bessere Hoffnung begründet:

das uns die Möglichkeit eröffnet, wirklich Gott nahen und vor ihm bestehen zu können. (Heb 7,18-19, Gute Nachricht) ...Aber jetzt stehen wir nicht mehr unter dem Gesetz; wir sind tot für das Gesetz, das uns früher gefangen hielt. So dienen wir Gott in einem neuen Leben, das sein Geist in uns schafft, und nicht mehr auf die alte Weise nach dem Buchstaben des Gesetzes. (Röm 7,6, Gute Nachricht)

Es liegt noch etwas sehr Ermutigendes in dieser Darstellung: Wer auf Jesus, den Gekreuzigten schaut (als neue Grundhaltung des Lebens), wer glaubt, dass sein Tod nicht ein klägliches Scheitern, sondern ein Akt der Hingabe aus Liebe zu Gott und um unserer Sünden willen war, befindet sich bereits im Inneren des Allerheiligsten, in Gottes Gegenwart. Er schaut von drinnen nach draußen und nicht mehr von draußen nach drinnen! Das ist die Lebensperspektive der gläubigen Christen! So befinden wir uns oft mit unserer Seele und mit unserem Körper „draußen“, beim scheinbar machtlosen, „toten“ Jesus, trauernd, einsam. Jedoch mit unserem Geist sind wir drinnen, bei Gott!

...Und er kam und hat Frieden verkündigt euch, den Fernen, und Frieden den Nahen. Denn durch ihn haben wir beide durch einen Geist den Zugang zum Vater. So seid ihr nun nicht mehr Fremde und Nichtbürger, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. (Eph 2,17-20)

Amen!

Sieger Köder ist Priester und ein herausragender christlicher Künstler. Für die Kirche St. Stephanus in Wasseralfingen (Baden-Württemberg, Nähe Ulm) hat er einen inspirierenden Kreuzweg gemalt, den wir mit diesen Internetandachten anschauen und besprechen. Wir danken ihm für die freundliche Genehmigung dafür. Auch danken wir Pfr. Theo Schmidkonz SJ, der mit seinem Büchlein „Kreuzweg-Erfahrungen“ ebenfalls auf diese Bilder eingegangen ist und viele Anregungen geliefert hat.

Quelle: Kreuzweg-Erfahrungen

Datum: 14.04.2006
Autor: Jens Kaldewey

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