Das Massaker in Erfurt und die Folgen: Was muss sich ändern in der Gesellschaft?

Kirchen bieten ihre Hilfe an

Berlin. In die Fassungslosigkeit und die Trauer über den Amoklauf von Erfurt mischen sich zunehmend Nachdenklichkeit über den Zustand der Gesellschaft und Fragen über die tieferen Ursachen der Bluttat. Welche Konsequenzen sind angesichts einer solchen Eskalation des Hasses zu ziehen? Was können Christen und Kirchen tun?

Der 19jährige Ex-Schüler und Sportschütze Robert Steinhäuser hatte am 26. April im Gutenberg-Gymnasium zwölf Lehrer, zwei Schülerinnen, eine Sekretärin, einen Polizisten und sich selbst getötet. Er war im Februar von der Schule verwiesen worden, weil er ärztliche Atteste gefälscht hatte. Die Polizei fand in seiner Wohnung gewaltverherrlichende Computer- und Videospiele sowie Tonträger. In einem Lied heisst es unter anderem: “Erschiesse Deine widerlichen Lehrer mit einer Pumpgun!” Der Amokläufer hatte ein solches Gewehr dabei, das er jedoch nicht benutzte. Beim Chatten im Internet hatte er sich der Zeitung “Bild am Sonntag” zufolge als “Satans Sohn” bezeichnet.

Zu den Christen, die nach der Tat seelsorgerliche Hilfe leisteten, gehörten Mitglieder der freikirchlich-evangelikalen Missionsgemeinde. Sie verteilten an Schüler, Eltern und Passanten Blätter, auf denen Psalm 23 und und das Jesus-Wort “Euer Herz erschrecke nicht! Glaubet an Gott und glaubet an mich!” (Johannes 14,1) abgedruckt war. Das Interesse sei so stark gewesen, dass die Zettel innerhalb einer Stunde verteilt gewesen seien, berichtete Pastor Rüdiger Zander. Dabei sei teilweise ein neues Fragen der Passanten nach Gott spürbar geworden. Zander führte unter anderem Gespräche mit einem Schüler, dessen Physiklehrer erschossen wurde, und mit einem Kollegen des getöteten Polizisten.

Der Pastor kritisierte, dass es bei der öffentlichen Diskussion über die Tat fast ausschliesslich um psychologische Aspekte gehe. Die tiefere Ursache der Gewalt, nämlich die Gottlosigkeit des Menschen, bleibe ausgeblendet. Es werde immer deutlicher, welche Folgen es habe, wenn die Gesellschaft Gottes Ordnungen – etwa im Blick auf Ehe und Familie vernachlässige – und seine Gebote mit Füssen trete.

Gebet für die Schulen

Christen aus Gemeinden der Evangelischen Allianz Erfurt beteten unter dem Eindruck der Tat für ihre Stadt. Die Studentenmission in Deutschland (SMD) rief zu einer Woche des Gebets für die Schulen in Deutschland auf. “Wir wollen für die Schulen beten, weil wir glauben, dass Gott Schulen in einer positiven Weise prägt. Vielleicht wartet er ja nur darauf, dass wir ihn wieder bewusst dorthin einladen.”

Bayerische Kultusministerin: Verbietet den Gewaltschund!

Neu in die Diskussion gerät durch die Tat auch die Wirkung von Gewalt in den Medien. Die bayerische Kultusministerin Monika Hohlmeier (CSU) schrieb in der “Bild am Sonntag”: “Brutale, blutige und menschenverachtende Filme haben in unseren Familie nichts mehr zu suchen. Der Schund muss endlich verboten werden.” Die Ministerin beklagt, dass Erziehung und Werteorientierung in den vergangenen Jahren als “konservatives Palaver von vorgestern” abgetan worden seien. Sie fragt: “Was muss eigentlich noch passieren, bis sich diese Gesellschaft endlich darauf besinnt, dass Erwachsene wieder Vorbilder werden und Wertmassstäbe, die sie setzen, selbst einhalten müssen?”

Christlicher Medienverbund: Die Politik muss endlich handeln

Der Christliche Medienverbund KEP (Konferenz Evangelischer Publizisten) verlangte ein entschlossenes Handeln der Politik gegen gewaltverherrlichende Musik und Videospiele. “Die Zeit der Vertuschung und des Verschweigens der Gefahren muss vorbei sein”, erklärte der Geschäftsführer dieser medienpolitischen Interessenvertretung von 1,3 Millionen Protestanten in Deutschland, Wolfgang Baake. Offenbar müsse immer erst etwas passieren, bevor die Verantwortlichen endlich handeln: “Seit Jahr und Tag haben wir wirksame Massnahmen gegen Gewaltverherrlichung in den Medien gefordert. Von den Medienmachern wurden wir verhöhnt, und bei der Politik sind wir weitgehend auf ein Kartell des Vertuschens gestossen. Das ist blamabel und gefährlich.”

Es kann keine schnelle Antwort auf Erfurt geben

Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Präses Peter Strauch (Witten), sagte, es könne “keine schnelle Antwort auf Erfurt” geben: “Nur wenn wir lernen, im Geist der Bibel zu leben, wird deutlich, dass jede Art von Leben wertvoll und schützenswert ist.” Christen müssten das leben, “was sie jeden Sonntag im Gottesdienst singen und beten”.

'Wir sind da für die Menschen, die trauern'

Freitag, 26. April 2002. Der Amoklauf eines 19-jährigen Schülers in Erfurt erschüttert Deutschland. Er tötet mit gezielten Kopfschüssen 12 Lehrer, 2 Schüler, eine Sekretärin und einen Polizisten. Politiker ringen nach Worten. «Was die Kirchen in Erfurt, und vor allem die Quartierkirche beim Gutenberg-Gymnasium jetzt bieten kann, ist Raum, Zeit und Worte», sagt Ruth Elisabeth Schlemmer, Pfarrerin an der Andreaskirche in Erfurt.

Zum Audio-Beitrag von Radio ERF

Wie viele Weckrufe brauchen wir noch?

Die Nachricht vom Massenmord von Erfurt traf mich am Nachmittag des 26. April in der Vorbereitung auf eine öffentliche Veranstaltung in einer brandenburgischen Stadt mit dem Thema “Liebe – schön wär’s”. Wenn dieser 19jährige Mörder doch nur erfahren hätte, dass er von Gott und von Menschen geliebt und wertgeschätzt ist – unabhängig von seiner Leistung! Zu spät über “wenn” und “hätte” nachzudenken. Was können wir in Zukunft tun?

1. Wir brauchen dringend mehr Jugendarbeit, in der Kinder und Jugendliche Gott und seine Liebe durch Jesus kennenlernen. Sie müssen den Wert ihres Lebens und den Respekt vor jedem Menschen begreifen. Darum rufe ich junge Christen auf: “Wartet nicht auf andere! Geht mit Liebe und Kreativität an die Arbeit!”

2. Die öffentlichen Reaktionen führender Politiker waren besonnen. Nun hoffen wir, dass über notwendige Konsequenzen nicht nur geredet wird, sondern dass auch angemessene Taten folgen. Die Gesetzgebung über den Erwerb von Waffen sowie über die Herstellung und den Verkauf von Gewaltvideos muss geändert werden. Die Politik muss die Rahmenbedingungen für das Miteinander von Lehrkräften und Schülern verbessern. Die Erziehungsziele müssen im Licht der schrecklichen Erfahrungen neu geklärt und vereinbart werden.

3. Die ausserschulische, wertorientierte Jugendarbeit der freien Träger muss gestärkt werden. Die wertorientierte Jugendarbeit wird vom Staat finanziell schäbig behandelt. Das wenige Geld wird in kurzatmige Programme gesteckt wird, mit denen Politiker sich selbst darstellen, anstatt die langfristige Jugendarbeit zu unterstützen.

4. Wir müssen Eltern in ihrer Erziehungsverantwortung stärken. Eine staatliche Rundumbetreuung der Kinder von der Krippe bis zur Ganztagsschule wird uns mehr Probleme bringen, als gelöst werden.

5. Wir müssen versuchen zu verstehen, warum es zu solchen grausamen Verbrechen wie in Erfurt kommen kann. Sorge macht mir aber, wie schnell “Krankheit” als Erklärungsschema herangezogen wird. Ein normaler, gesunder Mensch ist angeblich nicht in der Lage, so etwas Schreckliches zu tun. Aber mit dieser Erklärung stehlen wir uns selbst aus der Verantwortung. Eine “Gesellschaft der Schuldlosen” hat Prof. Iring Fetscher unsere Gesellschaft genannt. Wir erniedrigen uns zu Produkten der Verhältnisse, die keine Verantwortung tragen.

Es ist aber die einzigartige Würde des Menschen, dass er von Gott als Partner geschaffen wurde. Wir sind Gott verantwortlich. Wir sind nicht wie die Tiere. Wenn wir die Verantwortlichkeit des Menschen wegreden, zerstören wir seine Würde. Wir nehmen ihm auch die Chance des Neuanfangs durch Bekenntnis und Vergebung der Schuld und durch Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes. Der Schöpfer zeigt uns, wie unser Leben gelingen kann. Es ist höchste Zeit umzukehren. Jesus hat gesagt: “Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.” Man kann nicht Geld verdienen wollen durch Gewaltfilme und Pornos und zugleich erwarten, dass das gemeinsame Leben von Respekt vor der Würde jedes Menschen bestimmt ist. Wie viele schreckliche Weckrufe brauchen wir noch? Ulrich Parzany

Der Autor, Pfarrer Ulrich Parzany (Kassel), ist Generalsekretär des CVJM-Gesamtverbandes in Deutschland)

Erfurt ist überall

Entsetzen, Hilflosigkeit, Trauer und Sprachlosigkeit machen sich breit. Wer kann das Unfassbare fassen? Als am Freitag vergangener Woche Robert S. im Erfurter Gutenberg-Gymnasium ein kalkuliertes Blutbad anrichtete (es war kein Amoklauf) und 16 Menschen mit gezielten Kopfschüssen tötete, ehe er zum Selbstmörder wurde, brach für viele die allerletzte Provinz einer heilen Welt zusammen. Doch weniger als 24 Stunden später waren schon wieder die sonoren Beschwichtiger zu hören, die nie sonderliche Mühe haben, Phänomene verbal einzuordnen, um damit so etwas wie eine “Verstehensordnung” wieder herzustellen. “Gegen so etwas ist man nie völlig gefeit”, “niemand kann so etwas hundertprozentig ausschliessen” und ähnlich heissen die vertröstenden Allgemeinplätze.

Sicher gut gemeint, aber leichtsinnig und gefährlich. Es setzt sich immer mehr ein Klima bei uns fest, das für die nachwachsenden Generationen, also unsere Kinder und Enkelkinder, Angst, Hass und Perspektivlosigkeit ausbrütet. Und dafür sind wir Eltern und Grosseltern in erster Linie verantwortlich. Nicht nur “die da oben”, sondern jeder von uns. Übrigens: Von dem Racheterror in Erfurt bis zu den Selbstmordattentaten in Palästina und Israel ist es nur ein kleiner Schritt. Niemand weiss zu sagen, ob es sich in Palästina mehr um religiösen Fanatismus oder um grenzenlose Wut und Perspektivlosigkeit handelt Es ist jedenfalls eine Mischung, die sich so oder ähnlich immer wieder auch bei uns zusammenbrauen kann. Mir scheinen drei Elemente mit verantwortlich dafür zu sein, dass immer häufiger alle Werte kippen und alle Hemmschwellen in sich zusammenfallen.

Die Isolierung

Die seelischen und geistigen Anfälligkeiten und Auffälligkeiten bei unseren Kindern und Jugendlichen nehmen zu. Sie beeinflussen auch die körperliche Gesundheit in starkem Masse. Dabei geht es der jungen Generation materiell besser als je zuvor. Was sie aber am meisten braucht, wird ihr oft vorenthalten: Angenommensein in intakten Familien, liebevolles Konflikttraining in einem Klima, wo man auch Fehler machen, versagen darf ohne Liebesentzug. Statt dessen sind die Kinder zu oft auf sich selbst gestellt und alleine gelassen. Nicht nur mit den Rätseln des Daseins, sondern bis hinein in die Tagesabläufe. Auch die Clique, die meist durch Alkohol, Nikotin und andere Drogen zusammengehalten wird, schafft hier keine Abhilfe, sondern vertieft im Grunde die Isolierung.

Wie soll auch eine weithin kaputte und mit sich selbst nicht klar kommende Elterngeneration die Kinder auf das Leben vorbereiten? Wie sollen in der Eiseskälte egoistischer “Beziehungskisten” Wärme, Zuwendung und Anerkennung erfahren werden? So bleiben Kinder und Jugendliche auf sich selbst reduziert. Sie müssen mit dem Leistungsdruck alleine fertig werden. Schon in der Grundschule bedroht sie das Gespenst der Jugendarbeitslosigkeit und der diffuse Erwartungsdruck von allen Seiten. Nur selten können sie vertrauensvoll mit erfahrenen Menschen reden, sondern bleiben sich selbst überlassen. In einem Lebensabschnitt, in dem tragfähige Fundamente gebaut werden müssen, fühlen sich viele Kinder wie Treibholz auf dem Meer der Unwägbarkeiten.

Die Brutalisierung

Das Alleingelassensein führt auch dazu, dass viele Kinder ungehindert Zugang finden zu den Giftschränken eines modernen Haushaltes. Das sind die Fernsehgeräte, die Gewalt- und Pornovideos und die sogenannten “Killerspiele” am Computer. Warum nur bilden wir uns ein, das moralische Immunsystem unserer Kinder könne das verkraften und ausgleichen? Wir säen rohe Gewalt und wollen die Lieblichkeit von Rilke-Gedichten ernten. Wir trampeln auf den Seelen unserer Kinder herum und wundern uns, wenn Empfindsamkeit, Hilfsbereitschaft, Verständnis, Respekt, Gemeinsinn und alles, was Menschenwürde ausmacht, dabei verkrüppeln. In einer Welt, in der “Terminator” und “Eliminator” und ihre ganze verheerende, gewaltverherrlichende Brut die Helden abgeben, muss die Schwelle der Gewaltbereitschaft radikal sinken.

Die Dämonisierung

Und hier scheiden sich spätestens die Geister. Die bisherigen Überlegungen konnten für manchen nachdenklichen Leser zumindest ein Gesprächsbeitrag sein. Aber jetzt bewegen wir uns für viele auf zu dünnem Eis. Ganz anders ist das bei unseren Kindern. Ihnen sind das personifizierte Böse, Satan und seine Dämonen und Finsternisgestalten kein Problem. Einmal werden sie in der Fantasy-Welt ihrer Comics, Videos und Computerspiele voll in diese Richtung konditioniert. Und dann verschmelzen für immer mehr Jugendliche Fantasy und Wirklichkeit miteinander, und sie erfahren in handgreiflicher Weise die Macht des Dämonischen. Der Satanskult greift immer mehr um sich. Schwarze Messen und andere finstere Rituale breiten sich aus. Immer häufiger steht die Polizei vor unerklärlichen Fällen von Ritualmorden an Jugendlichen.

Während wir Eltern und Grosseltern langsam und erfolgreich Gott aus unserem Leben ausbürgern, auch aus Kindergärten und Schulen, verschreiben sich immer mehr Kinder und Jugendliche okkulten Praktiken oder verkaufen ganz radikal ihre Seele dem Teufel. Das sind keine Spielchen, auf die man sich aus Langeweile einlässt. So mag es für manche beginnen. Aber es handelt sich um eine grauenhafte Wirklichkeit der unsichtbaren Welt, die sich gerade in den Ländern des materiellen Überflusses und der seelischen Mangelschäden ausbreitet. Wo der Glaube an den lebendigen Gott und an die erlösende Macht Jesu Christi auszieht, da ziehen in die Leerräume der Seele Aberglaube und der Satanskult ein. Zeitgenossen, die das leichthin abtun, sind entweder ahnungslos oder scheuen die Auseinandersetzungen mit den Wurzeln unserer Probleme. Sie haben auch das biblische Zeugnis und die Lebenswirklichkeit gegen sich.

Biblische Werte

Was wir brauchen, ist eine Rückkehr zu den biblischen Werten. Das bedeutet nicht weniger als eine Abwendung vom Verderben bringenden Zeitgeist, der Selbstverwirklichung und Egoismus fördert und unsere Kinder auf der Strecke bleiben lässt. Das bedeutet eine Hinwendung zum Glauben an den Schöpfer- und Erlösergott, eine Neuentdeckung der Familie und der örtlichen Gemeinde, damit sich unsere Kinder in einem Klima der echten Liebe und Zuwendung entfalten können. Ohne eine geistige und moralische Wende, ohne eine geistliche Erneuerung müssen wir damit rechnen, dass Erfurt nur ein Beispiel war und die Gräben immer tiefer werden. Und wir haben vielleicht am 22. September 2002 noch einmal eine Chance. Dies ist keine Wahlwerbung für eine Partei. Für welche auch? Es genügt auch nicht, Massnahmen gegen Gewalt in den Medien und die Geschäftemacherei mit Gewaltvideos und Internetangeboten zu ergreifen. Und es genügt auch nicht, die Familien zu fördern und den Religionsunterricht in den Schulen zu verbessern, obwohl das alles sein muss! Es ist allerhöchste Zeit, dass wir Männer und Frauen in die politische Verantwortung wählen, die die innere Grösse haben, sich vor Gott und seinen Geboten zu beugen. Wilfried Reuter

Der Autor, Pfarrer Wilfried P. Reuter, ist Leiter des Geistlichen Rüstzentrums Krelingen (Lüneburger Heide).

Ein Geschwür bricht auf

Die Bluttat von Erfurt ist ein Fanal. Möge man das doch nur begreifen und es nicht als eine hinzunehmende Einzeltat eines Wahnsinnigen abtun. Es ist das verheerende Aufbrechen eines Geschwürs in unserer Gesellschaft, das bereits an vielen verdrängten Metastasen hätte erkennbar werden können: der unzureichenden Betreuung von Kindern, immer mehr getrennt lebenden Eltern (wie die Eltern des jetzigen Massenmörders) mit der Folge, dass Kinder vereinsamen und sich hinter Computer-Spielen verschanzen. Dazu kommen üble Anregungen zur Nachahmung durch elektronische Medien, Versuche zur Aggressionsentlastung durch eine grosse Vorliebe für Waffen und ganz gewiss nicht zuletzt ein Schulsystem mit erbarmungslosem Klausurenstress und der Angst, hoffnungslos für alle Zeiten versagt zu haben – das sind in Deutschland keine Einzelschicksale.

Deshalb ist die Gefahr von Nachahmungstätern ebenso gegeben, wie es schon seelisch-geistige Opfer unter Schülern und Lehrern durch eine gesellschaftliche ideologische Fehlentwicklung in unübersehbaren Massen gibt. Das dringendste Reformprogramm wäre: das Muttersein so positiv erscheinen zu lassen und zum Beruf auszubauen, dass Kinder wieder zu Hause Geborgenheit und Erziehung bekommen. Das wäre die wirksamste Therapie gegen Gewalt – und nicht Ganztagsschulen und die Förderung der Berufstätigkeit beider Elternteile. Es ist wirklich not-wendig, dass wir nicht weiter die Probleme unter den Teppich kehren und mit oberflächlichen Pflästerchen zu heilen suchen. Der unkindgemässe Umgang mit den Kindern durch ihren gesamten Werdegang hindurch schreit mit dem Blut der Opfer von Erfurt zum Himmel. Neuanfang, das Horchen auf die Vorgaben Gottes, das Lernen an der Erfahrung ist das Gebot in später Stunde. Christa Meves

Die Autorin, Christa Meves (Uelzen), ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin)

Datum: 01.05.2002
Quelle: idea Deutschland

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