Malaysia: Abkehr vom Animismus

Petronas Twin Towers

Kuala Lumpur. Das höchste Gebäude der Welt steht nicht in New York. Auch nicht in Chicago oder Hongkong, sondern in Kuala Lumpur. Als Symbol für ökonomischen Aufschwung und neu erwachendes Selbstbewusstsein ragen die „Petronas Twin Towers" 452 Meter in den Himmel über Malaysias Hauptstadt. Die 1,2 Milliarden Dollar teuren Zwillingstürme wurden nach den ästhetischen Prinzipien der tradititonellen islamischen Baukunst entworfen und sollen Stärke und Eleganz versinnbildlichen.

Malaysia verdankt seine florierende Wirtschaft dem Geschäft mit Tropenhölzern, Kokos und Kautschuk. In den letzten zwei Jahrzehnten entwickelte sich das Land zu einer der 20 führenden Handelsnationen der Erde. Europäische, amerikanische und japanische Unternehmen, hauptsächlich aus dem Bereich der Unterhaltungselektronik, lassen dort produzieren - wegen niedriger Lohnkosten. Mittlerweile ist die ehemalige britische Kolonie zum weltweit grössten Mikrochip-Exporteur aufgestiegen. Malaysias ehrgeiziges Ziel ist es, sich weitgehend von ausländischen Investoren unabhängig zu machen: Bis zum Jahr 2020 soll in der Nähe von Kuala Lumpur ein asiatisches Silicon Valley entstehen.

Land der Kontraste

Der Alltag der meisten Malaysier hat indes mit dem postmodernen Ambiente stahlglänzender Hochhausfassaden wenig zu tun. Im Schatten der Wolkenkratzer breitet sich ein bunter Teppich der unterschiedlichsten Kulturen, Völker und Religionen aus: Moscheen, Basare und Kolonialbauten im viktorianischen Stil sind dort ebenso anzutreffen wie chinesische, pakistanische und indische Viertel mit Strassenhändlern, Garküchen und Tempeln.

Mehr als die Hälfte der 22 Millionen Einwohner Malaysias bekennt sich zum Islam. Obwohl dieser als Staatsreligion von der Regierung unterstützt wird und für Muslime die strengen Gesetze der Scharia gelten, werden Andersgläubige weitgehend toleriert: 17 Prozent der Malaysier sind Buddhisten, die chinesischen Religionen Daoismus und Konfuzianismus machen zusammen 12 Prozent aus. Jeweils 7 Prozent sind Hindus oder Christen. Zudem gibt es zahlreiche Anhänger von Naturreligionen.

Im Bann des Geisterglaubens

Der Vielvölkerstaat Malaysia besteht aus einem an Thailand grenzenden Westteil und aus einem Ostteil im Norden der Insel Borneo. Dazwischen erstreckt sich der Ozean - auf einer Fläche, grösser als die Bundesrepublik.

Vor allem in den abgelegenen Regionen Borneos ist der Animismus weit verbreitet. Die Eingeborenen der Tropenwälder leben in ständiger Angst: Sie glauben ihre Umwelt von Mächten bevölkert, die Krankheit, Unglück und Tod verursachen. Um den Fluch der Dämonen und Götter abzuwenden, hat jedes Dorf kleine Geisterhäuschen, wo Palmwein, Fleisch, Früchte und andere Lebensmittel geopfert werden.

Der Stamm der Tagal siedelt in den Regenwäldern von Sabah, dem zweitgrössten malaysischen Bundesstaat im Osten Borneos. Die Lebensweise der Tagal hat sich seit Jahrhunderten kaum verändert. Wie ihre Vorfahren ernähren sie sich von Fisch und Wild, die häufig noch mit den traditionellen Jagdwaffen Speer und Blasrohr erlegt werden.

Mit schätzungsweise 30.000 bis 50.000 Menschen stellen die Tagal eine verhältnismässig kleine Bevölkerungsgruppe dar. Viele von ihnen haben sich vom Animismus losgesagt und der befreienden Kraft des Evangeliums zugewandt. Der Glaube an Jesus Christus kann aber nur dort Früchte tragen, wo Gottes Wort gelesen wird. Deshalb hat die Malaysische Bibelgesellschaft vor zwölf Jahren damit begonnen, die Bibel auf Tagal zu übersetzen. Diese Arbeiten werden demnächst abgeschlossen sein. Das Neue Testament konnte bereits Anfang der 90er Jahre herausgegeben werden. Die Bibelgesellschaft beabsichtigt, an die Tagal 1.500 Exemplare der neuen Bibel zu verteilen, sobald diese veröffentlicht wird.

Datum: 23.08.2002

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