Neues Milliardengeschäft

«Menschenschmuggel» brachte 2015 gleich viel ein wie Drogenhandel

Der «Menschenschmuggel» bringt den illegalen Gruppen, Schmuggler- und Erpresserbanden mittlerweile so viel Geld ein wie der Drogenhandel. Diese traurige Wahrheit bestätigte der Chef von Europol, Rob Wainwright, in einem Interview mit «The Independent». Rund 90 Prozent aller Flüchtlinge hätten Schieberbanden genutzt, um nach Europa zu gelangen.
Flüchtlinge bei ihrer Ankunft in Griechenland

Durch die vielen Flüchtlingsströme weltweit, insbesondere aber der aus Syrien, seien die Mafias gestärkt worden. Zwischen 3'000 und 6'000 Euro müsse eine Person zahlen, um von einer illegalen Händlerbande von ihrem Heimatort oder einer Zwischenheimat wie der Türkei, Syrien, Irak, Libanon oder Jordanien bis nach Europa transportiert zu werden. Trotz diesen horrenden Summen haben laut Umfragen unter 1'500 Flüchtlingen rund 90 Prozent eine solche «Dienstleistung» in Anspruch genommen, um auf europäischen Boden zu kommen.

«Die Champions-League der kriminellen Bereiche»

«Wenn wir das ganz einfach zusammenzählen, wurde 2015 ein Umsatz von zwischen drei und sechs Milliarden Euros gemacht… Dies ist ein Multimillionengeschäft und ist neben dem Drogenhandel zur 'Champions League' der kriminellen Bereiche geworden», erklärte Wainwright. Und dies hätten mittlerweile auch die Drogenhändler mitbekommen, die nun merken, dass sie ihre Kontakte und Netze für beide kriminellen Aktivitäten einsetzen könnten.

Die Schieberringe reichten von Afrika bis in die nordischen Länder. Zu ihnen gehören Kleinkriminelle, die ihren «Kunden» falsche Pässe zu besorgen, Taxifahrer, die sie über die Grenze schmuggeln, aber auch ganze gut organisierte kriminelle Organisationen. Allein im vergangenen Jahr habe Europol 10'700 Personen identifiziert, die in dieses Geschäft verwickelt sind.

Doch es sind nicht nur die unglaublichen Summen, welche Flüchtlinge bezahlen, um in Sicherheit zu gelangen. Immer wieder höre man, wie Schmuggler mit dem gesamten Esparnis einer Familie verschwinden, Flüchtlingsboote absichtlich versenken, damit niemand das Ufer erreiche oder die verzweifelten Menschen an Entführer- oder Erpresserbanden verkaufen.

Hoffnung der Flüchtlinge stärken

Diese traurige Entwicklung hat auch die UNO im Blick. «Wir müssen verhindern, dass immer mehr syrische Flüchtlinge in Armut rutschen, müssen ihre Hoffnung in die eigene Zukunft und in die ihres Landes stärken und diejenigen unterstützen, die Flüchtlinge aufnehmen», erklärte Filippo Grandi, Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen in einer Mitteilung.

Rob Wainwright fordert zudem, dass die betroffenen Länder noch stärker zusammen arbeiten, sowohl beim Eintreffen der Flüchtlinge in Europa als auch auf der Geheimdienstebene, um die kriminellen Gruppen aufzugreifen.

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Datum: 27.01.2016
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Protestantedigital / The Independent

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