Studie «Generation What?»

Auch ohne Glauben glücklich

Junge Menschen in Europa sind misstrauisch gegenüber den Kirchen. Durchschnittlich 58 Prozent der jungen Menschen vertrauen den christlichen Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften nicht.
Generation What
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Weitere 23 Prozent sind religiösen Institutionen gegenüber skeptisch. Lediglich drei Prozent der befragten jungen Menschen bejahen religiöse Institutionen und sprechen ihnen ihr vollkommenes Vertrauen aus. In Deutschland und den Niederlanden fällt das Misstrauen gegenüber den religiösen Anbietern mit 47 und 48 Prozent noch am niedrigsten aus.

Dies sind erste Ergebnisse der Jugendstudie «Generation What?». Sie wird von Rundfunkanstalten in ganz Europa durchgeführt. Insgesamt beteiligten sich an der Befragung bisher knapp eine Million junger Menschen aus 35 verschiedenen Ländern zwischen 18 und 34 Jahren. Die Befragung läuft seit April 2016 und wird noch bis Oktober 2017 weitergeführt.

Misstrauen gegenüber Institutionen

Die Studie zeigt, dass viele junge Leute gegenüber Institutionen grundsätzlich misstrauisch sind und ihnen wenig beziehungsweise nur geringes Vertrauen entgegenbringen. Das gilt auch für die Politik und die Medien.

Trotz einem bei vielen jungen Menschen bestehenden Interesse an Glauben und Religion, sagten 85 Prozent der jungen Menschen in Europa, dass sie auch ohne Religion glücklich sein können; in Deutschland sind es 79 Prozent der Befragten.

Eine Besonderheit der «Generation What?»-Studie ist, dass die europaweite Umfrage über einen Online-Fragebogen durchgeführt wurde. Videoclips zeigen zudem exemplarisch einige Antworten der jungen Menschen.

Insgesamt wurden für die Studie 159 Fragen gestellt. Dazu gehören Aspekte für die Vorstellung vom Glück, die Frage nach Sexualität, Partnerschaft und Ehe, Zukunftsaussichten, aber auch der Wunsch nach Kindern, die Bedeutung der Arbeit oder die Frage nach der Bereitschaft, sich zu engagieren. Die Ergebnisse können auf der Webpage nach Alter, Bildung und Land abgerufen werden.

Interesse an Glauben, aber nicht an Institutionen

Auch die Sinus-Jugendstudie von 2016 zeigt, dass junge Menschen sich für religiöse Fragen und Sinnsuche interessieren, aber kaum für religiöse Anbieter. Die Studie befragte Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren. Daraus folge, dass die Kirchen den Kontakt zu jungen Menschen suchen, aber es nicht auf eine Mitgliedschaft anlegen sollten, so Peter Martin Thomas, Mitautor der Sinus-Studie. Viele junge Menschen verhielten sich gegenüber den Anbietern wie «religiöse Touristen», so Thomas in einem Interview mit dem Deutschlandfunk.

Antworten erscheinen exotisch

Thomas fasst seine Einschätzung so zusammen: «Gerade für Jugendliche, die etwas religionsferner sind, ist das manchmal ganz schön exotisch, aufregend und interessant, welche Antwort Glaubensgemeinschaften haben. Dieses Interesse aufzugreifen, ohne gleich mit der Mitgliedschaft zu drohen, das wäre der beste Weg, jungen Menschen den Kontakt zur Kirche zu ermöglichen und ihnen die Freiheit zu geben: Wo docke ich denn jetzt an? Wo will ich mir etwas für mein eigenes Leben dazunehmen aus dieser Glaubensgemeinschaft?»

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Datum: 07.04.2017
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet

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