Umweltschonendes Arbeiten ist möglich

Venedig. Ein neues Verständnis von Arbeit und wirtschaftlichem Wachstum forderten die 60 Teilnehmenden der vierten Konferenz der kirchlichen Umweltbeauftragten Europas, die in Venedig stattfand. Ihre vierte Konsultation stand unter dem Thema "Arbeit und Schöpfungsverantwortung". In einer Situation oft folgenloser moralischer Appelle und politischer Beschlüsse sei das vorbildhafte umweltgerechte Handeln der Kirchen gefragt, betonten die Delegierten.

Die Versammlung, die vom Rat der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) durchgeführt wurde, sprach sich für ein qualitatives statt quantitatives Wirtschaftswachstum aus. Sie nahm dabei den Vorschlag des Zürcher Weihbischofs Peter Henrici auf, der in seinem Referat die Reduktion materiell-produktiver Arbeit und die Förderung kreativer Tätigkeiten gefordert hatte.

Beispielhaftes Handeln

Die Delegierten aus 24 Ländern sprachen sich für "umweltgerechte Finanzreformen" aus. In ihrer Schlusserklärung stellten sie fest, Förderprogramme für erneuerbare Energien, ökologisches Bauen, nachhaltige Mobilität und naturverträgliche Landwirtschaft würden zahlreiche Arbeitsplätze schaffen. Sie laden die Kirchen ein, den kommenden 1. September, der auf einen Sonntag und in die Zeit der UNO-Umweltkonferenz von Johannesburg fällt, weltweit als "Tag der Schöpfung" zu feiern.

"Nur in Verbindung mit beispielhaftem Handeln kann die Kirche wirksam zu einem Wertewandel beitragen und ihrem Auftrag der Schöpfungsverantwortung gerecht werden." Nach dieser Feststellung sind in der Erklärung von Venedig eine Reihe von Beispielen aufgeführt, die während des Erfahrungsaustausches der Umweltbeauftragten erwähnt wurden. Genannt sind hier unter anderem die Energiesparkurse für Sakristane, welche die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft Kirche und Umwelt (OeKU) der Schweiz seit Jahren durchführt.

"Absurder" Fortschritt

Während den dreitägigen Beratungen kamen öfters "absurde" Formen des technischen Fortschrittes zur Sprache. So meinte einer der sechs anwesenden Bischöfe zum Stichwort "Auto", es sei wenig sinnvoll, Unmengen von Energie und Tonnen von Material zu verschwenden, um (zumeist) einen einzigen Menschen zu befördern.

Ein ukrainischer Theologe erwähnte im Rahmen eines Podiumsgesprächs über "Arbeit und Gesundheit" die erschüttenden Folgen des Reaktorunfalls von Tschernobyl. Betroffen seien auch Generationen, die heute noch nicht geboren seien. Der materielle Schaden belaufe sich auf mehrere Milliarden Dollar.

In der anschliessenden Diskussion schlugen mehrere Votanten den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie vor, da ähnliche Unfälle "nicht absolut ausgeschlossen" werden können. Sie erinnerten daran, dass die Atomkraft weltweit bloss fünf Prozent des Energieverbrauchs abdeckt. Durch Sparmassnahmen könnte der Verbrauch um 40 Prozent reduziert werden.

Datum: 06.06.2002
Quelle: Kipa

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