Weltweit hungern über 800 Millionen Menschen

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Rom. Der Welternährungsgipfel der Vereinten Nationen, der am 13. Juni in Rom zuende ging, hat nach Ansicht des christlich-humanitären Hilfswerks World Vision (Friedrichsdorf bei Frankfurt am Main) zu wenig bewegt, um die Zahl der Hungeropfer drastisch zu senken. Weltweit hungern der UNO zufolge mehr als 800 Millionen Menschen; rund 100.000 sterben täglich an den Folgen von Unterernährung. Von den Hungernden leben 777 Millionen in Entwicklungsländern und mehr als 38 Millionen in so genannten Schwellenländern.

Die internationale Gemeinschaft habe zu wenig getan, um die Zahl der Hungernden zu halbieren, wie es beim letzten Gipfel im November 1996 für das Jahr 2015 als Ziel gesetzt wurde, bemängelt Albrecht Hartmann, Leiter der Entwicklungszusammenarbeit von World Vision Deutschland. “Das ist auch eine Folge vernachlässigter Massnahmen zur Ernährungssicherung und zur Entwicklung ländlicher Räume seitens der Industrieländer”, kommentiert Hartmann die Bilanz des Welternährungsgipfels. “Bauern in Entwicklungsländern brauchen leichteren Zugang zu Land, höherwertige Agrartechnik und das Wissen, wie widerstandsfähige Produkte angebaut und anschliessend vermarktet werden.”

Auch würden, so Hartmann, die armen Länder häufig immer noch durch hohe Zölle und Landwirtschaftssubventionen in den Industrieländern von den Agrarmärkten ausgeschlossen. Die Öffentlichkeit nehme humanitäre Katastrophen nur selektiv wahr, so Hartmann. Dass ein Grossteil der Weltbevölkerung ständig Hunger leide, interessiere nur wenige, konkrete Abhilfe gebe es kaum. Welternährungsfragen hätten bei den Regierungen der Industrienationen keine hohe Priorität. Mit Ausnahme Spaniens habe kein Industriestaat einen Staats- oder Regierungschef zum Gipfel nach Rom geschickt.

Von Ziel der Halbierung des Hungers weit entfernt

World Vision beklagt auch die Diskussion beim Ernährungsgipfel um Nahrung als Menschenrecht. “Hunger ist eine der schlimmsten Verletzungen der Menschenwürde. In einer Welt des Überflusses liegt es in unserer Macht, den Hunger zu beenden. Das Versagen, dieses Ziel zu erreichen, sollte uns alle mit Scham erfüllen”, kritisierte UN-Generalsekretär Kofi Annan, lobte gleichzeitig aber auch die neue “Internationale Allianz gegen Hunger”. Sie will fortan die Zahl der Hungernden halbieren, was aufgrund “mangelnden politischen Willens” bislang gescheitert sei. Der Welternährungsorganisation zufolge müssten jährlich 22 Millionen Menschen vom Hunger befreit werden und jeder Teilnehmerstaat des Gipfels müsste 25,5 Milliarden Euro aufbringen, um das Ziel zu erreichen. “Davon ist die Realität aber weit entfernt”, so FAO-Präsident Jacques Diouf.

Datum: 15.06.2002
Quelle: idea Deutschland

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