Knatsch um Kreuz

Hitzige Debatte um Kuppel des Berliner Stadtschlosses

Im Jahr 2019 soll das Berliner Stadtschloss wieder stehen. Doch bereits jetzt ist ein Streit darüber entbrannt. Es geht um das Kreuz auf der Kuppel. In 70 Metern Höhe würde – historisch gesehen – ein Kreuz stehen. Die Grünen sowie die Linkspartei bekämpfen dies.
Berliner Stadtschloss

Das Berliner Stadtschloss wird seit acht Jahren wieder hergerichtet. Es handelt sich dabei um eines der wichtigsten aktuellen Bauvorhaben Deutschlands. Bereits seit acht Jahren laufen die Bauarbeiten und sie sollen noch für rund zwei Jahre weitergehen. Nun ist eine heftige Debatte entbrannt: Es geht um das Kreuz, das historisch gesehen auf der Kuppel prangt.

Doch nun teilte die «Stiftung Zukunft Berlin» mit, dass sie der Meinung sei, dass das Kreuz den Dialog zwischen Kulturen und Religionen gefährde. Die Grünen und die Linkspartei stellen sich ebenfalls dagegen. Sigrid Hupach, Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, sagte gemäss der «Welt»: «Die Bundesregierung beteuert immer, das Humboldt-Forum solle ein Museum neuen Typs für die gesamte Weltgemeinschaft werden. Es soll ein öffentliches Gebäude sein, in das sich alle eingeladen fühlen. Aber wie soll ein solcher offener Dialog der Kulturen gelingen, wenn oben auf der Kuppel ein Kreuz schon die Richtung vorgibt? Eine solche Hierarchisierung der Kulturen und Religionen halte ich für absurd.»

«Unsere Kultur wurzelt in christlichem Menschenbild»

Anders sieht es die CDU; in dieser wird das geplante, vergoldete Kreuz verteidigt. Kulturstaatsministerin Monika Grütters gemäss der «Welt»: «Unsere Kultur der Offenheit, Freiheit und Barmherzigkeit hat ihre Wurzeln in unserem christlichen Menschenbild.»

Das Schloss war das prägnanteste Bauwerk in der historischen Mitte Berlins. Die DDR riss das im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Bauwerk ab und stellte dort «den Palast der Republik» auf, der 2009 abgerissen wurde. Nun wird an diesem Ort das historische Schloss wieder aufgebaut.

Kreuz-Bashing

In rund 70 Metern Höhe soll das Kreuz zu sehen sein. Sigrid Hupach fordert eine Debatte. In ihrer Forderung will sie jedoch auch gleich vorgeben, wie der Ausgang der Diskussion auszugehen hat: «Es braucht jetzt eine öffentliche Debatte über die Frage nach dem Kreuz, um die Idee noch zu verhindern. Der Kulturausschuss des Bundestages sollte sich dazu positionieren.»

Bereits finden erste Journalisten Wohlgefallen am Kreuz-Bashing, so etwa in der Berliner Zeitung, in der steht: «Nichts spricht gegen eine Fahnenstange auf der Engellaterne, auf der es europäisch, deutsch, katholisch, evangelisch, hindu- oder buddhistisch oder auch regenbogenbunt wehen kann. Aber es darf keine feste Hierarchie geben.»

«Diese Haltung wäre auch für Berlin von grosser Bedeutung»

Anders sieht dies Berlins katholischer Erzbischof Heiner Koch laut der «Welt»: «Das Kreuz ist für mich das Zeichen der frohen Botschaft des christlichen Glaubens für alle Menschen. Mit dem Kuppelkreuz haben seine Erbauer auch zum Ausdruck gebracht, dass sie ihre besondere Verantwortung als Herrscher bewusst vor Gott wahrnehmen wollten. An diese Haltung zu erinnern wäre auch heute für Berlin von grosser Bedeutung.»

Monika Grütters kommt auf ein ähnliches Ergebnis: «Unsere Kultur der Offenheit, Freiheit und Barmherzigkeit hat ihre Wurzeln in unserem christlichen Menschenbild. Das Angebot eines offenen Hauses, wie es das Humboldt-Forum sein will, ist nur glaubwürdig, wenn wir uns unserer eigenen Wurzeln bewusst sind und sie auch zeigen. Nur wer sich seiner Identität sicher ist, kann dem anderen Raum geben, ohne sich bedroht zu fühlen. Dafür steht für mich das Kreuz, und deshalb gehört es für mich zum Schloss dazu.»

Forums-Vorstand Johannes Wien sagt, dass das Kreuz bleibt. «Der Bundestag hat beschlossen, die historische Fassade zu rekonstruieren.» Im Architekturwettbewerb sei entschieden worden, dass auch die Kuppel rekonstruiert werde, und auf dieser sei nun einmal ein Kreuz gewesen. «Man kann nicht in die Beliebigkeit abrutschen und sagen, dieses historische Element nehmen wir mit rein, jenes nicht. Das wäre eine Manipulation.»

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Datum: 23.05.2017
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Focus / Welt.de

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