Im muslimischen Aserbaidschan

«Manchmal kommen pro Gottesdienst 30-40 Leute zum Glauben»

Noch vor 25 Jahren gab es in Aserbaidschan praktisch keine einheimischen Christen. Heute sind es etwa 10'000 – Tendenz steigend. Grund dafür sind registrierte Kirchen, ein grosses Hausgemeinden-Netzwerk und vor allem Menschen, die durch ihr verändertes Leben von Jesus zeugen.
Baku, Aserbaidschan
Pastor Mirzoev
Baptistengemeinde in Baku, Aserbaidschan

Obwohl 70 Jahre Kommunismus das Land geprägt haben, ist die Bevölkerung Aserbaidschans doch mehrheitlich muslimisch. Von neun Millionen Einwohnern sind gerade mal etwa 10'000 Christen. Doch das Wachstum unter ihnen ist erstaunlich, sagt Sari Mirzoev. Der Pastor war, laut eigenen Angaben, der erste Aseri, der zum christlichen Glauben kam. «Niemand verstand, warum ich das tat, aber als ich merkte, dass Gott in meinem Leben am Wirken ist, merkte ich, dass alle um mich herum geistlich tot waren», berichtet Mirzoev gegenüber CBN News.

Das war 1991. Der Pastor war damals Teil einer russischen Gemeinde, denn Aseri-Gemeinden, also Gemeinden der einheimischen Bevölkerung, gab es überhaupt nicht. «Alle Christen, die ich kannte, waren Russen.» Doch vier Jahre später gab Gott ihm das Versprechen, dass durch Mirzoev bald viele Aseri zum Glauben kommen würden.

Registrierte Gemeinden trotz Druck

Heute, 22 Jahre später, leitet er eine Baptistengemeinde in der Hauptstadt Baku, die grösste evangelische Kirche des Landes. Die meisten Gottesdienstbesucher sind Muslime. «Manchmal gibt es in einem einzigen Gottesdienst 30 bis 40 Leute, die Jesus Christus als ihren Retter annehmen.» Doch die Gemeinde aufzubauen, war nicht einfach. Zwar herrscht im Land offiziell Religionsfreiheit, doch Menschen, die irgendeine Art der Evangelisation machen, werden verfolgt oder eingeschüchtert. Durch neue Gesetze ist es jetzt ausserdem schwieriger, Kirchen registrieren zu lassen oder christliche Literatur zu drucken.

Evangelisation durch veränderte Leben

Neben den registrierten Kirchen gibt es aber auch ein grosses Netzwerk von Hausgemeinden, insbesondere ausserhalb der Hauptstadt Baku. Diese nutzen unterschiedliche Strategien, um Muslime zu erreichen, ohne offen zu evangelisieren, wofür die Christen vermutlich ins Gefängnis gesteckt würden. Das US-amerikanische Missionswerk Mission Eurasia, beispielsweise, engagiert sich durch die «Schule ohne Wände», die christliche Leiter ausbildet, um in der ehemaligen Sowjetunion Hoffnung und christliche Werte weiterzugeben. In Aserbaidschan werden dadurch überwiegend muslimische Familien angesprochen. Hafiz, Mitarbeiter der Schule ohne Wände, berichtet: «Muslime merken oft, dass wir Freude im Leben haben, und fragen sich, wo die herkommt. Dann erzählen wir ihnen, dass wir Christen sind. Wenn Muslime beobachten, wie sich das Leben anderer verändert, sehen sie darin das Evangelium.»

Auch junge Aseris werden durch die Hausgemeinden der Schule ohne Wände angesprochen. «Es ist eine angenehme und einfache Möglichkeit, um die Bibel kennenzulernen», sagt Ali, ein anderer Mitarbeiter. «Junge Leute können so persönlich sprechen und sich Fragen stellen – in einer sicheren Umgebung.»

Der Traum: Neun Millionen Aseris für Christus

Doch nicht nur die Christen in den Hausgemeinden müssen mit Verfolgung rechnen. Auch die registrierten Kirchen, darunter Sari Mirzoevs Gemeinde, werden ständig überwacht. Mehrmals wurde die Baptistengemeinde schon geschlossen, ihr Pastor Mirzoev festgenommen. «Unser Weg ist voller Herausforderungen, aber wir haben sie immer bewältigt durch Christus, der uns liebt», berichtet Mirzoev. «Und wir haben uns verpflichtet, für unseren Präsidenten und unser Land zu beten. Wir wollen erleben, dass alle neun Millionen Aseris an Jesus Glauben und ihn kennenlernen. Das ist unser Traum!»

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Datum: 08.03.2017
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / CBN

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