Weissrussland: 500 Gemeinden von Schliessung bedroht

Minsk - Nicht-orthodoxe Kirchen und Gemeinden in Weissrussland müssen sich auf eine massive Einschränkung der Religionsfreiheit einstellen. Das weissrussische Parlament hat letzte Woche ein neues Religionsgesetz verabschiedet. Danach müssen sich alle Religionsgemeinschaften innerhalb von zwei Jahren neu registrieren lassen. Die staatliche Anerkennung erhalten aber nur Glaubensgemeinschaften, die mindestens zehn Gemeinden haben, die schon 20 Jahre existieren. Diese Auflage erfüllen nur wenige Kirchen, vor allem die russisch-orthodoxe, da damals viele Kirchen vom kommunistischen Sowjetregime unterdrückt wurden.

Nach Angaben des deutschen Missionsbundes "Licht im Osten" (Korntal bei Stuttgart) sind rund 500 Gemeinden von der Schliessung bedroht. Am 26. Juni hatte das weissrussische Parlament den Entscheid zunächst auf den Herbst vertagt. Doch wurde der Gesetzesentwurf einen Tag später in einer nur zweistündigen Sitzung und mit nur zwei Gegenstimmen verabschiedet. Dies sagte der Leiter für Internationale Zusammenarbeit von "Licht im Osten", Johann Matthies. Das Gesetz ist nach Einschätzung des Ostkircheninstituts "Keston" (Oxford) neben den Regelungen in Turkmenistan und Usbekistan das repressivste Gesetz in den ehemaligen Sowjetrepubliken.

Nach Matthies' Einschätzung geht die Initiative dafür auf die orthodoxe Kirche zurück, die dadurch eine bevorzugte Stellung erhalte. "Die Abgeordneten haben die Interessen zehntausender weissrussischer Bürger missachtet", kritisierte der Leiter der weissrussischen Bibelgesellschaft, German Rodov, gegenüber "Keston" die Entscheidung. Yan Spasyuk, Leiter einer unabhängigen orthodoxen Kirche, der ebenfalls die Schliessung droht, bezeichnete das Gesetz als "Rückschritt in die stalinistische Repression".

Datum: 05.07.2002
Quelle: idea Deutschland

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