Chinesische Familie im Untergrund

Einige Schüler einer chinesischen Bibelschule

„Liu ist das, was man im Westen ‚einen grossen Mann Gottes’ nennen würde“, berichtet das Missionswerk „Offene Grenzen“ (Open Doors). Liu organisiert die Ausbildung für fast hundert Hauskirchen im zentralchinesischen Hochland - eine Tätigkeit, die ihm wahrscheinlich ein Todesurteil eintragen würde, wenn er dabei auf frischer Tat ertappt wird.

Liu ist 53 Jahre alt, verheiratet, Vater von drei Kindern im Alter von 16 bis 28 Jahren - und lebt mitsamt seiner Familie im Untergrund.

Vom Hauptmann zum Gemeindegründer

Liu war früher ein geachteter Hauptmann der chinesischen Armee und ein führendes Mitglied der kommunistischen Partei. Mit 30 Jahren kam er durch einen Freund zum Glauben an Jesus Christus.

Er wurde unehrenhaft aus der Armee ausgeschlossen, als er seinen neugefundenen Glauben mutig vor den militärischen Vorgesetzten und den Parteiführern bekannte. Liu behalf sich durch kleine Handlangerdienste. Er erlebte, dass sich zuerst seine Frau und dann sein damals einziger Sohn bekehrten. Damals war Liu nicht Teil einer Gemeinde. Er beschloss kurzerhand, dem abzuhelfen und begann selbst zu predigen. Innerhalb kürzester Zeit bekehrten sich etwa 700 Menschen, in der nächsten Woche etwa weitere 800. Er wurde beim Evangelisieren ertappt und innerhalb eines Jahres zweimal verhaftet und verurteilt.

Nachdem er wieder frei war, ging er mit seiner Familie in den Untergrund. Die damals gegründete Gemeinde hat sich verzehnfacht. Seine drei Kinder sind inzwischen alle im vollzeitlichen Gemeindegründungsdienst - und ständig unterwegs. „Wir sehen uns vier- bis fünfmal im Jahr“, meint Liu.

Wenn wir nicht laufen können - schwimmen wir

Oft finden Hauskirchen in Höhlen statt. Liu meint, Höhlenkirchen seien im Winter besser dran, als die in den üblichen Häusern, denn im chinesischen Hochlandwinter können die Temperaturen schnell bis minus 40 Grad Celsius fallen, und Menschen können dann leicht erfrieren.

Immer wieder macht er sich mit seinen Begleitern auf, auch in kleinen Bergdörfern neue Gemeinden zu gründen und zu besuchen. In einem Fall konnte der Bus wegen starkem Regen dort nicht hinkommen, und auch alle Fusswege waren weggeschwemmt. Wir fragten ihn: „Liu, wenn man noch nicht mal zu Fuss gehen kann, wie werdet ihr dort hinkommen?“ „Wir werden schwimmen,“ sagte Liu und lächelte. „Es wäre nicht das erste Mal“. Mehr Infos: Offene Grenzen; Fax (+41)-21-6483803

Datum: 31.08.2002
Quelle: Freitagsfax

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