Jesus Freaks international

Freak-News aus dem Thüringer Wald

Seit 1991 gibt es die Bewegung der Jesus Freaks, die in Hamburg startete. Auch sie ging durch Höhen und Tiefen und ist nach einer Konsolidierungs-Phase bereit, neu durchzustarten. An Himmelfahrt war das «Willo», ein internes Freaktreffen, wo auch neue Perspektiven und Ermutigung für die Zukunft durch die Bäume rauschten.
Gemeinschaft am Willo
Bettina Kammer
Freakstock

Die alternative Bewegung wurde durch ihre wilden Aktionen mit Sarg-, Kreuzigungs-Szenen und ähnlichem bekannt. Auch die «Volxbibel» von Martin Dreyer wurde zu einem Aushängeschild.

An Himmelfahrt fand «Willo» statt, das sogenannte Familientreffen, und zwar am südlichen Rand des Thüringer Waldes, wo sich Eichhörnchen und Hase gute Nacht sagen. Es dient als Zurüstung und Motivation für Leute, die sich stark mit der Bewegung identifizieren und legt auch grossen Wert auf das lockere Zusammensein. Da sie dieses Jahr auf das «Freakstock-Festival» verzichten müssen, waren um die 350 Besucher da, rund 100 mehr als sonst.

Das Freakstock mit rund 3'000 Besuchern ist mit vielen Konzerten und Workshops sowie Kreativ- und Sportangeboten sehr breit aufgestellt. Da ist der Übergang vom überzeugten Jesus Freak zum kirchenfernen Musikliebhaber fliessend.

Schlanke Freaks im Jahr 2017

Bettina Kammer, die Verantwortliche für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit und Mitglied des Leitungskreises, erklärte die aktuelle Situation: «In Stuttgart, Münster, Leipzig und anderswo wird Jesus-Freak-Gemeinde gelebt. In den 90er-Jahren war der Peak mit 80 bis 100 Gruppen erreicht. Heute zählt man nur noch rund 40 Gruppen. Die Gründe reichen von der zunehmenden christlichen Gemeindevielfalt über die auszuhaltende ideologische Weite innerhalb der Freaks bis hin zur Spaltung von Gruppen wegen einer sektenartigen Gemeinschaft.»

Eine Gabe der Freaks sei es, so Kammer weiter, eine Breite von Freiheit im Glaubensleben und Verantwortung zu ermöglichen, was gleichzeitig zu Spannungen führe. Die Werte der Bewegung haben sowohl progressive als auch traditionelle Aspekte. Dabei wird Vielfalt bewusst auf die Fahne geschrieben und natürlich eine unbedingte Zugehörigkeit zu Jesus.

Die Gemeinden und Gruppen in Deutschland treffen sich teilweise an Regio-Treffen, um den Austausch zu fördern. Hinzu kommen Gruppierungen in den Niederlanden, in der Schweiz, in Österreich und in Dänemark sowie Artverwandte in London, Polen, Norwegen und anderswo. In den USA bestehen besondere Freundschaften, welche die Jesus Freaks zum Teil unterstützen. In der Schweiz zählen sich zurzeit 5 Gruppen zur Bewegung, wobei im Untergrund ein grosser Trupp von Sympathisanten besteht.

«Zurzeit ist ein Prozess im Gange, um die Bewegungsleitung zu reformieren. Das bisherige, eher basisdemokratisch-orientierte Plenum von 20 bis 30 Leuten spiegelt zwar die Vielfalt an Meinungen bei den Freaks gut wider, allerdings wurden so schnelle und grundlegende Entscheidungen erschwert. Daher soll es ein neues, kleineres Team geben, das die Schwerpunkte setzt und gemeinsam mit den Regio- und Bereichsleitern an der Umsetzung arbeitet», so Bettina Kammer.

Wer ist Freak?

Doch was ist nun genau ein Jesus Freak? Welche Typen gehören dazu? Hierzu die Kommunikations-Chefin: «Lebendig und progressiv; die Punks von früher sind ebenso dabei wie Hipster, Ökos und Techno-Anhänger. Ein Glaubensbekenntnis sowie unsere Vision und Werte haben wir 2008 in der Jesus-Freaks-Charta formuliert. Es gilt: Jeder ist willkommen, wir schliessen niemanden aus, wie es teilweise in der Gesellschaft bewusst oder unbewusst geschieht.

Jeden anzunehmen, wie er ist – trotz schwierigem Charakter und anderen Unannehmlichkeiten – ist eine Gabe und gleichzeitig eine Herausforderung. Zum Beispiel ist bei uns in Berlin eine Frau mit zwei Hunden aufgetaucht, die in einer traditionellen Kirche keinen Platz mit ihren Vierbeinern fand. Bei uns wurde sie selbstverständlich aufgenommen.»

Versöhnt in die Zukunft

Der Leitungskreis investiert zurzeit in die Werte «Versöhnung» und «Wertschätzung», was zum Beispiel auf dem «Willo» als Gebetsthema und ganz praktisch umgesetzt wurde. Versöhnung spielte bereits auf der 25-Jahr-Feier im letzten Jahr eine grosse Rolle. Ausserdem will man verstärkt für die Gemeinden da sein, jedoch auch Gemeinde-Gründungen vorantreiben.

Wie in jeder Bewegung gibt es auch bei den Jesus Freaks heitere und düstere Zeiten – mit Jesus an ihrer Seite. Oder, wie Bettina Kammer ihren Zukunftswunsch formuliert: «Wir wollen mit neuer Kraft, unsere Vision leben und verbreiten!»

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Datum: 08.06.2017
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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