Schweizer an der Spitze

Gottfried Locher bleibt Präsident von Europas Protestanten

Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (Geke) hat zum Abschluss ihrer bis Dienstag in Basel tagenden Vollversammlung ein neues Leitungsgremium und ein neues Präsidium gewählt. 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde ein «Friedenspapier» verabschiedet.
Mitglieder des Geke-Präsidiums (von links): Gottfried Locher, Miriam Rose, John Bradbury

Geschäftsführender Präsident der Gemeinschaft bleibt für eine weitere Amtszeit der Schweizer Gottfried Locher. Er ist seit 2011 Präsident des Rates. An seiner Seite im Präsidium arbeiten künftig John Bradbury, Pfarrer der britischen United Reformed Church, und Miriam Rose, Professorin für Systematische Theologie in Jena.

Friedensdokument verabschiedet

Unter dem Motto «Miteinander in Europa» verabschiedete die Geke in Basel ein Friedenspapier aus Anlass des Weltkriegsendes vor 100 Jahren. «Angesichts der verheerenden und langfristigen Auswirkungen des Krieges wissen die Kirchen um die Bedeutung des Einsatzes für den Frieden und der zivilen Konfliktprävention», heisst es im Dokument. In dem Dokument geht es um Schuld, Versöhnung, Flucht, Migration, Minderheiten sowie Demokratie und Zivilgesellschaft.

Beim Schuldthema wird selbstkritisch gefragt, wo Kirchen die Begeisterung für den Krieg unkritisch betrachten oder sie gar unterstützen und mit entfacht haben; oder wo sie so sehr dem Zeitgeist verhaftet waren, dass sie ein politisches System weltanschaulich-theologisch legitimierten.

Zu Flucht und Migration heisst es, wer sie verhindern wolle, komme «um die Frage nicht herum, wie unsere europäische Wirtschafts-, Handels- und Agrarpolitik heute Migration aus anderen Erdteilen und Regionen nach Europa mit verursacht». Die Kirchen werden weiter gebeten, die Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung lebendig zu halten und für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und deren Stärkung auf allen staatlichen Ebenen einzutreten.

Ständige Gespräche mit dem Vatikan

Am Sonntag waren im Rahmen der Geke-Vollversammlung offiziell institutionalisierte Gespräche zwischen Geke und Vatikan beschlossen worden. Bislang hatte der Vatikan seine offiziellen Dialoge stets global mit bestimmten Konfessionsfamilien geführt, also mit dem Lutherischen Weltbund (LWB), der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, der Anglikanischen Gemeinschaft oder der Orthodoxen Kirche. Der Dialog mit der Geke betritt in zweifacher Hinsicht Neuland, denn es handelt sich um eine regional begrenzte und zugleich konfessionell uneinheitliche Gruppe.

Einen genauen Zeitplan für die Dialoggespräche gibt es noch nicht. Koch kündigte an, es gehe nun darum, den Kreis der Teilnehmer und die Themen-Agenda festzulegen. Locher schwebt vor, an wechselnden Standorten Europas zu tagen und nicht nur Fachtheologen, sondern auch Frauen und Männer der Basis einzubeziehen.

Zum Thema:
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Datum: 19.09.2018
Autor: Martin Spilker
Quelle: kath.ch

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