Die Vernachlässigung des Körpers rächt sich

Kostbare Gesundheit

Eine vergleichende Studie von 14 westlichen Industrienationen hat es gezeigt: Deutschland liegt bei der Lebenserwartung gerade einmal auf Platz 11 (Frauen 79,9 Jahre, Männer 73,6 Jahre). Und das, obwohl das Land bei den Gesundheitsausgaben Rang drei einnimmt (zum Vergleich: Die Schweiz liegt sowohl bei der Lebenserwartung als auch bei den Gesundheitsausgaben auf Platz drei). Das ist offensichtlich die Folge einer mangelhaften Strategie: Anstatt Krankheiten vorzubeugen, lässt man sie bei Ausbruch teuer (und nicht immer mit Erfolg) therapieren.

In Sonntagspredigten und -gebeten loben Christen Gott, der den Menschen so wunderbar gemacht hat. Unser Körper ist ein Wunderwerk, das Zusammenspiel von Organen, Nerven, Muskeln für die Wissenschaft in vieler Hinsicht immer noch geheimnisvoll! Dazu passt eigentlich nicht, wie viele mit diesem Körper umgehen. Sie füttern ihn falsch, bewegen ihn zu wenig und muten ihm manchmal durch Nikotin oder zu viel Alkohol auch noch Gifte zu. Die Bibel nennt den Körper den “Tempel des Heiligen Geistes”. Die Ehrfurcht vor diesem Tempel scheint im christlichen Alltag bisweilen verlorenzugehen. Bildlich gesprochen: Anstatt den Tempel zu pflegen, lässt man ihn bis in die Bausubstanz hinein verrotten. Krankheiten sind die Folge.

Die Bibel denkt anders: Ist es nicht bewegend, wenn Paulus einmal in einem Segenswunsch ausdrücklich die Bewahrung des Leibes mit einschliesst (1. Thessalonicher 5,23)? Von Leibfeindlichkeit keine Spur! Wie soll Gott aber segnen, wenn wir unserem Körper Raubbau zumuten? Wenn wir tagaus, tagein den Körper stressen, ohne ihm Entspannung zu geben; ihn fordern, ohne ihm genügend Wasser, Mineralien, Vitamine, ausgewogene Kost, Bewegung und genügend Schlaf anzubieten?

Gebrauchsanweisung für den Körper

Wir lesen eine dicke Gebrauchsanweisung, um mit dem neu gekauften Computer erfolgreich zu arbeiten oder uns eine digital gesteuerte Küchenmaschine nutzbar zu machen. Kennen wir die Gebrauchsanweisung für unseren Körper? Zu den 15 wichtigsten Faktoren für die Erhaltung von Gesundheit und Wohlbefinden zählen laut einer Studie des Heidelberger Mediziners Grossarth-Maticek: regelmässige körperliche Bewegung, gesunde Ernährung, die Fähigkeit zur Entspannung und Erholung, genügend Schlaf. Fehlt einer dieser Faktoren, sind nur noch weniger als 50 Prozent der Menschen in der Gruppe der 75- bis 88jährigen gesund. Ernährt sich jemand zwar gesund und hat sogar eine positive Lebenseinstellung, doch bewegt er sich nicht regelmässig, hat er eine deutlich geringere Lebenserwartung und wird eher körperlich oder seelisch krank.

Dauerlauf hilft gegen Ängste

Man kann es deshalb nicht häufig genug betonen: Unser Körper ist dazu geschaffen, dass wir ihn durch sinnvolle Bewegung herausfordern! Vor kurzem hat der Psychiater und Psychotherapeut Andreas Brooks, Privatdozent an der Universität Lübeck, Menschen mit plötzlich auftretenden Ängsten einer ungewöhnlichen Therapie unterzogen: Er behandelte sie mit einem Bewegungsprogramm (Dauerlauf). Das Ergebnis: Die Angstattacken verschwanden vollständig - ohne Medikamente, ohne Psychotherapie. Andere Studien unterstützen das: Trainierte Menschen sind weniger anfällig für Stressbelastungen. Sie schütten bei den gleichen stressigen Situationen weniger Adrenalin aus. So kann eine körperlich leistungsfähige Mutter eher Ruhe bewahren, wenn der Junge gerade seine zweite 5 nach Hause bringt, während die kleine Tochter mit blutender Nase schreiend durch die Küche läuft und der Mann anruft, dass er wider Erwarten spät nach Hause kommt. Solche Zusammenhänge sind uns leider viel zu wenig bewusst.

Glückshormone durch Sport

Was können Menschen, die sich ständig gestresst fühlen, bei einem angemessenen Zeitaufwand für ihren Körper praktisch tun? Für den Hausgebrauch körperlicher Betätigung gibt es beim gesunden Menschen eine einprägsame Faustregel (bei Krankheiten bitte den Arzt fragen!). Die Regel lautet: 3 x 30 x 130. Das bedeutet: Dreimal in der Woche 30 Minuten lang den Puls auf 130 bringen. Noch besser sind 40 Minuten. Zuvor fünf Minuten bei leichter Bewegung aufwärmen, anschliessend Dehnungsübungen. Was vielen Ungeübten wie ein Horror vorkommt, erweist sich für die körperlich Aktiven als Quelle von Glücksgefühlen. Nach dem leichten Sport gehen sie meistens singend unter die Dusche, da es zur Ausschüttung stimmungsaufhellender Hormone (Serotonin, Endorphine) kommt. Für manche ist eine Pulsfrequenz von 130 zu wenig, für andere zuviel. Daher kann man den “idealen” Puls bei Bewegung wie folgt ausrechnen, nachdem man zuerst einmal den Ruhepuls mit einer Pulsuhr gemessen hat: Von der Zahl 220 zieht man seinen Ruhepuls und sein Alter ab, multipliziert das Ergebnis mit 0,6 und zählt dann wieder den Ruhepuls hinzu. Die Summe ist der ideale Bewegungspuls, den man beim Trainieren in etwa halten sollte.

Training langsam beginnen

Es geht natürlich auch ohne Pulsuhr, wenn man folgendes beachtet: Von Anfang an so laufen, radfahren oder schwimmen, dass man 20 bis 40 Minuten kontinuierlich durchhält, sich dabei unterhalten kann und sich hinterher noch wohl fühlt. Wenn Sie noch singen können: etwas schneller gehen! Untrainierte sollten sich für etwa sechs Wochen auf einer niedrigeren Pulsfrequenz bewegen (100 - 120 Schläge pro Minute) oder zunächst dreimal in der Woche einfache Spaziergänge unternehmen. Die vorbeugenden Wirkungen regelmässiger Bewegung stellen sich nur dann ein, wenn man sich hinterher wohler fühlt als vorher!

Gestärktes Immunsystem

Die zeitliche Investition lohnt sich. Im Verlauf von etwa sechs Wochen bessern sich Konzentration und Leistungsfähigkeit so, dass man für die gleichen Tätigkeiten weniger Zeit braucht. Ausserdem treten weniger Erkältungskrankheiten auf. Das Immunsystem wird leistungsfähiger. Die weissen Blutkörperchen können mehr Bakterien und Krebszellen binden und vernichten. Hier besteht übrigens ein Gegensatz zu Spitzensportlern: Deren hohes Trainingsniveau kann das Immunsystem beeinträchtigen, was dann zu mehr Infektionskrankheiten führt.

Was Daniel schöner machte

Bewegung ist eine Komponente für den Körper, Ernährung eine andere. In der Regel haben wir zuviel Eiweiss und süsse Kohlehydrate (z.B. Zucker), zuviel (beziehungsweise die falschen) Fette auf dem Teller, und zudem trinken die meisten zu wenig. Weniger bekannt ist die Bedeutung der Pflanzenstoffe für die seelische und körperliche Gesundheit. Eine erschöpfte Nervenzelle, die lange kein Obst oder Gemüse bekommen hat, sieht aus wie ein geschälter Apfel nach drei Tagen: schrumpelig und braun. Erschöpfungszustände, Depressionen, Ängste können sich einstellen. Wie der Apfel seine Schale zum Schutz vor Umwelteinflüssen braucht, so auch die Zellen und Organe unseres Körpers Pflanzenstoffe. Offenbar machte Daniel im Alten Testament schon die Erfahrung, dass Gemüse gesünder (und schöner!) aussehen lässt sowie leistungsfähiger macht (Daniel 1,15). Bezüglich der Kost hatte sich Daniel gegen die Gepflogenheiten seiner Umgebung durchgesetzt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 600 Gramm frisches Obst oder Gemüse pro Tag. Der Clou an dieser Lebensweise: Die Kombination von Bewegung und frischer Ernährung potenziert die positiven Wirkungen auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit bis ins Alter.

Gönnen Sie sich eine Runde Entspannung

Auch Entspannung ist von unschätzbarer Bedeutung für körperliches Wohlbefinden. Viele Menschen haben ihre individuellen Möglichkeiten dazu gefunden: Lesen, einen Spaziergang unternehmen, Musik hören, ein entspannendes Bad nehmen, ein Mittagsschläfchen halten usw. Menschen, die stark gestresst sind oder an Depressionen und Ängsten leiden, können ein medizinisch vielfach überprüftes und geistlich unbedenkliches Verfahren namens “Progressive Muskelentspannung” erlernen. Wer Entspannung gut übt, bei dem vermindern sich erhöhter Blutdruck und Puls. Es ist erstaunlich, dass sich selbst die Muskulatur von Magen und Darm dabei mitentspannt. Ausserdem erhöhen sich bestimmte weisse Blutkörperchen. Dadurch wird das Immunsystem leistungsfähiger. Wer entspannter lebt, hat weniger Infektionen und Krebs, darf auf ein längeres Leben hoffen – eine Einsicht, die ganz offensichtlich schon Menschen der Bibel bekannt war: “Eifer und Zorn verkürzen das Leben, und Sorge macht alt vor der Zeit” (Sirach 30,26).

Ein weiterer Faktor

Dazu kommt die letztlich entscheidende geistliche Dimension: Wer seine Sorgen bei Gott abgeben und loslassen kann, erlebt eine direkte Wirkung auf die körperliche Gesundheit. Wer die täglichen Nachrichten verfolgt, ist schnell beunruhigt, verängstigt und angespannt. Wer aber die Geschicke der Welt und die schweren Schicksale der Menschen Gott im Gebet anbefehlen kann, wird nach den Nachrichten wieder schneller “getrost”. Er weiss, dieser Gott führt die Weltgeschichte zum Ziel. So erstaunlich es klingt: Diese Gewissheit wirkt sich über Jahrzehnte auf die Gesundheits- und Lebenserwartung aus. Denn auch das hat die medizinische Studie von Grossarth-Maticek über Gesundheitsfaktoren gezeigt: Eine positive Gottesbeziehung ist für das körperliche (!) Wohlbefinden wichtiger als alle anderen Gesundheitsfaktoren zusammen.

Datum: 09.06.2002
Quelle: idea Deutschland

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