Familienbericht 2017

Ehepaare mit Kindern dominieren die Familienszene

Der Ende April präsentierte Familienbericht des Bundesrates hat ein bemerkenswert kleines Echo ausgelöst. Vielleicht deshalb, weil traditionelle Familienformen weiterhin dominieren?
Erziehung in der Familie

Während der Familienbericht 2004 von Pascal Couchepin medienwirksam präsentiert wurde, hat sich der Bundesrat erst mal fünf Jahre Zeit genommen, um nach einer entsprechenden Motion von Lucrezia Meier-Schatz einen neuen Bericht zu erstellen. Zweitens wurde er lediglich online an die Redaktionen verschickt. Von den grossen Medien wurde er kaum wahrgenommen. Doch aus Sicht der Familien enthält der Familienbericht 2017 durchaus Interessantes, gerade weil er nichts Sensationelles enthält.

Familien: Eltern mit Kindern dominieren

Der Bericht hält zum Beispiel fest, dass nach wie vor die Hälfte der Bevölkerung in einem Haushalt mit mindestens einem Elternteil und einem Kind lebt. In drei Vierteln dieser Haushalte leben verheiratete Eltern mit ihren Kindern. Nur einer von sieben dieser Haushalte ist dabei ein Einelternhaushalt, und nur in jedem 20. Haushalt lebt eine Patchworkfamilie.

Nach wie vor sind rund 70 Prozent der Frauen und knapp zwei Drittel der Männer zwischen 25 und 80 Jahren Eltern von leiblichen oder adoptierten Kindern. Die grosse Mehrheit der Eltern wünscht sich zwei Kinder, ein Viertel drei und mehr Kinder. Allerdings können diese Eltern den Wunsch oft nicht realisieren, da die Frauen den Kinderwunsch (biologisch) zu spät realisieren möchten. Gerade Frauen mit Hochschulabschluss schieben den Kinderwunsch oft zu lange hinaus.

Traditionelle Rollenverteilung

Der Bericht stellt auch fest, dass die Rollenverteilung in den Familien weiterhin ziemlich traditionell ist, und dass die Mütter, wenn sie arbeiten, dies meistens in Teilzeit tun, während die Väter ein Vollzeitpensum behalten. Auch die Kinder werden in einem hohen Mass selbst betreut, und familienexterne Betreuung wird zwar häufig, aber nicht permanent in Anspruch genommen und häufiger durch Grosseltern, Verwandte, Freunde oder Tagesmütter als durch Institutionen. Auch da bringt der neue Bericht nichts Sensationelles.

Drei Massnahmen mit klarer Richtung

Kritische Bemerkungen verdienen allerdings die Schlussfolgerungen daraus. Der Bundesrat verfolgt drei Massnahmen, wobei die erste und dritte in die gleiche Richtung zielen.

Er will erstens die Kosten für die Kinderbetreuung senken. Das hat inzwischen der Nationalrat in der Sondersession letzte Woche beschlossen. Und er will Steuerabzüge für die Kosten der familienexternen Kinderbetreuung erhöhen. Dass er auch die Beseitigung der Heiratsstrafe bei der Bundessteuer abschaffen will, wird auf Zustimmung stossen, auch wenn sie nur einem kleinen Teil der (gut verdienenden) Eltern zugute kommt.

Kurzfristiges Denken der Wirtschaftsführer

Der Bundesrat macht sich damit vor allem zum Erfüllungsgehilfen der Wirtschaft, auch wenn sich etliche Eltern, die auf eine Kita angewiesen sind, darüber freuen können. Aber es geht letztlich darum, dass Mütter ihr Engagement mehr in Richtung Beruf als Kindererziehung verlagern. Die Wirtschaft macht diesbezüglich Druck, was auch die Fachkräfteinitiative belegt. Aus familienpolitischer Sicht muss aber dazu bemerkt werden, dass der kurzfristige Nutzen einmal mehr auf Kosten einer nachhaltigen Investition in «Humankapital» geht.

Das Postulat Donzé bleibt aktuell

Leider hat der Bundesrat den innovativen Vorschlag zum Thema Familie, den schon Nationalrat Walter Donzé gemacht hat, nicht berücksichtigt. Es geht dabei um die Beziehungsförderung von Ehepaaren und Eltern, konkret um niederschwellige Beratungsangebote mit dem Ziel, Familienkrisen und Scheidungen vorzubeugen. Erfreulicherweise hat die Scheidungsrate in den letzten 10 Jahren um 10 Prozent abgenommen, doch es sind immer noch 40 Prozent. Damit könnte vor allem auch dem Problemfeld Einelternfamilien begegnet werden und möglicherweise viel Leid und Tränen vermieden werden. Zudem sind gesunde und glückliche Familien nach wie vor die beste Grundlage für eine gut funktionierende Wirtschaft und Gesellschaft.

Zur Webseite:
Zusammenfassung des Familienberichts des Bundesrates 2017
Familienbericht auf der Webseite des Bundes

Zum Thema:
IG 3 Plus Initiative «Kinder sichern Zukunft»  
Familientag IG3plus: Steuerbefreiung für kinderreiche Familien
Aller guten Dinge sind 3plus: Familienfest für kinderreiche Familien

Datum: 09.05.2017
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / SSF

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