SRF-Moderatorin

Amira Hafner-Al Jabaji fastet aus Solidarität mit Christen

Die Muslimin Amira Hafner-Al Jabaji, Moderatorin bei Sternstunde Religion von Schweizer Fernsehen SRF, verzichtet während der christlichen Fastenzeit auf Süssigkeiten. Den Erlös aus diesem Verzicht spendet sie für ein Projekt, das den Wiederaufbau christlicher Kirchen im Irak unterstützt.
Amira Hafner-Al Jabaji

In einem Mail an ihre christlichen Bekannten, das kath.ch vorliegt, schreibt Hafner, dass sie dieses Jahr mit ihnen fasten werde. Sie verzichte auf eine «liebste Gewohnheit», in ihrem Fall auf Süssigkeiten.

«Keine Schokolade, kein Gebäck, keine Süssspeisen!»

Obschon sie Erfahrung mit dem muslimischen Fastenmonat Ramadan habe, «wird es hart werden», so Hafner, die auch Präsidentin des Interreligiösen Thinkthanks ist.

Ihre Aktion ist jedoch mehr als eine private Angelegenheit: Den Erlös aus diesem Verzicht lässt Hafner einem Projekt zukommen, das sich für den Wiederaufbau christlicher Kirchen in der Provinz Ninive im Irak einsetzt.

Ein Verbrechen an den Christen

Als Muslimin mit irakischen Wurzeln sei es für sie sehr schmerzhaft zu sehen, wie Christinnen und Christen von dort vertrieben und ihres Besitzes beraubt würden, von jenen, «die den Namen des Islam missbrauchen und entehren.»

Die Zerstörung von Kirchen und Häusern von Christen sei «ein Verbrechen an ihnen und an der kulturellen Identität und Geschichte des ganzen Landes», erläutert Hafner auf Anfrage von kath.ch. Die Christen im Irak seien seit jeher fester Bestandteil des Landes, bereits bevor die Muslime dort ansässig wurden, so Hafner weiter. Das Zusammenleben habe über Jahrhunderte problemlos funktioniert.

Viele Muslime weltweit erlebten von christlicher Seite tatkräftige Unterstützung. «Es ist höchste Zeit, dass auch wir Muslime Solidarität zeigen und Hilfe leisten, besonders dort, wo Andersgläubige durch unsere eigenen Glaubensgeschwister drangsaliert werden.»

Nicht ungeübt im Fasten

Sie habe diese Aktion spontan gestartet, erklärt Hafner weiter, inspiriert von anderen Muslimen. «Im interreligiösen Dialog wird viel nachgedacht, geschrieben und diskutiert. Aber es braucht auch das konkrete und verbindende Handeln.»

Hafner ist nicht ungeübt im Fasten: Sie verzichtet jährlich während dem muslimischen Fastenmonat Ramadan auf jegliche feste und flüssige Nahrung von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang.

Es sei jedoch das erste Mal, dass sie während der christlichen Fastenzeit bewusst auf etwas verzichte. «Da ich schon ganzjährig auf Alkohol und Sport verzichte, habe ich beschlossen, in den sieben Wochen bis Ostern auf Süssigkeiten zu verzichten.» Es falle ihr allerdings schwer, gibt sie zu. Entsprechend sei die Aussicht auf Schokolade zu Ostern «so etwa wie die Vorfreude auf die Auferstehung.» Denn an diese glaubten Christen wie auch Muslime.

Weitere Musliminnen schliessen sich an

Hafner hat bislang viele ausschliesslich positive Reaktionen auf ihre Aktion bekommen. Etliche christliche Bekannte hätten ihr gesagt, wie sehr sie die Verbundenheit durch gemeinsames Fasten schätzten. Ausserdem hätten sich einige muslimische Freundinnen spontan der Aktion angeschlossen.

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Datum: 24.02.2018
Autor: Sylvia Stam
Quelle: kath.ch

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