Studie lässt aufhorchen

Wie Erwachsene zum Glauben finden

Es sind nicht nur junge oder alte Menschen, die zum Glauben an Christus kommen. Eine deutsche Studie kommt zum Schluss, dass es in der Landeskirche besonders Angehörige mittleren Alters sind.
LKF-Präsident Pfarrer Richard Stern

Die Studie wurde vom Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung der Universität Greifswald durchgeführt. Befragt wurden 462 Menschen aus evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Sie erzählten, wie sie in ihrer Kirche zum Glauben an Jesus Christus gefunden haben. Präsentiert wurde die Studie an der Tagung des Landeskirchenforums (LKF) am letzten Samstag in Winterthur durch LKF-Präsident Pfarrer Richard Stern. Der Anlass stand unter dem Thema «Sollen Steine reden? – Jesus bekannt machen».

Drei Haupttypen

Aus den Befragungen hat das Greifswalder Institut drei Haupttypen von Konversion (Bekehrung) abgeleitet. Erstens der Lebenswendetyp. Es sind Menschen, die sich für den Glauben entschieden haben, obwohl sie keine christliche Erziehung erlebt haben. Der Entdeckertyp wurde zwar christlich erzogen, hatte aber vor seiner Bekehrung nur selten Kontakt mit einer Gemeinde. Der Vergewisserungstyp wurde zwar christlich erzogen und war auch in der Kirche aktiv, hatte aber noch keinen lebendigen Glauben.

Die Rolle von glaubenden Mitmenschen

Die Studie ging davon aus, dass Menschen auf ihrem Weg zum Glauben sieben Etappen mehr oder weniger durchlaufen, wie sie der Religionspsychologe Lewis Rambo beschrieben hat: Kontext (zum Beispiel Elternhaus) – Krise – Suche – Kontakt (zum Beispiel mit gläubigen Freunden) – Interaktion (intensivere Auseinandersetzung mit dem Glauben) – Commitment (Entscheidung für den Glauben) – Konsequenz (Vertiefung des Glaubens). Das Studienteam mit Michael Herbst, Heinzpeter Hempelmann und anderen betont dazu: «Eine besondere Bedeutung haben auf dem Glaubensweg nicht nur kirchliche Veranstaltungen, sondern vor allem die missionarischen Menschen in der Kirche.»

Die Überraschung

Erstaunlicherweise fällt bei den Befragten auf, dass ihre Entscheidung für den Glauben mehrheitlich in der mittleren Lebensphase stattgefunden hat. Das relativiert Statistiken, die eine Bekehrung vor allem unter jungen und später unter alten Menschen feststellen. Dies mag durch die besonderen Umstände in landeskirchlichen Gemeinden zusammenhängen, deren Veranstaltungen besonders auch dieses Spektrum ansprechen. Den wichtigsten Anstoss zum Glauben gaben laut Angaben der Befragten der traditionelle Gottesdienst, das Abendmahl, die Anfrage zur ehrenamtlichen Mitarbeit, alternative Gottesdienste und Glaubenskurse (in dieser Reihenfolge).

Die Rolle von Glaubenskursen

Dabei waren Glaubenskurse für zwei Drittel der Befragten wichtig auf dem Glaubensweg, weil sie vom Gespräch und Begegnung in der Gruppe leben. Man kann sich dabei eigenständig mit dem Glauben auseinandersetzen. Glaubenskurse sind laut der Studie für alle drei Konversionstypen wichtig: «Sie erreichen wie kaum eine andere Veranstaltungsform auch Menschen aus einem nichtkirchlichen Umfeld.»

Das Studienteam hat seine Erkenntnisse schliesslich in 10 Thesen zusammengefasst.

Zum Buch zur Studie:
«Wie finden Erwachsene zum Glauben?»

Zum Thema:
Raum für Zweifel: Warum junge Menschen den Glauben verlieren

Studie zu Glaubensverlust: «Bei Druck wenden sich viele junge Leute vom Glauben ab»
WELT-Leitartikel: Christlicher Glaube tut Menschen gut

Datum: 22.03.2018
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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