Ökumenischer Lehrplan

Bündner Religionsunterricht richtet sich stärker auf christliche Inhalte aus

Vergangene Woche haben die evangelisch-reformierte und die katholische Landeskirche in Ilanz den neuen ökumenischen Lehrplan Religion für die Volksschule präsentiert. Er tritt im Herbst dieses Jahres in Kraft und gewichtet die christliche Praxis und biblische Inhalte stärker als bisher.
Religionsunterricht (Symbolbild)

Ab kommendem Schuljahr wird an Bündner Schulen neben dem Schulfach «Ethik, Religionen, Gemeinschaft» (ERG) das kirchlich verantwortete Schulfach «Religion» gelehrt. Nun ist klar, welches die Schwerpunkte des Religionsunterrichts sein werden. Der von den beiden Landeskirchen unterzeichnete Lehrplan wurde am 18. April in Ilanz der Öffentlichkeit vorgestellt, teilte die Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden am Freitag mit.

Vier Grundkompetenzen sollen gefördert werden

Demnach sollen im Unterricht vier Grundkompetenzen gefördert werden. So sollen Schülerinnen und Schüler befähigt werden, ihre eigene Identität zu entwickeln, religiöse Ausdrucksfähigkeit zu gewinnen, ein Verständnis für biblische Texte zu bekommen und die christliche Praxis zu entdecken. Zudem enthält der Lehrplan Anregungen für Aktivitäten im Rahmen der ausserschulischen religiösen Bildung in den Kirchgemeinden, heisst es in der Mitteilung weiter.

Christliche Inhalte im Mittelpunkt

Da der kirchliche Religionsunterricht neu auf eine statt zwei Wochenstunden beschränkt sei, habe der Lehrplan entsprechend angepasst werden müssen, sagt Ursula Schubert von der Fachstelle für Religionsunterricht der Evangelisch-reformierten Landeskirche Graubünden gegenüber ref.ch. «Stärker als früher ist der Unterricht nun auf christliche Praxis und biblische Inhalte ausgerichtet. Dagegen werden ethische und religionskundliche Themen zugunsten des Schulfaches Ethik, Religion und Gemeinschaft weniger ausführlich berücksichtigt.»

Profilierung gegenüber ERG

Bei der Präsentation vergangene Woche war auch Christian Cebulj, Professor für Religionspädagogik und Katechetik an der Theologischen Hochschule Chur (THC), zugegen, wie aus der Mitteilung hervorgeht. Er gehörte der vierköpfigen Redaktion des Lehrplans an. Der neue Lehrplan zeige, dass gegenüber dem Schulfach ERG eine Profilierung stattgefunden habe, so Cebulj gemäss Mitteilung. Der Unterricht im Fach «Religion» fokussiere auf den eigenen Standpunkt und auf die gelebte Toleranz gegenüber anderen Bekenntnissen und Weltanschauen. «Nur ERG wäre zu wenig», sagte der Professor demnach.

Landeskirchen und Bistum beteiligt

Der neue Lehrplan Religion wurde von den Bündner Landeskirchen und dem Bischöflichen Ordinariat Chur erarbeitet und verabschiedet. Er ist verbindlich, heisst es im Vorwort des 48 Seiten starken Dokuments. In den kommenden Wochen wird er in weiteren Bündner Kirchgemeinden und Pfarreien vorgestellt.

«Modell 1 plus 1» umgesetzt

Gemäss Mitteilung ist ab dem kommenden Schuljahr mit dem Unterricht sowohl des neuen Schulfachs «Ethik, Religionen und Gemeinschaft» als auch des konfessionellen Religionsunterrichts das sogenannte «Modell 1 plus 1» auf allen Klassenstufen eingeführt. Dieses Modell war 2009 von den Bündner Stimmbürger angenommen worden. Zuvor gab es zwei Wochenstunden kirchlichen Religionsunterricht.

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Datum: 24.04.2018
Quelle: kath.ch / ref.ch / bal

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