Ärzte-Komitee gegen Fristenregelung

Bern. Rund 300 Ärztinnen und Ärzte aus der ganzen Schweiz setzen sich in einer Broschüre für ein "klares Nein" zur Fristenregelung in der Abstimmung vom 2. Juni ein. Ihres Erachtens verharmlost die Fristenregelung "die oft schwerwiegenden Folgen" einer Abtreibung. Auch zwinge diese das medizinische Personal zur Wahrnehmung eines "gesellschaftlichen Tötungsauftrags".

Der Frau in Not werde durch die Fristenregelung, welche eine Abtreibung in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft erlaubt, "eine vermeintlich leichte Problemlösung" angeboten, betont das Ärzte-Komitee in einer am Dienstag veröffentlichten Medienmitteilung. Die dabei entstehenden seelischen Verletzungen würden jedoch häufig erst Jahre nach einer Abtreibung aufbrechen. "Als Psychiater weiss ich aus Erfahrung, dass die seelischen Auswirkungen einer Abtreibung schwerwiegend sind", meint beispielsweise der Psychotherapeut Hansruedi Stucki aus Eriswil BE. Durch die erleichterte Abtreibungsmöglichkeit werde die Schwangere "verwundbarer" gegenüber Druck aus ihrem Umfeld, welches nicht selten zur Abtreibung dränge, meinen die Mediziner weiter.

"Prüfung wird zur Farce"

Mit der Einführung des "schwer fassbaren" Begriffs der "schweren seelischen Notlage", der Abtreibungen in den ersten zwölf Wochen erlaubt, würden Spätabtreibungen jederzeit möglich, betonte das Ärzte-Komitee. Weil das bisher erforderliche Zweitgutachten abgeschafft werde, "würde die Prüfung der Notlage zur Farce", heisst es im Communiqué weiter.

Werde die Fristenregelung eingeführt, so würde das medizinische Personal in die Rolle gezwungen, einen "gesellschaftlichen Tötungsauftrag" wahrzunehmen. Das werde bei vielen jedoch zu einem "dauerhaften Gewissenskonflikt" führen.

Ausbau der Hilfe und der Beratung

Nach Überzeugung des Ärzte-Komitees gegen die Fristenregelung, dem nach eigenen Angaben über 300 Ärztinnen und Ärzte aus der ganzen Schweiz angehören, muss die Anwendung des heutigen Gesetzes verbessert werden. Es brauche einen Ausbau der "unbürokratischen Hilfe" für Schwangere in Not, damit sich keine Frau auf Grund fehlender Unterstützung zu einer Abtreibung gezwungen fühle. Auch brauche es einen Ausbau der Prävention und "echter Beratungsangebote", die der Betroffenen bei der Suche nach Alternativen zur Abtreibung behilflich seien.

Datum: 25.04.2002
Quelle: Kipa

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