Umstrittener Fernsehpfarrer

Fernsehpfarrer Jürgen Fliege sorgt mit seinen Sendungen manchmal für Aufruhr.

Hamburg. Immer weniger Fernsehzuschauer wollen die Talkshows von Fernsehpfarrer Jürgen Fliege noch auf dem Bildschirm sehen. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Programmzeitschrift TV TODAY (Hamburg), bei der der unbeliebteste deutsche Fernsehmoderator genannt werden sollte. 29 Prozent der Befragten entschieden sich für Jürgen Fliege, den früheren Pfarrer der rheinischen Kirche. Von ihnen waren 42 Prozent unter 29 Jahre.

“Fliege” feierte im März 2001 ihre 1000. Sendung. Im vergangenen Jahr erreichte sie durchschnittlich 1,27 Millionen Zuschauer, und war damit die meistgesehene Nachmittagstalkshow im deutschen Fernsehen.

Fliege übergibt 1,5 Millionen Euro für die Flut-Opfer

Unterstützung für die Opfer der Flutkatastrophe: Ingesamt 1,5 Millionen Euro erbrachten die Spendenaufrufe in der ARD-Sendung «Fliege». Es ist die höchste Summe, die je in einer Nachmittagssendung im Ersten gesammelt worden ist.

Scharfe Kritik an Talkmaster Jürgen Fliege

In der Talk-Show von Jürgen Fliege - die unter dem Motto „Allein gegen alle“ präsentiert wurde – ist kürzlich der seit 1973 mit einem Lehrverbot belegte Wiener Priester Adolf Holl aufgetreten.

Fliege stellte ihn als einen Mann vor, der sich allein gegen die „Weltmacht“ und das „Weltreich“ der römisch-katholischen Kirche gestellt habe, die noch in jedem kleinen Ort „einen Funktionär“ sitzen habe. Unmittelbar im Anschluss begrüsste der Talk-Master – ein evangelischer Pastor - dann einen 90-jährigen Gewerkschaftler, der unter dem NS-Regime im Konzentrationslager Dachau inhaftiert war.

„Zynismus und Fehlgriff“

Das Münchner Erzbischöfliche Ordinariat kritisiert die Gleichsetzung der beiden Lebenswege als „Zynismus und Fehlgriff“. Die mehrjährige, „von kritischer Offenheit begleitete“ Auseinandersetzung, die der damalige Wiener Erzbischof, Kardinal Franz König, mit Holl über grundsätzliche Fragen der Lehre der katholischen Kirche geführt habe, könne mit dem unmenschlichen Terrorregime des Nationalsozialismus nicht auf einer Ebene abgehandelt werden, wurde in der Erklärung des Ordinariats festgestellt.

In der Sendung sei auch nicht zum Ausdruck gekommen, dass der Umgang des Wiener Kardinals mit dem der Lehre der Kirche in wichtigen Fragen widersprechenden Theologen von „grosser Geduld, Dialogbereitschaft und menschlichem Respekt“ geprägt war. Holl sei durch diesen Vorgang keineswegs zu einem Menschen geworden, der allein gegen alle stehen musste. Vielmehr sei er zu einem gefragten Autor geworden.

Der 1930 geborenen Theologe und Priester Adolf Holl war 1976 von Kardinal König suspendiert worden. Zuvor hatte Holl mehrfach mit kirchenkritischen Aussagen für Aufregung gesorgt. Bereits 1973 war Holl die kirchliche Lehrbefugnis wegen „schweren Irrtümern gegen die katholische Lehre“ entzogen worden. Holl stiess kirchliche Würdenträger und manchen kirchentreuen Katholiken mit seiner Auslegung der Bibel vor den Kopf. Auch sein internationaler Bestseller „Jesus in schlechter Gesellschaft“ verschaffte ihm innerhalb der Amtskirche wenig Freunde.
Quellen: Idea.de/ORF

Datum: 01.09.2002

Werbung
Livenet Service
Werbung