Ruhepol für Reisende

Wenn aus der Tankstelle eine Kapelle wird

«Behüte unsere Familie auf der Reise und lass uns wohlbehalten zurückkehren»: Dieses Gebet schrieb ein Autofahrer vor wenigen Tagen in das Anliegenbuch der Autobahnkapelle Hamm, eine von 40 Kapellen Deutschlands. In der Schweiz gibt es nur eine einzige.
Eine ehemalige Tankstelle: die Autobahnkapelle in Hamm

Rund um die Uhr kehren Urlauber, Geschäftsreisende oder Trucker in der Autobahnkapelle Hamm (bei Dortmund) am Rand der A2 ein, um zu beten, eine Kerze anzuzünden oder einfach in Ruhe nachzudenken. Die Kapelle an der Raststätte Hamm-Rhynern ist eine von 40 Autobahnkirchen in Deutschland, die erste wurde 1958 eröffnet. Zu Beginn der sommerlichen Reisesaison machen sie am 16. Juni mit dem «Tag der Autobahnkirchen» auf sich aufmerksam.

Sondergenehmigung fürs Fahrrad

Das Besondere in Hamm: Es ist eine ehemalige Tankstelle. Sie wurde beim Ausbau der A2 durch eine moderne Tankanlage ersetzt und stand leer. Der Architekt Lutz Thomas Kusch brachte die Idee einer Autobahnkapelle ins Gespräch. Ein eigens gegründeter ökumenischer Förderverein sammelte die Spenden für den Umbau. Täglich sorgt nun Küsterin Hella Döring-Reinhold nach dem Rechten. «Die Kapelle ist mein Kind geworden», sagt die Seniorin, die mit Sondergenehmigung per Fahrrad die Kapelle ansteuern darf.

Die Kirche ist Tag und Nacht geöffnet. Lastwagenfahrer hatten anfangs beklagt, dass «immer schon zu» sei, wenn sie endlich Feierabend hätten, erzählt Lutz Thomas Kusch. Die Erfahrungen mit der 24-Stunden-Öffnung seien positiv: «Es hat nie Vandalismus gegeben und gestohlen wurde auch nichts.» Im vergangenen Jahr kamen 20'000 Menschen in die Kapelle, die 40 Autobahnkirchen Deutschlands werden jährlich von rund einer Million Reisenden besucht.

Kein Kreuz im Schweizer «Ort der Besinnung»

Etwas anders ist die Situation in der Schweiz. Hier gibt es nur eine einzige Kapelle an der Raststätte Gotthard im Kanton Uri. Der Grund hierfür sei, dass Kirchen und Kapellen in der Schweiz nicht zur Grundversorgung gehörten, wie dies in Deutschland der Fall sei, erklärte der Präsident des Stiftungsrats der Schweizer Autobahnkapelle, Anton Stadelmann, gegenüber Radio Life-Channel. Im Kanton Uri ist die Kapelle 1998 aus Tradition entstanden, doch täglich schauen hier nur 20 bis 30 Personen vorbei, so Stadelmann. Auch stehe hier kein Kreuz, da die Kapelle für alle Religionen gebaut worden sei.

Datum: 12.06.2013
Quelle: Livenet / epd

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