60 Jahre VBG

„Offene Tür zum Glauben“

Steht Gott dem Glück der Menschheit im Weg? Die „neuen Atheisten" behaupten es. Durch ihr Aufkommen hat die Auseinandersetzung um den Wert des Christentums und der Religion überhaupt eine neue Schärfe erhalten. Dies stellte Felix Ruther, Studienleiter der Vereinigten Bibelgruppen (VBG), an der Feier zum 60-Jahr-Jubiläum am 5. September in Lenzburg fest. Die VBG hätten in diesem Bereich weiterhin einen wichtigen Auftrag.
Zum VBG-Jubiläumstag gehörte eine Zeit des Bibelstudiums in Gruppen.
Dr. Felix Ruther
Das Reich Gottes im Blick: Dr. Hans Peter Jaeger, Ex-Präsident der VBG.

„Ich denke, dass seit der Gründung der VBG die Apologetik (argumentative Darlegung und Verteidigung des Glaubens; Red.) immer ein sehr wichtiger Bestandteil ihres evangelistischen Auftrages und Schulungs-Auftrages war", sagte Ruther vor rund 300 Gästen der Jubiläumsfeier. Zeitbeobachter behaupteten zwar, dass in der Postmoderne vernünftige Argumente nicht mehr gefragt seien, sondern nur noch das Erlebnis. Dennoch falle auf, „dass gerade durch das Aufkommen der ‚neuen Atheisten' die apologetische Auseinandersetzung wieder eine grosse Chance bekommen hat".

Studenten schätzen Debatte

Dem promovierten Chemiker Ruther, der auch an einem Zürcher Gymnasium unterrichtet und regelmässig vor Studierenden spricht, fällt auf: „Gerade an den Unis zeigt man sich noch interessiert an klaren Argumenten." An den Universitäten von Bern und Zürich seien grosse Hörsäle überfüllt gewesen, als er mit einem atheistischen Professor über die Frage „Existiert Gott?" diskutieren konnte. Weitere solche Anlässe seien in Zürich und Basel geplant.

„Appellativ und autoritativ"

Hansjörg Baldinger, Leiter des VBG-Arbeitszweiges LINK, der Studierende im Baltikum und in Russland auf christlicher Basis vernetzt, plädierte dafür, dass die VBG den evangelistischen Auftrag im Fokus behalten. „Unsere Botschaft ist dringlich, einfach, appellativ und autoritativ." Das Evangelium dürfe zwar nicht simplifizierend vermittelt werden, die Einladung zur Umkehr zu Gott müsse aber bei allen Aktivitäten erstrangig sein. Dabei dürften die VBG davon ausgehen, dass der Ruf zur Umkehr von Gottes Autorität gedeckt sei. Dies könne auch durch „Wunder und Zeichen" bestätigt sein.

Nähe und Distanz erlauben

An der Jubiläumsfeier bezeichnete Claudia Bandixen, Präsidentin des Kirchenrates der reformierten Landeskirche Aargau, die VBG als eine „offene Tür zum Glauben". Sie schätze an den VBG, dass sie den Menschen an den Bildungsstätten sowohl Nähe wie auch Distanz erlaubten, wobei sie persönliche Berührungspunkte mit den VBG erwähnte.

Wilf Gasser, Präsident der Schweizerischen Evangelischen Allianz, bekannte, die VBG hätten dazu beigetragen, seinen persönlichen Blick für Dimension Reiches Gottes zu weiten. Zudem habe sie ihm die Bedeutung eines „integrierten Christsein" vermittelt. Regina Aebi, Rechtsprofessorin und Dekanin der juristischen Fakultät der Universität Luzern, wünschte den VBG Mut zum evangelistischen Auftrag unter Studierenden. Sie wünsche sich aber auch, dass VBG-Mitarbeitende die Studierenden bei der Auseinandersetzung von Glauben und Denken unterstützten.

Leben gegen die Ich-AG

Paul Kleiner, Rektor des Theologisch-Diakonischen Seminars Aarau (TDS), forderte die Festgemeinde anhand von Philipper 2,12-18 auf, die Lichtfunktion der Christen in der Welt ernst zu nehmen. Christen seien heute berufen, „ein Leben gegen die Ich-AG zu führen".

Dr. Benedikt Walker, Leiter der VBG, fasste den VBG-Auftrag für das kommende Jahrzehnt kurz und prägnant zusammen: „Gott vertraute vor 60 Jahren den VBG-Pionieren die Welt der Studierenden, der Akademiker und der Bildung an. Diese Welt ist auch heute unser Auftrag. Wir als VBG sind aufgefordert, die Perlen des Glaubens in diese Welt zu tragen." Hanspeter Jaeger, 89, erster VBG-Präsident nach der Aera des VBG-Mitbegründers Hans Bürki, liess es sich nicht nehmen, trotz altersbedingter Beschwerden nach Lenzburg zu reisen und der VBG zuzurufen: „Trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes, dann wird euch alles übrige geschenkt werden."

Vernetzte Gruppen

Die Vereinigten Bibelgruppen (VBG) wurden 1949 als Zusammenschluss von bereits bestehenden Bibelgruppen gegründet. Sie nannten sich Vereinigte Bibelgruppen in Schule, Universität, Beruf. Hans Bürki war sowohl Gründer der ersten Bibelgruppen an Mittelschulen wie auch erster vollzeitlicher Generalsekretär der VBG. 1957 erwarb die VBG die Heimstätte Casa Moscia am Lago Maggiore bei Ascona TI. 1962 kaufte sie baufällige Häuser, Ställe und Land im fast ausgestorbenen Bergdorf Rasa im Centovalli TI. Daraus entstand in verschiedenen Schritten das heutige Campo Rasa.

Die VBG versteht sich als eine interkonfessionelle Bewegung, die "integriertes Christsein" leben, fördern und bekannt machen will. Zielgruppen sind Mittelschüler, Studierende sowie Mitarbeitende in akademischen Berufen, insbesondere im pädagogischen Bereich. Neuer Präsident der VBG ist Pfr. Heiner Schubert, Leiter der Communität Don Camillo in Montmirail (Thielle). Er löst den Unternehmensberater Dr. Beat Kropf (Wetzikon) ab.

Webseite: www.evbg.ch

Bilder: Nicole Lüdi-Keller

Datum: 09.09.2009
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet.ch

Werbung
Livenet Service
Werbung