Überlebenskünstler

Vertraut mit «Schlamm, Schweiss und Tränen»

Edward Michael Grylls ist Englands oberster Pfadfinder, der «Chief Scout». Der 39-Jährige britische Abenteurer gilt als «Survival»-Experte, als Überlebensspezialist. Gelernt hat er das in der SAS, dem Special Air Service der britischen Armee.
Survival-Experte Bear Grylls

«Schrapp, schrapp, schrapp» pladdert der Hubschrauber über der Wildnis. Plötzlich öffnet sich die Seitentür, ein Mann klettert auf die Landekufe. Dann lässt er sich fallen. Dreihundert Meter über dem Boden öffnet sich der Fallschirm. Geschickt landet der Mann auf einer kleinen Lichtung. Er packt den Schirm in seinen Rucksack und orientiert sich kurz. Dann marschiert er los. 72 Stunden Zeit hat Grylls, wieder die Zivilisation zu erreichen. Bis dahin muss er sich mit dem versorgen, was er unterwegs findet.

Bear Grylls ist wieder auf einem seiner Abenteuer. Diesmal wird er sich vielleicht von Termiten ernähren. Manchmal schläft er in bitterer Kälte im Kadaver eines erlegten Tiers. Oder er presst sein Trinkwasser mit einem Trick aus feuchtem Sand.

Das alles verfolgt der begeisterte Fernsehzuschauer am Bildschirm mit. Und irgendwann wird ihm klar, dass Grylls von einem Kamerateam begleitet wird.

Dabei ist Grylls kein seltsamer Vogel. Der Sohn des verstorbenen britischen Parlamentariers Sir Michael Grylls besuchte das renommierte Eton College und studierte Sprachen. Mit 20 Jahren wurde er Berufssoldat und kam in eine Spezialeinheit. 1996 zog er sich bei einer Fallschirmsprungübung einen dreifachen Wirbelsäulenbruch zu und überlebte nur knapp. Das war das Ende seiner Militärkarriere.

Doch Grylls erholte sich und bestieg 1998 als bis dahin jüngster Brite den Mount Everest. Anschliessend begann er die Zusammenarbeit mit dem internationalen Fernsehkanal Discovery Channel, moderierte und produzierte Dokumentarfilme. Mehr als 1,2 Milliarden Zuschauer in über 180 Ländern haben seine Abenteuer im Fernsehen mitverfolgt. Gerade seine Überlebenstricks zogen Millionen junge Leute in ihren Bann. Sein Buch «Schlamm, Schweiss und Tränen» stürmte auch in Deutschland die Bestsellerlisten.

Grylls, der in diesem Herbst einen Survival Guide, einen Überlebens-Ratgeber veröffentlicht, ist nicht nur der Spezialist für Outdoor. Er zeigt auch, wie man sicher einer brennenden Diskothek entkommt. Aber dem Pfadfinder ist nicht nur das körperliche Überleben eine Kernfrage des Lebens. Ebenso geht es ihm um das spirituelle Leben. Aus gutem Grund: «Ich bin noch keinem Atheisten in der Todeszone des Mount Everest oder in einem Rettungsboot begegnet», erklärt er sehr geerdet. Für Grylls ist das Leben «eine Reise». Und da brauche man manchmal jemand, «der uns führt».

Als Survival-Experte ist Grylls sehr bewusst, «dass wir alle unvollkommen sind». Und das nicht nur im Abenteuerbereich draussen in der Natur. «Tief drinnen in meiner Seele weiss ich, dass ich viele Male etwas verpfuscht und Unrecht getan habe.»

Dieser Schuld ist sich Grylls bewusst, aber auch, wie man sie los wird. Man könne um «Hilfe, Kraft, Erlösung und Frieden» bitten. Glaube sei etwas ganz Persönliches. Deshalb könne man ihn auch auf persönliche Weise nutzen. «Er ist ein Geschenk für Sie, dasJesus zu einem hohen Preis erkauft hat. Er starb an einem Kreuz und wurde an unserer Stelle zu Tode gequält, damit wir Vergebung und Freiheit erlangen konnten.»

Outdoor-Survival-Tipps von Bear Grylls:

  • In der Nacht erkennt man Objekte, Formen und Bewegungen besser, wenn wir diese nicht direkt anschauen, sondern ein wenig zur Seite blicken. Mit den am Augenrand gelegenen Stäbchenzellen sehen wir bei schlechtem Licht besser als unser direktes Gesichtsfeld.
  • Wenn Sie draussen im Gelände spüren, dass Sie eine Blase bekommen, können Sie sie manchmal aufhalten, indem Sie ein Stück kühles Moos in die Innenseite Ihrer Socke legen. Stellen Sie nur sicher, dass es nicht den Druck auf die wunde Stelle erhöht.
  • Wenn die Luft nicht zu feucht ist, können Sie Ihren Körper deutlich abkühlen, indem Sie Ihre Kleidung mit Wasser tränken. Wenn das Wasser verdunstet, wird es Ihre Körpertemperatur senken.
  • Prüfen Sie bei körperlicher Belastung den Geschmack Ihres Schweisses. Wenn er – wie Tränen – salzig schmeckt, ist es in Ordnung. Wenn nicht, müssen Sie das Salz dringend über Ihre Nahrung ersetzen.
  • Werfen Sie Späne, die beim Holzhacken entstehen, nicht weg. Sie sind sehr gutes Zündmaterial für das Feuer.

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Datum: 02.02.2014
Autor: Ralf Tibusek
Quelle: Augenblick mal / Brunnen Verlag

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