10 Jahre gelebtes Evangelium

Sozialmanager sehen die Not und handeln

Vor 10 Jahren gründete die Stiftung Wendepunkt die Fachschule für Sozialmanagement. Seitdem werden dort Männer und Frauen ausgebildet, um als Sozialmanager sozialdiakonische Projekte aufzubauen. Heute leben Sozialmanager in über 50 Projekten Nächstenliebe und leisten so einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft.
Hans-Peter Lang, Initiant der Fachschule für Sozialmanagement und Leiter der Stiftung Wendepunkt, bei einem Referat.
Hans-Peter Lang
Sozialmanager bauen während der Ausbildung ein eigenes Projekt auf.

Wenn ein engagierter Pioniertyp mit einem gewissen Netzwerk an die Fachschule kommt, um das nötige Know-how zum Aufbau einer Sozialfirma zu erhalten, dann geht es manchmal sehr schnell: Als Peter Reusser mit einer klaren Vision seine Sozialmanager-Ausbildung begann, gab es bereits die Stiftung Südkurve Lyss. Diese konnte ein Betriebsgebäude erwerben. Zwei Jahre später beschäftigte der Sozialmanager bereits 20 Sozialhilfebezüger in den Bereichen Metallverarbeitung, Montage, Allround-Service («Gefragt-Getan»), Büroräumung und Möbelreparatur. Die Beschäftigten haben dadurch wieder eine Tagesstruktur, eine sinnvolle Aufgabe und bauen neue soziale Kontakte auf. Einige von ihnen erhalten so wieder eine Chance im ersten Arbeitsmarkt und die Möglichkeit, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten.

Bewegt durch den Zustand von Sozialstaat, Kirche und Gesellschaft

Genau für Menschen wie Peter Reusser hat Hans-Peter Lang die Fachschule aufgebaut. Als Sozialunternehmer begegnet er einem Sozialstaat, der zunehmend selbst hilfsbedürftig ist: Das Fundament der Solidarität wird brüchig, die Säulen Finanzen und Leistungen werden schwächer und die sozialen Netze werden löchriger. Gleichzeitig erlebt er eine christliche Kirche im Spannungsfeld zwischen Moderne und Postmoderne, die zunehmend ihren Einfluss auf die Gesellschaft verliert, soziale Aktivitäten fortschreitend säkularisiert und in der Gefahr steht, sich vor der Welt und deren Herausforderungen zu verschliessen. Und das gerade in einer Zeit, da unsere Gesellschaft durch eine zunehmende Individualisierung, Globalisierung, Beschleunigung sowie Orientierungs-, Sinn- und Hoffnungslosigkeit geprägt ist.

«In diesem herausfordernden Umfeld sind Christen gefragt, die die Not sehen, sich im Vertrauen auf die Zusagen Gottes auf den Weg zu Lösungen machen und im Dienst am Nächsten Hoffnung und Orientierung geben,» erklärt Schulleiter Philipp Schön die Vision der Fachschule. «Wir wünschen uns, dass Kirche wieder Gottes Antwort auf die Probleme der Welt wird. Wer, wenn nicht die Nachfolger Jesu, können Antworten auf die Herausforderungen und Nöte unserer Zeit geben.»

Gelebte Nächstenliebe in professionellen Projekten

Deshalb engagieren sich Sozialmanagerinnen und Sozialmanager, um Menschen in materieller, psychischer, sozialer oder familiärer Not durch gelebte Nächstenliebe eine neue Perspektive zu geben. Die Projekte, die aus einer solchen Motivation heraus entstehen, sind vielfältig:

  • Wie in vielen christlichen Gemeinden gab es in der EMK Sevelen SG ungenutzte Ressourcen, wie z.B. leer stehende Räumlichkeiten. So fand Helen Sutter gute Voraussetzungen vor, als sie im Rahmen ihrer Ausbildung Abklärungen für einen Kinderhütedienst traf. Sie gründete den überkonfessionellen Verein Solemio und baute ein Team auf, welches heute eine Kinderbetreuung an drei Halbtagen pro Woche sowie ein Eltern-Café anbietet.

  • Sandra Kern fiel während ihres Fachpraktikums in einer Sozialfirma auf, dass Sozialhilfebezüger häufig unregelmässig und unausgewogen essen. Bei ihrer Bedarfsanalyse für den Kanton Thurgau zeigte sich, dass es im ganzen Kanton keine einzige Gassenküche gab. Das machte die Sozialmanagerin zu ihrem Projekt: Heute bietet ihr «Restaurant für Menschen am Existenzminimum» wöchentlich 40-50 Gästen Raum zum preisgünstigen & gesunden Essen. Für viele dieser Menschen ist ihre Gassenküche ein Stück Zuhause geworden.

Knowhow zum Aufbau sozialer Projekte

Die Fachschule für Sozialmanagement bietet eine berufsbegleitende Weiterbildung in Sozialmanagement an. Sie richtet sich an Frauen und Männer mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung, einem Blick für die Not der Menschen und der Bereitschaft, dieser zu begegnen.

Durch die Vermittlung von Fachwissen in Management, sozialer Arbeit und Theologie erhalten die Studierenden das Knowhow zum eigenständigen Aufbau eines Sozialprojekts. Während eines Fachpraktikums wenden sie das Erlernte in der Praxis an. Einzigartig an der Weiterbildung ist jedoch, dass die Sozialmanager mit Unterstützung der Schulleitung während der Ausbildungszeit ein eigenes soziales Projekt aufbauen. Dadurch entstehen Jahr für Jahr neue Lichtpunkte, die Menschen in Not Hoffnung und praktische Unterstützung bringen. Ausserdem begleitet die Fachschule Kirchen und Gemeinschaften, die sich gesellschaftsrelevant engagieren möchten.

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Datum: 31.10.2014
Autor: Florian Wüthrich / Philipp Schön
Quelle: Livenet / Fachschule für Sozialmanagement

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