Gefangenenseelsorger

«Für Gott gibt es keine hoffnungslosen Fälle»

Seit mehr als 20 Jahren besucht Robert Baumgartner Gefangene oder schreibt ihnen Briefe. Seit vier Jahren auch an Mark, einem zum Tod Verurteilten, der in einem Gefängnis in Florida sitzt. Der neueste Brief von Mark löste in Hombrechtikon (ZH) Jubel aus.
Robert Baumgartner: «Für Gott gibt es keine hoffnungslosen Fälle.»

«Für Gott gibt es keine hoffnungslosen Fälle», ist Robert Baumgartner aus Hombrechtikon ZH überzeugt. Deshalb liegen ihm auch Menschen im Gefängnis am Herzen. Er will ihnen Gottes bedingungslose Annahme und eine Perspektive für die Zukunft vermitteln. Das hat womöglich mit seiner eigenen Lebensgeschichte zu tun. Vom Börsenhändler über den Krankenpfleger zum Gefangenenbetreuer: Robert Baumgartners Lebensweg verlief alles andere als gerade. Eine abgebrochene Ausbildung, mehrere Berufswechsel und eine Scheidung gehörten dazu. Der 70-Jährige aus Hombrechtikon ZH erlebte aber auch erstaunliche Zeichen von Gottes Führung. So auch ganz aktuell durch einen Briefkontakt.

Mark wollte mehr wissen

Vor einigen Jahren wurde Robert Baumgartner von einer Organisation, die sich gegen die Todesstrafe einsetzt, gefragt, ob er es sich vorstellen könnte, mit einem Mann in einem Gefängnis im US-Bundesstaat Florida zu korrespondieren. Einige Tage lang überlegte er sich das, er betete intensiv. Dabei wurde ihm seine Überzeugung, mit der er den Gefangenendienst seit Jahren betreibt, wieder neu bewusst: Für Gott gibt es keine hoffnungslosen Fälle. Baumgartner sagte zu.

Den ersten Brief an den Häftling namens Mark schrieb er am 28. Juni 2011. Die Antwort aus Florida sei für ihn wie ein Wunder gewesen, erzählt Robert Baumgartner. Denn Mark wollte mehr wissen über ihn persönlich, seine Familie, seinen Glauben. So entwickelte sich ein reger Briefwechsel, über Alltägliches, über das Leben in Freiheit wie auch hinter Gittern. «Immer wieder waren die Briefe geprägt durch Fragen und Antworten zum christlichen Glauben», sagt Robert Baumgartner. «Immer mehr wurde Jesus Christus auch für Mark zum persönlichen Erlöser.» Schliesslich kam der Punkt, wo er zu sich sagte: «Robert, du hast jetzt alles, was dir wichtig ist, geschrieben. Du hast deine Gedanken und Überzeugungen mit Mark geteilt. Aber – glaubt er auch mit dem Herzen?»

Ein Traum führt weiter

Einmal mehr wandte sich Robert Baumgartner mit der Bitte um Führung an Gott. In dieser Nacht hatte er einen Traum. Das sei selten, sagt er. In der Regel könne er sich am Morgen nicht mehr an Geträumtes erinnern. Diesmal schon: «Ich sah den Traum wie in einem Film vor mir, stand auf und zeichnete das Gesehene mit einem dicken Filzschreiber auf ein Blatt Papier, das ich dem nächsten Brief an Mark beilegte.»

Nach unüblich kurzer Zeit kam Marks begeisterte Antwort: «Robert, Deine Zeichnung hat mir geholfen und ich habe mein Leben in die Hände von Jesus Christus gegeben!» Über diese Nachricht sei er so dankbar gewesen, dass er nichts anderes denken und sagen konnte, als ein lautes «Soli Deo Gloria!» – Gott allein die Ehre!

Marks Fall wird neu beurteilt

Robert Baumgartner fühlt sich gerufen, die Beziehung zu Mark jetzt noch bewusster zu pflegen. Über Mark wurde vor Jahren das Todesurteil gefällt. Doch vor wenigen Tagen, am 15. April 2015, erhielt er die Mitteilung, das zuständige Gericht habe angeordnet, Marks Fall neu zu beurteilen. «Mark sucht nach dem Willen Gottes für sein Leben», sagt Robert Baumgartner. «Was er sicher weiss, ist, dass Gott ihm vergeben hat und seine Hinwendung zu Jesus die wichtigste Entscheidung seines Lebens war.» Eine juristische Begnadigung ist zwar möglich, aber sehr selten. Doch Baumgartner hofft weiter für seinen Brieffreund, der inzwischen vom Knast aus im Fernstudium theologischen Unterricht geniesst. Zusammen mit anderen Christen will Mark eine Gebetsgruppe gründen. Dies ist ihm bis jetzt noch nicht erlaubt worden. Robert Baumgartner gibt die Hoffnung nicht auf: «So haben wir eine weitere Motivation, unsere Hände zu falten.»

Weitere Informationen bei: rodobaumgartner@bluewin.ch

Zur Webseite:
Prison Fellowship
Gefährdetenhilfe Ostschweiz

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Datum: 09.05.2015
Autor: Rolf Höneisen
Quelle: Idea Spektrum Schweiz

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