Todesstoss für Killerspiele
Gewalt von Jugendlichen erschüttert die Öffentlichkeit. Für Aufsehen sorgte vor einem Jahr ein Schüler, der bei einem Amoklauf im deutschen Winnenden 15 Personen tötete. In diesen Tagen müssen sich drei Schweizer Schüler wegen brutaler Übergriffe auf Passanten in München vor Gericht verantworten. Was bringt Jugendliche zu gewalttätigen Aktionen bis hin zum Töten von Unschuldigen? Fachleute sehen einen möglichen Faktor in Killerspielen, bei denen am Computer virtuell massive Gewalt gegen Spielfiguren ausgeübt wird, um möglichst viele Punkte zu erzielen.
Aggression durch Actiongames
Nach dem Nationalrat sprach sich vergangenen Donnerstag auch der Ständerat für ein Verbot von Killerspielen aus. Aufgrund der von Evi Allemann (SP, Bern) eingereichten Motion (09.3422) muss der Bundesrat ein entsprechendes Gesetz in die Wege leiten und sämtliche Spielprogramme verbieten, «in denen grausame Gewalttätigkeiten gegen Menschen und menschenähnliche Wesen zum Spielerfolg beitragen».Die bei Schweizer Gamern in Ungnade gefallene Berner Nationalrätin begründete ihren Gesetzesvorstoss damit, dass Gewaltspiele bei einzelnen Konsumenten zu schlimmster realer Gewalt führen können. «Es liegt mir fern zu behaupten, dass alle Spieler von Killergames gewalttätig werden. Nachgewiesen wurde aber, dass ein exzessiver Konsum von Actiongames einen Einfluss auf das Aggressionspotenzial hat. Aber wenn das der einzige Faktor ist und daneben ein stabiles soziales Umfeld besteht, die schulischen Leistungen stimmen und so weiter, dann ist das meist kein Problem», meinte sie im Gespräch mit «20 Minuten Online».
Games auch ohne Gewalt
Von der Game-Industrie wünscht sich Allemann, die auch Vorstandsmitglied der Vereinigung gegen mediale Gewalt (VGMG) ist, ein Umdenken. Hersteller sollten andere Arten von Spielen entwickeln oder zumindest die Gewalttätigkeit nicht mehr als zentrales Spielelement für den Erfolg einbauen. Vom künftigen Verbot wären etwa ein Dutzend Games betroffen, darunter Mortal Kombat und Manhunt, nicht aber Counterstrike. Allemann gibt zu bedenken, dass ein Verbot allein nicht genüge. «Es ist mit Präventionsmassnahmen, der Förderung von Medienkompetenz oder Elternbildung zu begleiten. Idealerweise stösst meine Motion diese Diskussion an.»Nicht verbieten, informieren genügt
Einen Verzicht auf ein Verbot von Killerspielen hingegen forderte die Kinder- und Jugendorganisation Pro Juventute. Während der Debatte im Ständerat trafen sich unter dem Slogan «Informieren statt Verbieten - Nein zu sinnlosen Medienverboten» über 150 Interessenvertreter und Jugendliche auf dem Bundesplatz zu einem fünfminütigen «Robot Dance». «Es gibt keinen anderen Lösungsweg als jenen, Kinder und Jugendliche bei der Entwicklung ihrer individuellen Medienkompetenz zu unterstützen. Staatliche oder auch elterliche Verbote können keinen "Schutz" garantieren. Die dafür notwendige Medienkompetenz muss heute früh genug und vor allem nachhaltig vermittelt werden - bei Kindern, Eltern und Lehrkräften.»Unterstützt wurde Pro Juventute vom Bündnis für eine selbstbestimmte Jugendkultur, welchem unter anderem JUSO (Jungsozialisten), die Piratenpartei Schweiz und Gamerverbände angehören.
Link zum Thema:
Die Beratung der Killerspiele-Motion im Ständerat
Datum: 22.03.2010
Autor: Werner Pfleger
Quelle: Livenet.ch