Hilfe im „geschützten Raum“

Internet-Seelsorge gewinnt an Bedeutung

Viele Menschen suchten in ihrer Orientierungslosigkeit Hilfe durch Kontakte im Internet, weil sie es nicht wagen, sich ihren Mitmenschen auf andere Weise anzuvertrauen.
Seelsorge

Die Onlineseelsorge sei ein Angebot, über das in einem „geschützten Raum“ unproblematisch ein erster Kontakt zu einem Berater aufgenommen werden könne, betonte Florian Mehring, Studienleiter der Biblisch Therapeutischen Seelsorge (BTS). „In der Onlineberatung kommen die Menschen gleich auf den Punkt. Sie schreiben, was sie wirklich bewegt.“ Webseite: www.bts-ips.de

Auch das Internetportal Jesus.ch bietet Seelsorge über das Netz an: Fragen zum christlichen Glauben oder einfach einen guten Rat. Ein Team von rund 30 Leuten versucht auf die Fragen einzugehen, welche selbstverständlich vertraulich behandelt werden. www.jesus.ch/www/index.php/D/article/172/175

Internet-Seelsorge beim Evangeliums-Rundfunk

Die Internetseelsorge gewinnt zunehmend an Bedeutung. Darauf haben Vertreter der Seelsorgeabteilung des Evangeliums-Rundfunks (ERF) hingewiesen. www.erf.de/seelsorg

Nach Angaben von Pastor Harald Petersen, Seelsorgeleiter des ERF erreichen den Evangeliums-Rundfunk jährlich je etwa 2000 seelsorgerliche Anfragen per Brief und Telefon, dagegen seien allein im vergangenen Jahr die E-Mail-Anfragen über das Internet von rund 4200 auf über 6000 angestiegen.

Ein Team von 15 hauptamtlichen Seelsorgern sowie von 37 ehrenamtlich tätigen Online-Seelsorgern kümmere sich beim ERF um die Beantwortung dieser Anfragen. „Kein anderes christliches Werk in Deutschland lässt sich die Seelsorge soviel kosten“, so Petersen. Dennoch könne man die weiter wachsenden Anfragen gegenwärtig kaum noch erledigen. Petersen lehnte es ab, zur Effektivitätssteigerung modulare „Baukastensteine“ zu verwenden. Wer beim ERF Rat suche, erfahre eine individuelle Betreuung. Auch würden die Ratsuchenden nicht für die Hilfeleistung zur Kasse gebeten.

Der ERF-Online-Seelsorger Richard Hasenöder erklärte, dass Internet- und Online-Seelsorger besonders viel Fingerspitzen- und Feingefühl für ihre Arbeit mitbringen müssten, da man das Gegenüber nur über teilweise sehr kurz gehaltene Internet-Anfragen kenne. Im Durchschnitt bestehe eine individuelle seelsorgerliche Begleitung aus sechs Korrespondenzen. Täglich erreichten den Medienproduzent ERF bis zu 20 neue Anfragen.

Um im Internet überhaupt mit christlichen Angeboten säkulare Menschen zu erreichen, sei es unabdingbar, aus christliche Sicht Antworten auf tagesaktuelle Fragen zu bieten.

Offenes Ohr der Kirche im Internet

Ebenso wie die Seelsorge zu den klassischen Arbeitsfelder der Kirchen und Gemeinden gehört, so ist ein Internet ohne Chatrooms nicht vorstellbar. Die Verbindung von beidem zur Chat-Seelsorge macht die Innovation aus, sagt die Evangelisch-lutherische Landeskirche. Auf einer technischen Plattform, die keine Spuren der Kommunikation hinterlässt und somit die Anonymität wahrt, eröffnet sich dort an mehreren Abenden pro Woche ein offener Chat für alle, die sich mit ihren Fragen und Problemen an die evangelische Kirche wenden möchten. Fast 50 Seelsorger und Seelsorgerinnen beteiligen sich an diesem offenes Ohr der Kirche im Internet. www.chatseelsorge.de/

Internet- und SMS-Seelsorge in der Schweiz

Vor bald einem Jahrzehnt zog ein Pfarrer die Internetseelsorge auf und startete später auch als Weltneuheit die Seelsorge per SMS. Nun haben sich die Dienste etabliert und werden von der reformierten Kirche offiziell getragen. Missionieren will man damit aber nicht.

Es ist eine Schweizer Erfolgsgeschichte: 1995 gründete der Zürcher Pfarrer Jakob Vetsch das weltweit erste Internet-Seelsorgeportal: www.seelsorge.net

Erstmals enstand die Möglichkeit, Kummer und Probleme unter Wahrung totaler Anonymität kund zu tun. Mit dem niederschwelligen elektronischen Seelsorgedienst hatte der heutige Pfarrer der Matthäuskirche offenbar den Nerv der Zeit getroffen: Das achtköpfige Seelsorgeteam zeigte sich mit den zahlreichen Anfragen bald einmal überlastet, die ehrenamtliche Truppe musste nach und nach auf dreissig Mitarbeiter aus dem theologischen und psychologischen Bereich aufgestockt werden. Vetsch selbst ruhte sich inzwischen nicht auf seinen Lorbeeren aus.

Obwohl die neuartige Seelsorge zunächst von herkömmlichen Beratungsdiensten belächelt wurde, hatte "Jack" , so Jakob Vetschs Kosename, bereits die nächste Pioniertat im Visier: Die SMS-Seelsorge – ebenfalls ein Weltnovum – war ursprünglich als erweiterte Anlaufstelle zur Internetseelsorge geplant, entwickelte sich aber schnell zum selbstständigen Zweig mit eigenem Betreuungsteam.

Operativ geleitet wurden die Dienste bis Ende 2003 von Vetsch und Jörg Weisshaupt, Vorsteher der Fachstelle Kirche + Jugend der reformierten Stadtkirche Zürich. Zu Jahresbeginn wurde der Internet- und SMS-Seelsorgedienst unter kirchliche Trägerschaft gestellt und mit einem jährlichen Budget von 240000 Franken ausgestattet. Momentan berappt die reformierte Stadtkirche Zürich den gesamten Betrag; man hofft jedoch, die anderen, auch katholischen Stadt- und Kantonalkirchen ins Boot zu holen und so die Kosten für den konfessionell neutralen Dienst besser verteilen zu können.

Den grössten Teil des Budgets beanspruchen 90 Stellenprozente im Bereich Geschäftsführung und Computeradministration. Die Professionalisierung des Seelsorgedienstes sei nötig gewesen, so Weisshaupt. Der ehrenamtlich arbeitende "Mail-master", zuständig für die Empfangsbestätigung und Zuweisung der elektronischen Sorgenpost, sei mit den vielen Anfragen, die zunehmends auch aus dem Ausland kommen, schlicht überfordert gewesen.

Mittlerweile kann man die Seelsorge in sieben Sprachen kontaktieren. Deutsche, französische und italienische Hilferufe beantwortet das schweizerische Team, die restlichen Anfragen werden an ausländische Betreuungsgruppen der entsprechenden Länder weitergeleitet.

Pro Tag treffen ungefähr je zwei bis fünf SMS und E-Mails auf der Beratungsstelle ein. Der Master schickt dem Hilfesuchenden eine Empfangsbestätigung und leitet die Schreiben an eine entsprechende Fachperson im Team weiter. Eine Antwort auf die Anfrage sollte innerhalb von 24 Stunden eintreffen. Bleibt es auch oftmals beim einmaligen Kontakt, ziehen sich andere Austausche über Monate hin, führen manchmal zu einem persönlichen Treffen.

Obwohl die Betreuungspersonen durchwegs eine christliche Überzeugung hat, versucht sie, ihre Dienste religiös neutral zu gestalten. "Wir missionieren nicht", erklärt Weisshaupt. Es ergäbe sich hin und wieder, dass im Verlaufe eines Kontaktes der Glaube thematisiert und ein Ratsuchender zum Weg mit Jesus überzeugt werden könne. So habe Weisshaupt auf einen verzweifelten Hilferuf einfach mit einem simplen "Bhüet di Gott" geantwortet. Worauf der Absender der Anfrage meinte, das sei da schönste gewesen, das ihm gesagt habe werden können.

Beziehungsschwierigkeiten stellen den grössten Anteil der Probleme, mit denen Jörg Weisshaupt und seine Mitarbeiter konfrontiert werden. Auch Themen wie Einsamkeit, Glaube, Generationenkonflikte und, vor allem beim von der jungen Generation bevorzugten SMS-Zweig, Suizid (siehe Kasten) beschäftigen die Benutzer der Internet- und SMS-Seelsorge.

"Das bringt doch eh nüt meh! I ma eifach nümm kämpfä, u ehrlich gseit …" – dieses SMS ist allerdings mehr als Hilferuf denn als Drohung zu interpretieren. Wer über Internet und SMS Gedanken an Selbsttötung mitteile, habe meist keine direkten Selbsttötungsabsichten, so Weisshaupt. Die akuten Fälle seien beim "Telefon 143", der neue Name der Telefonseelsorge, besser aufgehoben – denn die Antwort auf eine Anfrage per SMS erfolgt erst mehrere Stunden später, zu spät.

Weitere Angebote kurz vorgestellt

www.kummernetz.ch

Internetseelsorgestellen können ihre Kapazitäten über Kummernetz vernetzt anbieten. Über ein beratergesteuertes Belegungssystem können Ratsuchende Emaildialoge und/oder Einzelchats mit Seelsorger/innen kooperierender Einrichtungen belegen. Gegenseitige Hilfe: stark besuchte Community-Bereichen mit Forum-, Chat- und Galeriebereichen zur Kommunikation und gegenseitigen Hilfe, getrennt für Erwachsene, Kinder und Jugendliche. www.nordelbien.de/beratung/ber.internetseelsorge/index.h

Dahinter steht ein Team von nordelbischen Seelsorgerinnen und Seelsorgern. E-Mails werden an eine/n Seelsorger/in weitergeleitet, die/der auf die Anfrage antwortet. www.seelsorge-im-internet.de/

Evangelische Landeskirche in Baden - Nehmen Sie per E-Mail Kontakt zu einem Mitglied des Lebenshilfe-Teams auf, um das zu besprechen, was Ihnen am Herzen liegt. Die Antwort wird innerhalb der nächsten 24 Stunden versprochen. Im Team u.a.: Ursula Burkert (selbständige Theologin) in Tauberbischofsheim, sowie Dieter K. Sprengel Pastoralpsychologe (DGfP, VPP) und Evang. Stadtjugendseelsorger in Mannheim. www.bayern-evangelisch.de/beratung/pfarre.htm

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern - Haben Sie ein Anliegen oder eine Frage, mit der Sie sich an einen Pfarrer wenden wollen? Dann schreiben Sie an Pfr. Christoph Flad.
www.ekkw.de/rat_hilfe/onlineseelsorge.html

Fragen zur Bibel, zur Kirche oder zum Glauben. Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck mit Pfarrer Jörg Wohlgemuth. www.ekhn.de/p-online/index.htm

Fragen stellen in Bezug auf den Glauben, die Religion oder die Kirche. Evangelische Kirche in Hessen und Nassau mit Pfarrer Helwig Wegner. www.konfiweb.de/web/index.php

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern: auf Konfiweb können Jugendliche sich Ihre Sorgen und Fragen von der Seele mailen. Pfarrerin Christine Hemmeter-Taxis beantwortet die Mails und sagt bestimmt nichts weiter. Ein Angebot der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern auf Konfiweb.
www.chatseelsorge.ponton-lab.de/

Kirche im Rheinland will für alle Menschen, unabhängig von Religionszugehörigkeit, Alter und Geschlecht, ein Seelsorge- und Beratungsangebot machen, das die Vertraulichkeit gewährleistet und die Anonymität des Chatpartners achtet. Die Aufgaben von chatSEELsorge.de werden durch „ehrenamtliche Professionelle“ der beteiligten Landeskirchen und Fachorganisationen wahrgenommen, also durch Menschen die als PastorInnen, DiakonInnen, ReligionspädagogInnen oder BeraterInnen im Raum der Kirche angestellt sind.

Chat-Seelsorge (Hannover) www.chat-seelsorge.de/ [http://www.chat-seelsorge.de/]_self>

Seelsorge für Führungskräfte: Link:www.spiritual-consulting.de/

Ev. Beratungsstellen (Kurhessen-Waldeck) www.ekkw.de/rat_hilfe/beratung.html

Evangelische Beratungsstellen (Mecklenburg)
www.kirche-mv.de/seelsorge/s_frame.htm

Evangelische Beratungsstellen (Westfalen)
www.ekvw.de/beratung/adressen/

Die Liste ist nicht vollständig. Weitere Internetadressen an: redaktion@livenet.ch

Quellen: ERF/APD/idea schweiz/ekd/Livenet

Datum: 06.03.2004

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