In Menschen investieren

«Es bewegt, zu sehen, wie sich Studierende entwickeln»

Das «Institut für christliche Psychologie, Therapie und Pädagogik» (ICP) bildet Menschen für die christliche soziale Arbeit aus.
Marc Peterhans

Livenet unterhielt sich mit Marc Peterhans, dem Schulleiter des ICP.Livenet: Marc Peterhans, was genau macht das ICP, welche Dienstleistungen bieten Sie an?
Marc Peterhans:
Das ICP bietet auf christlicher Grundlage Aus- und Weiterbildung im Bereich der sozialen Arbeit an. Zudem organisieren wir Fachtagungen und Arbeitsgruppen zur Auseinandersetzung mit aktuellen Fragestellungen einer christlichen sozialen Arbeit. Es ist uns ein Anliegen, mit diesen Dienstleistungen einen Beitrag zur Weiterentwicklung und Zukunft der christlichen sozialen Arbeit im Dienste der Menschen und der Gesellschaft zu leisten.

Sie bieten Lehrgänge an, welche können Interessierte bei Ihnen durchlaufen?
Das Hauptangebot ist eine Höhere Fachschule für Sozialpädagogik. Diese vierjährige Ausbildung richtet sich an Personen zwischen 20 und etwa 50 Jahren, die in der Regel als Zweitausbildung einen Beruf im sozialpädagogischen Bereich anstreben. Parallel zur schulischen Ausbildung absolvieren sie ihre Praxisausbildung in einem Kinder- oder Jugendheim, in einer Institution mit Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung, in einer Institution mit Menschen mit Suchterkrankungen und so weiter.

Ein Angebot, das bereits seit mehreren Jahren im Weiterbildungsbereich sehr gefragt ist, ist unser Lehrgang zum ADHS-Coach. Dieser befähigt zur Begleitung von ADHS betroffenen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen und deren Umfeld.

Was unterscheidet ICP von einem säkularen Institut?
Wir verstehen den Menschen, seine Entwicklung und seine Herausforderungen aus einer christlicher Sicht. Das kommt einerseits bei den Inhalten der Ausbildungen zum Tragen, wo wir Themen wie zum Beispiel den Glauben, die Spiritualität von Menschen stärker gewichten als andere Bildungsanbieter. Und das kommt auch bei der Förderung der Studierenden zum Tragen, wo es uns ein Anliegen ist, dass sie sich als Persönlichkeit und Fachperson gerade auch mit und in ihrem Glauben entwickeln können.

Gibt es Werke oder Projekte, die von Absolventen des ICP gegründet worden sind?
Es gibt immer wieder Absolventen, die nach unserer Ausbildung leitende Funktionen in sozialpädagogischen Institutionen übernehmen und da die Geschichte dieser Werke über Jahre mitprägen, wie zum Beispiel Marcel Mettler, der seit über 20 Jahren die Quellenhof-Stiftung in Winterthur leitet, oder Xili Fux, der ebenso lange die Institution Teen Challenge in Glarus leitet.

Daneben gibt es einige Absolventinnen und Absolventen, die Projekte im Sozialbereich aufgebaut haben. So hat zum Beispiel Nicole Stehli ein Theaterprojekt mit randständigen Menschen initiiert. Dieses wurde grad eben am letzten Weihnachtstag auf Radio SRF1 ausführlich porträtiert.

Sie laden, gemeinsam mit anderen Werken, auch zu Fachtagungen. Die nächste folgt im Frühjahr 2018 – was wird das Thema sein?
Die Fachtagung soll die Möglichkeit bieten, das Thema der Selbstbestimmung aus christlicher Sicht grundlegend zu reflektieren und anhand von exemplarischen Fallbeispielen zu bearbeiten. Selbstbestimmung wurde in den letzten Jahrzehnten zunehmend zu einem zentralen Wert in unserer Gesellschaft. Dabei wurden im Bereich der sozialen Arbeit einerseits eine Reihe von Forderungen zur Selbstbestimmung mit einem grossen Konsens und auch in Abgrenzung zu früheren fremdbestimmten Interventionen übernommen; angefangen beim Einbezug der Klienten/-innen bei «grossen» Entscheidungen, zum Beispiel in der Wahl der Institution, bis hin zu «kleinen» Entscheidungen im Alltag, wie der Wahl der Kleidung.

Andererseits entstanden bei verschiedensten Themen Spannungsfelder zwischen der Unterstützung der Klienten/-innen in ihrer Selbstbestimmung und den eigenen Werten von Sozialarbeiter/-innen und Sozialpädagogen/-innen – dies insbesondere im Rahmen einer christlichen sozialen Arbeit, wo davon ausgegangen wird, dass Werte nicht beliebig, sondern dem Menschen gesetzt sind. Dies mit der zusätzlichen Herausforderung, dass diese Werte in der jeweiligen Zeit und Kultur vom Einzelnen wie auch von Gemeinschaften unterschiedlich interpretiert werden. Wie können Fachpersonen im Rahmen einer christlichen sozialen Arbeit in diesen Spannungsfeldern unterstützt werden, um aktuelle Fragestellungen sorgfältig und fachlich differenziert zu reflektieren und darauf aufbauend selbstverantwortliche Entscheidungen in ihrem Berufsalltag zu treffen? Mit solchen Fragen werden wir uns auseinandersetzen.

Welche Momente bewegen Sie besonders in Ihrer Arbeit?
Bildungsarbeit wie auch sozialpädagogische Arbeit bedeutet, Menschen in vielen kleinen Schritten auf ihrem Weg zu begleiten und zu unterstützen. Mich bewegt es, jeweils rückblickend zu sehen, welche Wege und Entwicklungen Studierende in unserer Ausbildung gegangen sind. Wenn beispielsweise eine zu Beginn der Ausbildung unsichere Studentin oder ein unsicherer Student am Ende der Ausbildung voller Selbstvertrauen und fachlich kompetent seine Diplomarbeit vorstellt, ist das ein toller Moment.

Einen besonders bewegenden Moment durfte ich letzten Herbst erleben, als zum ersten Mal ein Student die Ausbildung begann, den ich selber vor vielen Jahren als Jugendlichen in einer sozialpädagogischen Institution begleitet hatte. Das stärkt die Hoffnung, um in Menschen zu investieren.

Zur Webseite:
Institut für christliche Psychologie, Therapie und Pädagogik

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Datum: 17.01.2018
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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