Pastor Greg Laurie

Warum ich die Gemeinde brauche, und warum die Gemeinde mich braucht

Wachstum im christlichen Leben hängt auch davon ab, was die lokale Gemeinde für Sie bedeutet. Greg Laurie erklärt, warum die Gemeinde so wichtig für jeden Christen ist und wieso die «Kino-Mentalität» ein grosses Problem ist. Livenet hat die Predigt des Pastors von der Harvest Christian Fellowship in Riverside (Kalifornien) für Sie übersetzt.
Greg Laurie
Greg Laurie, Pastor der Harvest Christian Fellowship in Riverside.

Sind Sie ein Christ, der geistlich wächst? Ich hoffe es, denn hier ist ein radikaler, aber meiner Meinung nach korrekter Gedanke: Wenn Sie als Christ nicht am Wachsen sind, wenn Sie in Ihrem Glauben nicht vorwärts kommen, dann sind Sie bereits dabei, rückwärts zu gehen. Denn das christliche Leben besteht daraus, Schritte nach vorne zu machen, oder zurück zu gehen, stärker oder schwächer zu werden.

Wenn Sie als Christ wachsen wollen, bedarf es drei Dinge: Sie müssen Gottes Wort lesen, darin forschen und es lieben (Josua, Kapitel 1, Vers 8); Sie müssen ein aktives Gebetsleben führen (1.Thessalonicher, Kapitel 5, Verse 17-18); und – darum soll es in dieser Predigt gehen – Sie müssen sich aktiv in einer Gemeinde einbringen.

Sie brauchen die Gemeinde…

Manche Leute sagen, «Ich brauche keine Gemeinde, um Gott nahe zu sein. Ich bin Gott nahe, wenn ich Golf spiele, wenn ich durch die Natur wandere, ein paar Bibelverse lese und ein Lied singe…». Doch darum geht es nicht. Es ist gut, wenn Sie beten, während Sie Golf spielen oder wandern. Aber Sie müssen in eine Kirche gehen. Mit «Kirche» meine ich nicht das Gebäude, sondern Sie müssen regelmässig an einen Ort gehen, an dem sich Gottes Menschen treffen, um ihn anzubeten, über ihn zu lernen und so viele andere wunderbare Dinge zu tun. Sie brauchen die Gemeinde, und die Gemeinde braucht Sie!

Und die Bibel fordert uns auch dazu auf, ein aktiver Teil einer Kirche zu sein (Hebräer, Kapitel 10, 24-25): «Und weil wir auch füreinander verantwortlich sind, wollen wir uns gegenseitig dazu anspornen, einander Liebe zu erweisen und Gutes zu tun. Deshalb ist es wichtig, dass wir unseren Zusammenkünften nicht fernbleiben, wie einige sich das angewöhnt haben, sondern dass wir einander ermutigen, und das umso mehr, als – wie ihr selbst feststellen könnt – der Tag näherrückt, an dem der Herr wiederkommt.»

Konsument oder Gemeindeglied?

Das Problem ist, dass wir die Kirche sehen wie ein Kino: Am Anfang kommen die ganzen Vorschauen, da kann man ruhig zu spät kommen und bekommt dennoch den Film mit. Und am Ende geht man schnell, bevor der Abspann anfängt, ehe sich am Parkplatz eine lange Autoschlange bildet... Mit derselben Mentalität kommen wir in die Kirche: Am Anfang ist eh nur der Lobpreis, und am Ende kann man auch ein wenig früher gehen…

Kirche ist kein Kino! Kirche ist Familie, Kirche ist das Treffen von Gottes Leuten. Bei der Kirche geht es nicht in erster Linie um Sie! Kommen Sie nicht in die Kirche und sagen: Was haben Sie für mich? Wie wollen Sie mir dienen? Sie merken, dass sie geistlich reif sind, wenn Sie fragen: Wie kann ich dienen? Wenn Sie die Freude am Dienen erleben, wird Ihre gesamte Gemeindeerfahrung so viel gehaltvoller…

Eine Hoffnungs-Oase

Die Kirche existiert aus drei Gründen: Zur Ehre Gottes, zur Erbauung der Heiligen und zur Evangelisierung der Welt. Und wir sollen Teil davon sein, die Kirche braucht uns und wir brauchen die Kirche. Die Kirche ist wie eine Hoffnungs-Oase inmitten der Hoffnungslosigkeit.

Als unser Sohn Christopher vor sieben Jahren starb, waren wir völlig am Ende. Am folgenden Sonntag war die Frage: Was machen wir? Und es war völlig klar: Wir gehen zur Kirche. Ich bat einen Freund, an dem Tag zu predigen, aber es gab keinen anderen Ort, an dem ich lieber sein wollte als in der Gemeinde! Die Leute sagten zu mir: Sie haben einen so starken Glauben. Am Sonntag, nachdem Ihr Sohn gestorben ist, sind Sie in der Gemeinde. – Was, ich und stark? Nein, ich kam in die Kirche, weil ich mich so schwach fühlte! Ich brauche die Gemeinde, ich brauche Gottes Wort, ich brauche Lobpreis. Ich stehe da nicht drüber, nur weil ich Pastor bin – an dem Tag war ich ein trauernder Vater, der seinen Sohn vermisste und ich brauchte eine biblische Perspektive der Dinge.

Eine Gemeinde verändert die Welt

Apostelgeschichte Kapitel 2 beschreibt die Urgemeinde. Diese Kirche veränderte die Welt. Deshalb müssen wir uns an dieser Gemeinde ein Beispiel nehmen (lesen Sie hierzu besonders die Verse 42 bis 47 in Kapitel 2).

Eine Gemeinde, die anbetet

Diese Gemeinde war gesund: Es war ein Gemeinde, die Gott anbetete (Vers 47), eine evangelistische Gemeinde, eine lernende und eine liebende Gemeinde.

Es ist eine Sache, Gott anzubeten, wenn die Sonne scheint und die Vögel zwitschern. Es ist etwas ganz anderes, Gott anzubeten, wenn die Hölle los ist, inmitten einer Tragödie. Was machte Hiob, als er hörte, dass seine Kinder gestorben waren und er seine ganze Habe verloren hatte? Er betete Gott an. Die Bibel sagt nicht, dass wir Gott anbeten sollen, wenn wir uns gut fühlen, sondern wir sollen anbeten, weil Gott gut ist. Und Lobpreis kann auch Evangelisation sein: Wenn Sie durch eine schwere Zeit gehen und an Ihrem Glauben festhalten, dann ist das ein Zeugnis für die Menschen um Sie herum. Lobpreis bringt Dinge aber auch in eine andere Perspektive. Wenn Sie ein Problem haben und in die Kirche kommen, um dort ihren grossen, mächtigen Gott zu loben, dann wirkt Ihr Problem gleich ganz anders.

Eine Gemeinde, die evangelisiert

Aber die Urgemeinde war auch eine evangelistische Gemeinde (Vers 47): Ständig kamen neue Leute in die Kirche. Neue Gläubige sind das Lebensblut einer Gemeinde. Eine Gemeinde, die nicht evangelisiert, wird bald stagnieren. Deshalb ist es so wichtig, unsere Angehörigen, Nachbarn und Freunde immer wieder in die Kirche einzuladen!

Eine Gemeinde, die lernt

Ausserdem war es eine lernende Gemeinde (Vers 42). Es gibt Gemeinden, die alles Mögliche anbieten, sich aber immer weiter von der Bibel entfernen. Doch eine Gemeinde, die die Bibel nicht öffnet, verpasst den Zweck, für den Gott sie in diese Welt gestellt hat. In einer anderen Übersetzung steht in Vers 42: «Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel…» Sie machten das mit einer grossen Leidenschaft, mit Freude. Ich glaube, wir brauchen heute mehr gesegnete Predigten – aber ich glaube auch, dass wir heute noch mehr gesegnetes Hören brauchen. Natürlich gibt es langweilige Predigten, aber häufig passen wir auch einfach nicht gut auf.

Vor einigen Jahren flog ich von Miami nach Hause. Die Stewardessen gaben die Sicherheitsanweisungen durch, aber ich passte nicht wirklich auf. Etwa 40 Minuten nach Abflug kam mit einem Mal die Ansage vom Pilot: «Wir haben Probleme mit dem Motor. Die Flugbegleiterinnen werden Ihnen noch einmal die wichtigsten Sicherheitshinweise durchgeben…» Motorprobleme? Dieses Mal passte ich ganz genau auf, hörte jedes Wort und lernte es auswendig… Was ich damit sagen will: Wir passen viel besser auf, wenn unser Leben davon abhängt. Und deshalb sollten wir die Predigten so hören, als ob unser Leben davon abhinge – weil es wirklich davon abhängt!

Eine Gemeinde, die liebt

Und schliesslich war die Urgemeinde eine liebende Gemeinde, sie hatten Gemeinschaft miteinander. In Maleachi Kapitel 3, Vers 16 steht: «Dann aber redeten diejenigen miteinander, die noch Ehrfurcht vor dem Herrn hatten, und der Herr hörte ihnen zu.…» Gott lauscht und hört gerne mit, wenn wir miteinander über ihn reden. Und selbst nach dem Gottesdienst, wenn wir beieinander stehen, lachen, Witze machen und einfach eine schöne Zeit miteinander verbringen, freut das Gott und er segnet es. Aus diesem Grund sollten Sie nicht nach dem Gottesdienst sofort verschwinden! Vielleicht haben Sie ein ermutigendes Wort für jemanden, das Sie ihm nach dem Gottesdienst weitergeben können oder jemand hat etwas für Sie…

Viele Leute sagen: Ich gehe nicht zur Gemeinde, weil es so viele Scheinheilige dort gibt. Hey, es gibt auch viele scheinheilige Zahnärzte – hält Sie das davon ab, zum Zahnarzt zu gehen? Andere sagen: In der Kirche werde ich verurteilt. Wissen Sie, wenn etwas in Ihrem Leben nicht stimmt, dann werde ich auf Sie zugehen und mit Ihnen darüber reden – und genauso sollten Sie das auch bei mir machen. Wir sollten uns umeinander kümmern und füreinander sorgen. Das ist nicht verurteilen, das ist lieben!

Ich denke, christliche Reife kann man so feststellen: Sie kommen nicht mehr als Konsument in die Kirche, als ob Sie ins Kino gehen, sondern Sie kommen zur Kirche als Gemeindemitglied, das Gott ehren möchte, Sie kommen zur Kirche als Glied vom Leib Christi, als Christ, der etwas beitragen möchte. Jesus sagte: «Der Menschensohn ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen.» Und dann erkennen Sie, was für ein Segen es ist, zu dienen. Es macht Freude, anderen zu helfen. Sie wurden gesegnet, um ein Segen zu sein.

Die Predigt von Greg Laurie wurde übersetzt und gekürzt von Livenet. Die komplette Predigt in englischer Sprache finden Sie hier.

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Datum: 11.10.2015
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / harvest.org

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