Zuspruch, der verändert:

Jesus glaubt an dich!

Jesus glaubt an dich? Auf den ersten Blick mag das wie ein Schreibfehler aussehen. Ist es nicht vielmehr so, dass ich an Jesus glaube? An ihn glauben muss, damit mein Leben mit Gott in Ordnung kommt? Ja, natürlich stimmt das. Doch Vertrauen ist immer gegenseitig. Und das Vertrauen, das Jesus mir entgegenbringt, bewirkt vieles in mir.
Freiheit und Hoffnung

Der Glaube von Jesus an mich hat viele Aspekte. Drei davon möchte ich herausgreifen: die Lebensgeschichte eines Mathematikers, die Berufungsgeschichte der Jünger und einen Traum von Gemeinde.

Eine tragische Lebensgeschichte

Kennen Sie Alan Turing? Der Brite lebte von 1912-1954. Er war einer der herausragenden Mathematiker des 20. Jahrhunderts. Turing schuf die theoretischen Grundlagen für eine Computertechnologie, die bis heute noch ihre Gültigkeit hat und verwendet wird. Er arbeitete im Bereich der künstlichen Intelligenz und entwickelte den Turing-Test, der bis heute dazu dient herauszufinden, ob mein Gegenüber ein Mensch oder eine Maschine ist. Auch einen Schachcomputer erfand er – allerdings nur den Rechenweg dazu, denn damals gab es keine Hardware, die diese komplexen Rechenvorgänge bewältigen konnte. Turing musste also selber rechnen – ca. 30 Minuten pro Zug.

Berühmt wurde er für seine Mitarbeit in Bletchley Park, wo er im Krieg massgeblich daran beteiligt war, den mit ENIGMA verschlüsselten deutschen Funkverkehr zu entziffern. Ausserdem forschte er in der theoretischen Biologie und stellte fest, dass sich menschliche und tierische Organe aus undifferenzierten Zellen entwickeln müssen – und keineswegs bereits in Miniaturform angelegt sind, wie man bis dahin dachte. Nebenbei war Turing noch ein glänzender Ausdauersportler, der bei den Vorentscheidungen zur Olympiade 1948 mit einer Zeit von 2:46 h als Fünfter ausschied.

Eigentlich hätte er ein Star sein können. Ein glücklicher Mensch. Doch beides war er nicht. Turings Eltern hatten nie Zeit für ihn. Sie schickten ihn nach England auf die Schule, um ihm bessere Chancen zu geben, gingen dann aber für Jahre zurück nach Indien. Seine mathematische Begabung erkannten sie zwar, konnten aber nichts damit anfangen. Der Junge sollte «etwas Vernünftiges» lernen. Weil er keinen Sinn darin sah, sich im sprachlichen und geisteswissenschaftlichen Bereich anzustrengen, kam er erst spät an eine zweitklassige Uni. Von da an ging es aufwärts, so lange, bis man entdeckte, dass er homosexuell war – damit war seine Karriere beendet.  

Wozu erzähle ich Ihnen diese Geschichte? Weil ähnliches bis heute geschieht: Auch Menschen mit riesigem Potenzial können sich nicht entfalten, wenn keine Liebe da ist, kein Verständnis für ihr eigentliches Wesen, keine echte Perspektive für ihr Leben. Wenn niemand an sie glaubt. Ausserdem ist Alan Turings Geschichte symptomatisch dafür, wie Jesus Menschen begegnet ist – nämlich nicht so. Jesus glaubt an dich!

Zwölf vertrauensvolle Berufungen

Aber wie ist Jesus mit Menschen umgegangen? Bestes Beispiel sind wahrscheinlich diejenigen, mit denen er am engsten zusammen war: seine Jünger. Zu Beginn seines Dienstes verlässt Jesus Nazareth. Er predigt in den umliegenden Ortschaften, hält sich wochenlang in Kapernaum auf. Dort lernt er Petrus und Co. kennen – zwangsläufig, denn das Dorf hat knapp 1'000 Einwohner. Und sie lernen ihn kennen – genauso zwangsläufig.

Manche besonders begabte, wohlhabende oder fromme Juden suchten sich damals einen Meister, einen Rabbi und folgten ihm für eine Zeitlang, um von ihm zu lernen. Jesus wartet nicht, bis das geschieht. Er tut den ersten Schritt und sucht sich seine Jünger selbst aus, ganz ohne den damals üblichen Bewerbungsprozess. Und was für welche: Johannes, ein Fischer; Philippus, ein Niemand; Nathanael, immerhin ein aufrechter Jude; Levi, ein Zöllner; Petrus, ein Grossmaul, und ausserdem Terroristen, Hitzköpfe und andere ungebildete Männer. Interessant ist das, was jetzt folgt. Ausbildungslager? Sondertraining? Bootcamp? Die Super-Nanny? Nein! Jesus vermittelt seinen Jüngern etwas ganz Besonderes:

- Ich sehe dich,
- ich kenne dich,
- ich weiss genau, wer du bist
- und ich habe dich (trotzdem) gern bei mir!

Es existiert kein Bibeltext, der diese Aussagen in wenigen Versen enthält. Stimmen tun sie trotzdem. Denn die Evangelien unterstreichen eindrücklich, wie Jesus mit seinen Jüngern umgeht. Sie zeigen, wie er mit ihnen Geschichte schreibt. Und die Ausgangsbasis dafür ist seine Haltung: Ich glaube an dich!

Ein Traum von Gemeinde

Mein erster Impuls, als ich mir darüber Gedanken gemacht habe, war: Jesus kennt mich doch, er weiss, dass ich vieles nicht kann und manches nicht will. Er baut doch nicht wirklich auf mich… Aber im gleichen Moment habe ich gemerkt, dass dies meine Einstellung ist, nicht seine. Jesus hat keinen Plan B. Er vertraut seinen Jüngern – und sucht zwischendrin nicht nach einer besseren Mannschaft. Er stirbt am Kreuz und ersteht wieder zum Leben auf. Und dann vertraut er seinen Jüngern und geht. Auch heute hat er keine besseren Nachfolger im Blick als Sie und mich. Es gibt keinen Plan B. Er baut auf uns.

Solch ein Vertrauen wünsche ich mir auch in der Gemeinde. Ich träume davon, dass sie davon geprägt ist, dass wir

- uns gegenseitig sehen und wirklich wahrnehmen, wie wir sind.
- uns kennen und uns Anteil an unserem Leben geben, an unseren Ängsten, Freuden, Versagen…, eben an uns.
- uns ausprobieren und Fehler machen dürfen.
- gern zusammen sind, weil wir aneinander glauben, so wie Jesus an Sie und mich glaubt.

Ein Bild zum Behalten

Vielleicht denken Sie jetzt, dass das «ganz nett» klingt. Im Sinne von: Eigentlich ist es doch eher ein Randthema. Nicht wirklich wichtig. In der Gemeinde geht es doch um Bekehrung, Heiligung und noch viel mehr «-ung». Doch das ist falsch: Ich kann mein Vertrauen auf Gott gar nicht leben, wenn ich nicht weiss, dass er mir auch vertraut.

Alan Turing hat solches Vertrauen nie erlebt. So hat er zwar bahnbrechende Ergebnisse erreicht, doch die wurden zeitlebens kaum anerkannt oder bekannt (seine ENIGMA-Entschlüsselung beispielsweise erst 1972). Als er wegen seiner Homosexualität verhaftet wurde, bekam er die «Wahl»: langjährige Haft oder Therapie. Er wählte die Therapie: chemische Kastration. Turing wurde depressiv. Als Melodramatiker, der er war, vergiftete er einen Apfel – wie bei Schneewittchen – ass ihn und brachte sich damit um.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich möchte diesem Mann kein Denkmal setzen oder ihn zum Heiligen erklären. Mir ist anhand seiner Lebensgeschichte nur sehr deutlich geworden,

- dass es eine grosse Rolle spielt, dass wir an Jesus glauben und
- dass es eine gewaltige Rolle spielt, dass er an uns glaubt.

Manchmal gibt es ja ein Bild, das einem hilft, sich immer wieder an solche Gedanken zu erinnern. Wie wäre es hiermit? Nach unbestätigten Gerüchten soll das Apple-Logo auf den Apfel von Alan Turing hinweisen. Wenn Sie dieses Logo oder einen echten Apfel sehen, dann wissen Sie: Jesus glaubt an dich!

Datum: 22.11.2015
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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