Christliche Polizeivereinigung

«Wer die Uniform anzieht, muss den Glauben nicht ausziehen»

Polizisten sehen in ihrem Alltag viel Leid. Das Amtsgeheimnis verhindert, dass sie das Erlebte in ihrem privaten Umfeld verarbeiten können. Hierbei leistet die «Christliche Polizeivereinigung» (CPV) wertvolle Arbeit. Die CPV ist eine Berufsvereinigung für Christen in der Polizei, im Militär und beim Zoll. Livenet traf CPV-Präsident Felix Ceccato zum Gespräch.
Freund und Helfer: Felix Ceccato.
Der Polizist spielt hier als eine «Machtperson» eine zentrale Rolle.
Das «Blue Light Camp» von CPV und Bibellesebund
«Christliche Polizeivereinigung» (CPV) in Serbien

Livenet: Felix Ceccato, ist ein Christ, der bei der CPV dabei ist, freundlicher als ein anderer Polizist?
Felix Ceccato: Er ist sicher freundlich. Ein christlicher Polizist unterscheidet sich äusserlich wohl nicht von einem anderen Polizisten. Er hat einfach den christlichen Glauben, der ihm im Polizeiberuf hilft, die Herausforderungen zu meistern.

Wir sind der Meinung, wer die Uniform anzieht, muss den Glauben nicht ausziehen. Der Glaube ist ein zentraler Punkt, bei dem man Halt und Hilfe erhält, um das Leben zu meistern. Gerade im Polizeiberuf warten viele Herausforderungen.

Ein Rechtsstaat funktioniert mit Werten und christliche Werte sind ein guter Schlüssel dazu, dass der Rechtsstaat funktioniert. Überall dort, wo die Werte gelebt werden, ist der Rechtsstaat messbar. Das heisst, man kann überprüfen, ob die Institutionen funktionieren oder nicht. Der Polizist spielt hier als eine «Machtperson» eine zentrale Rolle. Darum finden wir es wichtig, dass man vor allem auch über die christlichen Werte spricht, gerade in der Polizei. Das ist übrigens auch ein Bestandteil der Grundausbildung eines jeden Polizisten: Menschrenrechte und Berufsethik. Wir beteiligen uns an dieser Schulung.

Sportler sagen, dass sie dank dem Glauben befreiter aufspielen können. Gilt das auch für Polizisten?
Der Polizeiberuf gestaltet sich anders. Es gibt da einen Hemmschuh, nämlich das Berufsgeheimnis, welches untersagt, über das, was man erlebt hat, zu sprechen. Man darf nicht einmal mit der eigenen Frau darüber sprechen! Und so stellt sich die Frage, mit wem man sich über das, was einen beschäftigt, austauschen kann. Die Frau, welche diese Ausbildung nicht kennt und damit auch die Mechanismen der Polizei nicht, kann zum Beispiel nicht einschätzen, ob der Einsatz gefährlich war und was geschehen ist. Deshalb sind wir froh, wenn wir mit Kollegen über das sprechen können, was uns im Job beschäftigt.

Der Polizist hat mehrheitlich mit unerfreulichen Sachen zu tun, die einen beschäftigen. Das geht einem manchmal sehr nahe. Hier haben die Christen eine Lösung bereit, weil sie sagen: «Du musst es nicht selbst mit dir rumtragen, du kannst es ans Kreuz bringen und Jesus hilft dir bei der Verarbeitung.» Das ist ein Schlüssel, den ich sehr schätze. Zuzugeben, dass man nicht alles im Griff hat, nicht alles regeln und für hundert Prozent Sicherheit sorgen kann, entspannt schon mal. Aber ein Pluspunkt für uns Christen ist, dass wir auch dafür beten können und wissen, dass Gott den Rest tut.

Kommt es vor, dass Polizisten während ihrer beruflichen Laufbahn zu Christus finden, weil sie entdecken, dass ihre christlichen Kollegen über diese Ressource verfügen?
Ja, das ist auch schon vorgekommen. Wenn die Leute zur Polizei kommen, denken sie, dass es so aussieht wie in den Filmen. Arbeitet man aber bei der Polizei, merkt man, dass es Realität ist. Die Frage stellt sich: «Bin ich bereit, heute zu sterben, wenn ich in einen Einsatz muss?» Und: «Was passiert mit mir, wenn ich sterbe? Was mit meiner Familie?» Man sieht selbst viele Familienstreitigkeiten und sucht nach Werten, die einem beim Umgang mit dem allem helfen. Dabei spricht man automatisch auch über die christlichen Werte.

Christen haben die Möglichkeit, einen Unterschied zu machen und wir freuen uns, dass Berufskollegen uns nach unserem Angebot fragen. Wir erklären, dass die Bibel Antworten darauf gibt, wie man sein Leben führen kann, dies ist das eine. Was sich aber auch entwickeln muss, sind Freundschaften, dass man sich gegenseitig unterstützen und wertschätzen kann. Das sind Ausflüsse aus dem christlichen Leben. Ich will nicht besser sein, aber einen Unterschied ausmachen.

Was tut die CPV alles?
Wir haben drei Standbeine: Das erste ist, dass wir uns um die Mitglieder kümmern. Dazu haben wir einmal pro Monat Gruppentreffen. Das kann man in einem sehr vertrauten Rahmen machen, weil man sich da nicht blossstellen muss. Der Polizist ist ja eher der harte Typ, da kann man nicht sagen, dass man ein Problem hat oder einem etwas nahegegangen ist. Doch meist sind Polizisten sensible Menschen, die solches ebenfalls spüren und besprechen wollen. Daneben gibt es auch seelsorgerliche Angebote und Polizeipsychologen, mit denen wir zusammenarbeiten.

Ich denke da an Polizisten, die zum Beispiel Computer mit pornografischem Material auswerten müssen. Jeder verarbeitet so etwas anders, manche zum Beispiel mit Alkohol. Letztlich hilft nur der christliche Glauben beim Verarbeiten, weil man diese Lasten abgeben kann.

Ein anderes Standbein ist, dass wir mit Gemeinden und anderen Organisationen zusammenarbeiten und in Jugendgruppen gehen, um die Polizei vorzustellen und eine Brückenbauer-Funktion wahrzunehmen.

Und das dritte ist, dass wir uns in der Berufsethik und der Schulung engagieren. Das geschieht vor allem im Ausland, bei Themen wie Anti-Korruption, Menschenhandel und Führungsethik. Dazu haben wir ein in den USA domiziliertes Institut, das wir beiziehen können. Wir besuchen vorwiegend Regierungen, Polizei, Militär, Richter und Parlamente, wo wir die Grundsätze der Berufsethik in der Polizei thematisieren.
Zudem sind wir im Ausland vernetzt mit ausländischen christlichen Polizeiorganisationen.

In diesem Zusammenhang waren Sie kürzlich in Serbien. Was ist bei diesem Besuch geschehen?
Es begann damit, dass Leute aus Serbien und dem Balkan die CPV anfragten, ob wir nicht für Serbien etwas tun könnten. Wir sagten zu unter der Bedingung, dass sie mithelfen, uns Zugang zu Regierungsleuten zu verschaffen, da wir in Serbien niemanden kennen. Sie organisierten ein Treffen mit der serbischen evangelischen Allianz sowie mit Christen, die bei Polizei im Militär und der Regierung tätig sind. Voraussichtlich bieten wir ihnen im nächsten Jahr Schulungsmöglichkeiten an. Das ist eine Zusammenarbeit zwischen Berufsorganisationen und Kirchen.

Was passiert in Serbien, geschieht dies auch in anderen Ländern?
Es ist keine Ausnahme, doch ich bin berufstätig, ich arbeite selbst bei der Polizei und kann die Arbeit für CPV nur in meiner Freizeit ausführen. Dahinter stehen viele Menschen, die mich unterstützen. So haben wir beispielsweise ein Büro, das die ganze Korrespondenz abwickelt. Es gibt ebenfalls einen Vorstand, der mithilft.

Mittlerweile bestehen Projekte in Ungarn, der Slowakei und Moldawien. Wir konnten beispielsweise ausrangierte Polizeiwesten, welche die Stadtpolizei Zürich nicht mehr gebraucht hat, den Kollegen in Moldawien geben. So konnten fast 2'000 Leute mit Polizeiwesten ausgerüstet werden. Der Polizeichef und die Regierung bedankten sich riesig. Sie sagten, wenn wir dies früher gebracht hätten, wären ein paar Polizistenleben gerettet worden.  Wir haben viele offene Türen, was wir immer wieder brauchen, sind Finanzen – und Zeit.

In wie vielen Ländern gibt es eine solche Polizeivereinigung?
Es gibt eine weltweite Dachorganisation, die «International Christian Police Fellowship», die ihren Sitz in London hat. Dort ist die älteste christliche Polizeivereinigung, die ungefähr auf das Jahr 1850 zurückgeht. In Europa gibt es fast in jedem Land christliche Polizisten, was aber nicht heisst, dass sie auch in einem Dachverband organisiert sind. In Russland gibt es beispielsweise christliche Polizisten, aber keine Vereinigung.

In Afrika gibt es viele solche Verbände und auch in den USA. Teilweise heissen sie anders, zum Beispiel «Cops for Jesus» oder «Peace Officers». Oder in Südamerika lautet der Name «CristoPol». Sogar im arabischen Raum und in Asien gibt es christliche Polizisten. Einmal konnten wir nach Kambodscha gehen. Dort konnten wir die 60 höchsten Polizei-Generäle schulen. Und kürzlich waren wir in Thailand und konnten dort Projekte durchführen.

Bald führen Sie das «Blue-Light-Camp» durch. Worum geht es dabei?
Das Blue Light Camp wurde von Polizisten ins Leben gerufen. Jugendliche, die in der Oberstufe sind, können eine Woche zu uns ins Lager kommen, dort werden Feuerwehr, Sanität und Polizei vorgestellt. Jeden Tag sind sie bei einer anderen Organisation. Sie dürfen einmal in einem Wasserwerfer sitzen und mit den Polizeihunden rumrennen. Und auch die Feuerwehr ist sehr interessant. Am Abend gibt es jeweils Andachten und Bibelstudium.

Bei der ersten Ausgabe kamen dreissig Jugendliche, bei der letzten waren es bereits sechzig. Jugendliche, die Freude an den Blaulicht-Berufen haben, können auf diese Weise bei uns reinschauen.

Zur Webseite:
Webseite CPV
Das «Blue Light Camp» von CPV und Bibellesebund
Bericht aus dem serbischen Parlament über den Besuch

Zum Thema:
Polizei intern: Wo der Freund und Helfer Hilfe findet
Die Psalmen und die Polizei 

Datum: 29.08.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung