Befremden in Zürich

Neuer Weihbischof Marian Eleganti

Der Churer Bischof Vitus Huonder hat am 3. Dezember die Kantonalkirchen Zürich und Glarus persönlich über die Ernennung des Uznacher Abtes Marian Eleganti (54) zum Weihbischof im Bistum informiert. Offiziell wurde die Ernennung Elegantis am Montag in Rom bekanntgegeben.
Dr. Marian Eleganti OSB, neuer römisch-katholischer Weihbischof von Zürich.
Das Logo der Familie Mariens. Die Website ist „zur Zeit nicht verfügbar“.

Die Kirche Zürich sei überrascht, dass kein Zürcher Priester Weihbischof im Kanton werde, sagte Aschi Rutz, Informationsbeauftragter der Zürcher Katholiken, der Nachrichtenagentur Kipa in einer ersten Stellungnahme. Das Generalvikariat und die Zürcher Zentralkommission seien nicht in den Entscheidungsprozess einbezogen worden.

Am Montag bezeichnete die Leitung der katholischen Körperschaft im Kanton Zürich, die Zentralkommission, das Vorgehen von Bischof Huonder als „Provokation". Er habe „mit seinem Vorgehen einmal mehr gegen seine eigenen Grundsätze der Gesprächskultur im Bistum Chur verstossen", die im August vereinbart worden seien. Die „ausserordentlich schwierige Situation" habe der Diözesanbischof allein zu verantworten.

Stellungnahme der Zentralkommission im Wortlaut

Das Bistum hat auf seiner Homepage klargestellt, dass Eleganti als Bischofsvikar nicht unter, sondern neben dem amtierenden Generalvikar steht. Er sei „für das Territorium, die Verwaltung und die Repräsentation zuständig"; Generalvikar Josef Annen innerhalb des Territoriums für das Personalwesen. Eleganti komme der höhere Weihegrad und entsprechend die umfassendere Aufgabe zu. Annen galt als Wunschkandidat der Zürcher Katholiken für den Posten des Weihbischofs in der Zwinglistadt.

16 Jahre in Innsbruck und Salzburg

Marian Eleganti hat nie im Kanton Zürich gelebt oder gearbeitet und prägende Jahre im Ausland verbracht. Gemäss dem vom Bistum publizierten Lebenslauf wurde er 1955 in Uznach SG als Sohn eines Bauunternehmers geboren und besuchte dort und in Einsiedeln die Schulen. Nach der Matura machte er im Kloster Einsiedeln ein Noviziat und trat 22-jährig in die „Gemeinschaft Familie Mariens" (FM) in Rom ein. Er studierte dort zwei Semester Theologie und übersiedelte 1978 mit der Laiengemeinschaft nach Innsbruck.

Von der „Familie Mariens"...

1990 kehrte Eleganti in die Schweiz zurück. Nach einem Noviziat in der jungen Benediktinerabtei St. Otmarsberg in Uznach nahm er in Salzburg das Theologiestudium wieder auf und schloss es 1994 mit dem Magistergrad ab. Im selben Jahr wurde er zum Diakon, im folgenden zum Priester geweiht. Anschliessend weilte der Ordensmann zwei Jahre in Salzburg und betrieb Doktoratsstudien. 1998 nach Uznach zurückgekehrt, wurde er 1999 zum zweiten Abt von St. Otmarsberg gewählt. 2003 erlangte er an der Universität Salzburg mit einer Arbeit über das Wahrheitsverständnis Romano Guardinis den Doktor der Theologie.

...in die Benediktinerabtei

St. Otmarsberg war 1982 zur Abtei erhoben worden; seit 1919 hatte eine Benediktiner-Niederlassung bestanden. Die jüngste Abtei der Schweiz gehört zur Missionskongregation St. Ottilien, einer Gruppe von Benediktiner-Klöstern, deren Hauptaufgabe nach eigenen Angaben die Verkündigung des Evangeliums und die Hilfe für die Menschen in der Dritten Welt ist. Der Abt wirkte seit 2005 am Spital von Uznach als Präsident der Ethikkommission.

Abt Marian Eleganti ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Nach einem Eklat in der Pfarrei Tuggen SZ um den Pfarrer Ola-king-al versuchte der Uznacher Abt zu vermitteln. Das Versöhnungsgespräch kam aber nicht zustande. In der Diskussionssendung "Club" des Schweizer Fernsehens verteidigte er im Februar 2009 gemeinsam mit Bischof Kurt Koch die Aufhebung der Exkommunikation von vier Traditionalisten-Bischöfen der Pius-Bruderschaft durch den Papst.

„Erzkonservativ"

Der Zürcher Tages-Anzeiger, der Eleganti gleich als „Ultrakonservativen" bezeichnete, veröffentlichte inzwischen eine Zuschrift von Walter Trottmann aus Urdorf, der in der Ernennung den Machtkampf zwischen Hirten des Aufbruchs und „einseitigen Männern von vorgestern" gespiegelt sieht.

Trottmann schreibt: „Ich möchte einen Hirten, der integrierend wirkt und die Diskussion nicht scheut, und nicht einen erzkonservativen Geistlichen, der uneinsichtig seine Auffassung zum Dogma erheben möchte. Meine Kirche tut mir leid, so wie sie sich jetzt entwickelt. Sie ist mit vielen Äusserungen, die sie oft zum Gesetz erhebt, nicht glaubwürdig. Wer dagegen verstösst oder anderer Meinung ist, wird ausgeschlossen. Die Spaltung durch einen solchen Weihbischof wird bis in die einzelnen Pfarreien spürbar sein. Auch dort wird man den Dialog nicht mehr pflegen. Die Rechtgläubigen mögen ihre Kirche haben."

 

Kommentar: Kirchenelite

Ob Eleganti die Voraussetzungen mitbringt, um als Oberhirte auf die Situationen in den Zürcher und Glarner Pfarreien einzugehen, darf aufgrund seiner Biografie bezweifelt werden - auch wenn man ihn nicht vorweg als Ultra bezeichnen sollte. Welche jungen Katholiken wird ein solcher Oberhirte motivieren, Priester zu werden? Wie schafft es der Vorsteher einer kleinen Abtei, der nie eine Gemeinde betreut hat, als Weihbischof über 300 Priester und Mitarbeitende zu leiten?

Wer vom Vatikan aus den Reihen der Priester in den Bischofsstand erhoben wird, gehört zur Elite der römisch-katholischen Kirche - auch für spätere Aufgaben prädestiniert. Nachdem der Kanton Zürich im neuen Kirchengesetz den vom Priestermangel geplagten Katholiken das Recht gegeben hat, auch ihre Gemeindeleiter zu wählen, fährt der Churer Bischof, der sich gegen diese Volkswahl der Laientheologen gewehrt hatte, einen klaren Gegenkurs: Wenn an der Limmat die Gemeindeautonomie gestärkt wurde, soll der neue Weihbischof die Autorität der Amtskirche umso deutlicher markieren - Rauhreif auf die bisher betont freundlichen ökumenischen Beziehungen.

Informationen des Bistums Chur 

 

Datum: 08.12.2009
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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