Kirche will vorwärts machen

Schweizer Katholiken nehmen den Ball aus Rom auf

Papst Franziskus hat zum Thema Familie interessante Signale ausgesendet. Nun will die katholische Kirche in der Schweiz Gesprächssynoden veranstalten und «heisse Eisen» diskutieren.
Bischof Markus Büchel, Präsident der Bischofskonferenz
Papst Franziskus (Bild: CC-BY-2.0 via Wikimedia Commons)

Das Bistum von Bischof Markus Büchel, dem Präsidenten der Schweizer Bischofskonferenz, geht mit gutem Beispiel voran und organisiert schon mal drei «Synodengespräche» im Kanton St. Gallen. Solche Anlässe sollen in den kommenden zwei Monaten schweizweit stattfinden.

Die Teilnehmenden sollen über konkrete Lösungen diskutieren, wie die Kluft zwischen der kirchlichen Lehre und der Lebenspraxis vieler katholischer Familien überbrückt werden kann. Nicht nur Bischöfe sind dazu aufgefordert, sondern auch Vereine, Freiwillligengruppen und Ordensgemeinschaften.

Keine Tabuthemen bei Papst Franziskus

Themen wie Familienplanung (Verbot der Pille), die Zulassung von Geschiedenen und Wiederverheirateten zum Abendmahl oder der Umgang mit Homosexualität stehen ganz oben bei der Online-Umfrage, welche die katholische Kirche Schweiz auf Anregung des Papstes letztes Jahr durchgeführt hat.

Die Organisatoren der Synodengespräche wurden daher ermutigt, sich am Stil von Papst Franziskus zu orientieren und «ohne menschliche Rücksichten und ohne Furcht zu sprechen – und einander in Demut zuzuhören». Dazu hatte der Papst bereits im Oktober 2014 die Bischöfe an der Familiensynode in Rom aufgefordert. Auch Themen wie Familienplanung sind dabei kein Tabu mehr, seit Franziskus während seinem Asienbesuch gegenüber Journalisten augenzwinkernd erklärt hatte, gute Katholiken müssten sich nicht wie Kaninchen verhalten. 

Kirchliches Ideal wird kaum gelebt

Die Familienrealität mit Scheidungen, überforderten Eltern und Einelternfamilien, Patchworkfamilien und vieles mehr hat oft nichts mehr mit dem kirchlichen oder biblischen Ideal zu tun. Das hat im Herbst 2014 schon die Arbeitsgruppe Ehe+Familie der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) bewogen, die daraus resultierenden Fragen zum Thema zu machen.

Die Ideale der römisch-katholischen Kirche sind aber noch weiter von der gelebten Realität entfernt als diejenigen im evangelischen Raum, wo man zerbrochene Familien oder geschiedene Menschen als solche erkannt hat, die besonders auf Begleitung und Stärkung angewiesen sind.

Rasches Handeln gefordert

Die Synodengespräche sollen jetzt zügig veranstaltet werden, denn die erarbeiteten Vorschläge müssten bis am 15. April in Rom abgeliefert werden.

Datum: 23.01.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / kath.ch

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