Innovative Sammelaktion

Zelte vom Open Air St. Gallen für Flüchtlinge in Paris

Geht in der Schweiz ein Open Air zu Ende, bleiben Berge von Abfall liegen. Darunter auch vieles, was noch brauchbar ist. Zum Beispiel Zelte und Schlafmatten. Der Verein «Stand up for Refugees» will solchen Gegenständen ein «zweites Leben schenken», indem er sie einsammelt und Flüchtlingen zur Verfügung stellt.
Flüchtlinge in Paris erhalten an Festivals zurückgelassene Zelte aus der Schweiz
Flüchtlinge in Paris stehen Schlange für Zelte aus der Schweiz

So geschah es jüngst mit Zelten, Schlafmatten und Rucksäcken, welche Besucher des Open Air St. Gallen im Sittertobel liegen liessen. Beim St. Galler Open Air, das am 3. Juli zu Ende ging, habe man die Sammel-Aktion mit Mitgliedern der Jungsozialisten durchgeführt, erklärte Jessica Ladanie, Vorstandsmitglied des Vereins, gegenüber kath.ch. Insgesamt kamen 80 Zelte, 40 Schlafmatten, 15 Schlafsäcke, Rucksäcke und zahlreiche Campingstühle zusammen. Die Gegenstände wurden vor Ort aussortiert, und was noch brauchbar war, wurde in das Lager transportiert, das der im Oktober vergangenen Jahres gegründete Verein «Stand up for Refugees» in Biel unterhält.

Zelte für Flüchtlinge in Paris

Für die Campingstühle habe man noch keine Verwendung gefunden. Die übrigen Gegenstände wurden am vergangenen Samstag, 16. Juli, in Paris an Flüchtlinge verteilt. «Viele Flüchtlinge leben dort auf der Strasse, schlafen auf einem Stück Karton. Geben wir ihnen ein Zelt oder eine Schlafmatte, helfen wir ihnen auch ein Stück weit, ihre Würde zu bewahren», so das Vorstandsmitglied des Vereins.

Ladanie hat Mühe damit, wenn Festivalbesucher noch brauchbare Dinge einfach so auf dem Festgelände zurücklassen. Sie sei ein eher «konsumkritischer Mensch». «Sogar neue Zelte werden zurückgelassen. Ich würde so etwas nie tun.» Sie finde es jedoch vertretbar, wenn jemand sein Zelt als Einweg-Zelt betrachtet, es am Schluss eines Open Airs abgibt und für einen guten Zweck spendet. «Es ist sinnvoll, wenn man Dingen ein zweites Leben schenkt.»

Sammel-Aktionen künftig in Kooperation mit Veranstaltern

Laut Ladanie will man dieses Jahr keine Sammel-Aktionen auf Festivalgeländen mehr organisieren, da der logistische Aufwand schlicht zu gross sei, wenn man das Sammeln auf die bisherige Art und Weise anpacke, das heisst, wenn die Freiwilligen Zelte und andere brauchbare Dinge in den Abfallbergen ausfindig machen müssen.

Neu will der Verein deshalb die Sammel-Aktionen ab 2017 in Abstimmung mit den Veranstaltern durchführen. «Die Veranstalter haben bereits ihr Interesse bekundet», so Ladanie. Ziel wäre, dass die Festivalbesucher von Beginn an darüber informiert seien, dass sie ihr Zelt am Schluss des Anlasses abgeben könnten und diesem darum auch Sorge trügen.

Transporte von Hilfsgütern in Krisenregionen

«Stand up for refugees» organisiert nach eigenen Angaben regelmässig Transporte von Hilfsgütern in verschiedene Krisenregionen, etwa nach Syrien, Griechenland, aber auch ins französische Calais. Die Hilfsgüter werden in der Schweiz gesammelt und sortiert, heisst es auf der Homepage des Vereins. Neben Sachspenden wie Zelten, Kleidern, Hygieneartikeln und Spielsachen werden auch Geldspenden angenommen. Laut Homepage versorgt der Verein auch Asyleinrichtungen in der Schweiz mit Kleidern.

Zur Webseite:
Stand up for Refugees

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Datum: 20.07.2016
Quelle: Livenet / kath.ch

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