Halloween statt Allerheiligen

Sind auch Weihnachten und Ostern bedroht?

Die Schweiz am Sonntag hat sich Gedanken darüber gemacht, warum das heidnische Halloween das kirchliche Allerheiligen verdrängen konnte. Die Autorin hält den Kirchen ein Versäumnis vor.
Halloween-Dekoration

Halloween und Oktoberfest sind zu Exportschlagern geworden, stellt die Autorin Fabienne Riklin fest. Das christliche Fest Allerheiligen drohe dagegen in Vergessenheit zu geraten. Dabei habe das Fest einst eine Lücke im Jahresrhythmus vor Weihnachten gefüllt. Sie zitiert den Kulturwissenschafter Konrad Kuhn, der bestätigt: «Auch die Schweizer Gesellschaft hat das Bedürfnis nach einem durch Höhepunkte gestalteten Jahresverlauf.» Die beiden säkularen Feste hätten das Potenzial, die Lücke optimal zu füllen. Der Trend geht laut Riklin dahin, dass weitere säkulare Feste, zum Beispiel Mittsommerfeste, den Jahresverlauf immer mehr auflockern werden. 

Was wird aus Weihnachten und Ostern?

Könnten schliesslich auch Ostern und Weihnachten durch heidnische Feste verdrängt werden? Der «Alltagsforscher» Michael Gallati meint nein und sagt: «Wir leben zwar in einer Gesellschaft, die stets Erlebnisse sucht, doch auch soziale Anlässe sind ein Bedürfnis.» Ostern und Weihnachten mit ihren freien Tagen werden diesem Bedürfnis gerecht. Und sie lassen sich auch gut vermarkten, wie anzufügen wäre.

Feste zum Lebensende entsprechen einem Bedürfnis

Gegenüber Livenet weist die Berner Pfarrerin Johanna Spittler darauf hin, dass in einer konsum- und vergnügungsorientierten Gesellschaft religiöse Inhalte, welche sich den Schattenseiten und Begrenzungen des irdischen Lebens zuwenden, schwer zu vermitteln seien. Neben den Festen am Ende des Kirchenjahres, welche die Vergänglichkeit in den Blick nehmen (Allerheiligen, Allerseelen, Ewigkeitssonntag) gelte dies auch für den Karfreitag, einen der höchsten christlichen Feiertage. «Symbolisiert durch die Person Jesu Christi ist er dem unschuldigen Leiden und Sterben gewidmet.» Zwar liessen sich solche existentiellen Fragen letztlich nicht verdrängen. Somit würden diese Feste auch erhalten bleiben. Eine sorgfältige rituelle Gestaltung in festlichem Rahmen und tragender Gemeinschaft bedeute eine Unterstützung für die Betroffenen, Trauer, Leid und Verluste zu bewältigen. Dies bleibe ein gesellschaftlicher Auftrag der Kirchen. 

Allerheiligen besser gestalten?

Was Allerheiligen betrifft, eigentlich ein katholisches Fest, sieht der Artikel in der Schweiz am Sonntag allerdings ein Verbesserungspotenzial für die Kirche: «Allerheiligen ist beispielsweise für Pfarrerinnen und Pfarrer prädestiniert, um auf die Gläubigen zuzugehen. Sie müssten die Menschen auf den Friedhof einladen, die jemanden verloren haben. Dann würden sie erfahren, was die Gläubigen bewegt, und sie könnten ihnen in der Trauer beistehen. Doch das werde kaum gemacht. Man verschanzte sich hinter Phrasen wie 'Gott ist die Liebe' oder Dogmatiken.» Feierliche Friedhofsbegehungen an Allerheiligen finden allerdings weiterhin statt, oft auch in einem ökumenischen Rahmen, was die Autorin nicht erwähnt.

Reformierte feiern den Ewigkeitssonntag

In den reformierten Kirchen wird hingegen nicht an Allerheiligen, sondern am Ewigkeitssonntag – dieses Jahr am 20. November – der Toten gedacht, zum Beispiel mit dem Anzünden von Kerzen für jeden Verstorbenen und der Verlesung ihrer Namen. Die Kirchen sind an diesen Tagen oft gut gefüllt, da die Angehörigen zum Gottesdienst speziell eingeladen werden.

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Datum: 26.10.2016
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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