Voll versöhnt

Ehemaliger ICF-Medienchef wagt neues Abenteuer

Daniel Linder war in der Pionierzeit von ICF Zürich ein wichtiger Kopf, der oft in den Medien präsent war. Unterdessen hat er eine neue Richtung eingeschlagen. In seinem Leben dreht sich viel um Versöhnung.
Daniel Linder
Der Clownfisch Nemo mit seinem Vater Marlin im Film «Findet Nemo»
Cover vom Buch «Nemo - Voll Versöhnt» von Verena Wurster und Daniel Linder

«Es ist ein Abenteuer, aber ich bin bereit, mich nach vorne zu orientieren», sagt der langjährige Personal- und Medienchef von ICF Zürich, Daniel Linder. Er habe seit einiger Zeit gespürt, dass seine Zeit im ICF zu Ende gehe und etwas Neues komme. Dieses Neue hat vor allem mit Versöhnung zu tun.

Versöhnt mit der eigenen Vergangenheit

«Es hat sich in den letzten Jahren immer stärker gezeigt, dass meine Berufung in eine andere Richtung geht.» Im ICF habe er über Jahre vor allem das eingebracht, was er von seinem Know-how her einbringen konnte, aber im Herz sei er ein Beziehungsmensch. So seien Themen wie Coaching und Seelsorge immer wichtiger geworden. Als erstes habe Gott ihn jedoch selbst in die Seelsorge geführt. «Ich musste selbst durch meinen Versöhnungsprozess gehen.» Dieser Prozess hat stark mit der Beziehung zu seinem Vater zu tun. Er sei sehr dominant gewesen und habe Macht ausgeübt, die ihn schon früh verunsichert habe. «Ich hatte einen Mangel, einen Mangel an Liebe, den ich irgendwie kompensieren musste. Oft habe ich Leute manipuliert, ohne dass mir dies bewusst war.» Es war ein schwerer Weg für Daniel Linder, sich mit diesen Verletzungen auseinander zu setzen. Lange habe er gedacht, im Vergleich mit anderen hätte er keine echten Probleme. Doch Gott habe ihm Schritt für Schritt gezeigt, wo in seinem Leben etwas nicht stimmte. Gegen Aussen habe man ihm nichts angemerkt, aber innerlich sei er traurig gewesen. Das Thema «Versöhnung» werde in den Kirchen, in denen er sich bewegt habe, vernachlässigt. «Versöhnung wird oft mit Vergebung gleichgesetzt. Das löst dann einen Frust aus, wenn man merkt, dass die schlechten Gefühle noch da sind, obwohl man doch vergeben hat.» In Zukunft will sich Daniel Linder dafür einsetzen, dass Menschen auf dem Versöhnungsweg begleitet werden. Er eröffnet am Montag eine Filiale der Stiftung «Casa Immanuel» in Zumikon.

Clownfisch Nemo als roter Faden für Versöhnungsbuch

Zusammen mit der Gründerin der Stiftung «Casa Immanuel»*, Verena Wurster-Eichmann hat Daniel Linder unterdessen bereits ein Buch über diesen Versöhnungsweg geschrieben. Anhand der Geschichte des herzigen roten Clownfischs «Nemo» (Animationsfilm «Findet Nemo» von Pixar aus dem Jahr 2003) zeigen die beiden Autoren, wie man von alten Verletzungen und Zwängen frei werden kann. «Dieser Film passte perfekt zu dem Versöhnungsweg, über den wir schreiben wollten». Auch Nemo erlebte als kleiner Fisch einen emotionalen Missbrauch durch seinen Vater, der sich in einer Szene besonders zeigt. Marlin, Nemos Vater, hat bei einem Überfall durch einen Raubfisch praktisch die ganze Familie verloren. Es bleibt ihm nur noch der kleine Nemo. Marlin schwört sich, ihn zu schützen und dafür zu sorgen, dass ihm niemals etwas geschieht. Doch dies verhindert, dass der kleine Nemo sich entwickeln kann, weil beide in einer ungesunden Abhängigkeit stehen (im Buch Symbiose genannt). Dialoge aus dem Animationsfilm verbildlichen dies sehr klar und geben dem Versöhnungsbuch einen roten Faden.

Kein Betty Bossy-Rezept

«Mit dem Buch versuchen wir nicht ein einfaches Rezept à la Betty Bossy zu geben», sagt Daniel Linder. Es sei mehr dafür gedacht, dem Leser eine Hilfe und einen Impuls zu geben, wo sein nächster Schritt sein könnte. «Wir Christen hätten gerne, dass mit der Bekehrung alle alten Zwänge einfach weg sind; wir sind ja eine neue Schöpfung. Aber meistens ist es nicht so. Wir müssen uns selbst auf den Weg der Versöhnung begeben.» Erst so könne ein neues Denken, Fühlen und Handeln erlernt werden. Diese Botschaft will der ehemalige ICF-Mediensprecher in Zukunft vertreten und selbst leben. Er ist überzeugt, dass es sich für jede Person lohnt, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Aber am Ende sei es nur eine Einladung. «Der Weg steht jedem frei, aber er muss selber hindurchgehen. Das ist wie bei Jesus. Er lässt uns auch frei entscheiden, ob wir uns auf ihn einlassen wollen. Die Eigenverantwortung ist ein hoher Wert, wenn nicht sogar der höchste Wert im Leben eines Menschen.»

*Die Stiftung Casa Immanuel wurde 2003 von Verena Wurster-Eichmann gegründet. Die Stiftung führt in Sevgein (Graubünden) ein Oasenhaus sowie in Castrisch (ebenfalls Graubünden) ein Kurshaus mit insgesamt 30 Kurz- und Langzeitbetreuungs- und Erholungsplätzen. Mehr dazu im Internet unter www.casa-immanuel.ch.

Zum Buch

Titel: Nemo - Voll Versöhnt
Untertitel: Auf dem Versöhnungsweg ins Abenteuer deines Lebens
Autoren: Verena Wurster & Daniel Linder
ISBN/EAN: 978-3-9524128-1-7
Verlag: Vermonda Verlag
Erschienen: 2013
Seiten/Umfang: 167 S.

Datum: 02.03.2014
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung