Den Teufelskreis durchbrechen

«Meinen Hass bekommt ihr nicht»

Nach den Anschlägen in Paris bleibt Antoine Leiris als alleinerziehender Witwer zurück. Doch hassen will er die Täter nicht. Trotz Ohnmacht und tiefem Schmerz entscheidet er sich für einen anderen Weg. Und setzt damit Worte von Jesus auf erschütternde Art in die Tat um.
Antoine Leiris

Antoine Leiris hätte allen Grund zu hassen. Seine Frau, die Mutter seines 17 Monate alten Sohnes, wurde ermordet. Brutal hingerichtet, auf dem Rock-Konzert in Paris. Jede normale, menschliche Reaktion darauf wäre Wut, Hass und Rache.

Doch der Franzose reagiert völlig anders. Auf Facebook postet er seine Botschaft an die Täter, mit der Überschrift: «Ihr bekommt meinen Hass nicht!»

«Freitagabend habt ihr das Leben eines ausserordentlichen Wesens geraubt. Das der Liebe meines Lebens, der Mutter meines Kindes. Aber ihr bekommt meinen Hass nicht», so beginnt der Radioredakteur.

«Nein, ich werde euch nicht den Gefallen tun, euch zu hassen, auch wenn ihr euch sehr darum bemüht habt. Auf den Hass mit Wut zu antworten, würde bedeuten, derselben Ignoranz nachzugeben, die euch zu dem gemacht hat, was ihr seid.

Ihr wollt, dass ich Angst habe, dass ich meine Mitbürger mit misstrauischem Blick betrachte, dass ich meine Freiheit der Sicherheit opfere. Ihr habt verloren», so der Franzose in seinem Post.

Gottes Herz zerreisst vor Schmerz

Weiter schreibt Leiris: «Wenn der Gott, für den ihr so blind tötet, uns nach seinem Abbild geschaffen hat, dann war jede eurer Kugeln im Körper meiner Frau eine Wunde in seinem Herzen.» Der Kummer bringe ihn fast um, gibt er zu. Aber der Schmerz werde heilen und eines Tages werde er seine Frau im Himmel wieder sehen.

«Wir sind zwei, mein Sohn und ich, aber wir sind stärker als alle Armeen dieser Erde», schliesst Antoine Leiris. Und schiebt nach: «Sein ganzes Leben wird dieser kleine Junge euch beleidigen, indem er glücklich und frei ist. Denn nein, auch seinen Hass werdet ihr nicht bekommen.»

Sich gegen den Hass entscheiden

Es mag sich im ersten Moment falsch anfühlen, auf Böses, Ungerechtigkeiten oder Terror nicht mit Hass zu reagieren. Und wenn Jesus noch einen Schritt weitergeht und lehrt, anderen zu vergeben und seine Feinde sogar zu lieben, möchte man aufschreien: «Das geht zu weit! Damit geht man unter! Dass ist doch ungerecht!»

Doch in Wahrheit ist das die einzige Möglichkeit, den Teufelskreis des Bösen voll zu durchbrechen. Hass bewirkt niemals etwas Gutes. Nur wer lernen kann zu vergeben, wird auf die Dauer frei sein können. Vergebung bedeutet ja «Ich rechne dir die Schuld nicht mehr zu»; man legt die Vergeltung und Strafe in die Hand Gottes. Hass bindet, Liebe macht frei. Hier hat Antoinie Leiris eindeutig einen Schritt in die richtige Richtung getan.

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Datum: 20.11.2015
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch

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