Die letzte Vierergruppe der Apostel

Jakobus, den Sohn des Alphäus, und Simon, genannt Zelotes, Judas, den Sohn des Jakobus … Lukas 6,15-16 (Schl2000) Die letzte Vierergruppe der Apostel ist uns am unbekanntesten, außer Judas Iskariot, der durch seinen Verrat an Christus in Verruf kam. Diese Gruppe scheint in einer weniger vertrauten Beziehung zu Christus gestanden zu haben als die anderen acht Jünger. In den Evangelien bleiben sie nahezu unerwähnt. Außer der Tatsache, dass sie zu Aposteln ernannt wurden, ist nur sehr wenig über jeden Einzelnen bekannt. In diesem Kapitel wollen wir uns mit drei Jüngern befassen; Judas Iskariot, den Verräter, werden wir uns für das letzte Kapitel aufheben. Man muss bedenken, dass die Apostel alles aufgaben, um Christus nachzufolgen. Petrus sprach für alle, als er sagte: »Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt« (Lk 18,28). Für die Nachfolge gaben sie ihre Häuser auf, ihre Arbeit, ihren Grundbesitz, ihre Familien und ihre Freunde. Sie brachten ein heroisches Opfer. Mit Ausnahme von Judas Iskariot wurden sie zu mutigen und unerschrockenen Zeugen. In den Evangelien finden wir allerdings kaum etwas von ihrer Kühnheit, da die Verfasser der Evangelien – zwei Apostel (Matthäus und Johannes) und zwei gute Freunde der Apostel (Markus und Lukas) – ihre Schwächen ebenso ehrlich darstellten wie ihre Stärken. Die Apostel werden uns nicht als mythische Gestalten vorgestellt, sondern als echte Menschen. Sie werden nicht als berühmte Persönlichkeiten beschrieben, sondern vielmehr als ganz normale Männer. Deshalb verleihen die Apostel den Beschreibungen des Lebens Jesu in den Evangelien Farbe, sie stehen jedoch nur recht selten im Vordergrund und spielen nie eine Hauptrolle. Wenn sie in den Vordergrund treten, dann häufig durch Zweifel, Unglaube oder Verwirrung. Manchmal sehen wir, wie sie von sich selbst besser denken, als sie sollten. Ein anderes Mal reden sie, wo sie besser geschwiegen hätten, oder wirken ratlos, obwohl sie es verstanden haben müssten. Gelegentlich lassen sie mehr Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und Stärken erkennen, als sie sollten. Daher werden ihre Fehler und Schwächen häufiger deutlich als ihre Stärken. In dieser Hinsicht ist die unverblümte Ehrlichkeit der Evangelien erstaunlich. Unterdessen finden sich nur wenige große Taten der Apostel. Wir lesen, dass ihnen Vollmacht zum Heilen, zur Totenauferweckung und zum Austreiben von Dämonen gegeben wurde, aber selbst dies wird in einer Art und Weise geschildert, die die Unvollkommenheit der Apostel hervorhebt (vgl. Mk 9,14-29). In den Evangelien sehen wir nur ein einziges Mal, dass ein Apostel etwas wirklich Außergewöhnliches tat: als Petrus auf dem Wasser ging – doch er begann sofort zu sinken. Die Evangelien stellen diese Männer einfach nicht als Helden dar. Ihr Mut kam zum Tragen, nachdem Jesus in den Himmel aufgefahren war und dann den Heiligen Geist gesandt hatte, damit sie Vollmacht erhielten. Plötzlich handelten sie anders. Sie waren auf einmal stark und couragiert, wirkten große Wunder und predigten mit ganz neuem Mut. Aber selbst hier hält sich der biblische Bericht zurück. In erster Linie sehen wir Petrus, Johannes und später den Apostel Paulus (der zu ihnen hinzukam als »unzeitige Geburt« – 1Kor 15,8). Alle anderen bleiben ungenannt. Das Vermächtnis ihrer wahren Größe ist die Gemeinde, ein lebendiger, atmender Organismus, bei dessen Gründung sie halfen und dessen Grundlage sie wurden (»wobei Christus Jesus selbst Eckstein ist« – Eph 2,20). Heute existiert die Gemeinde etwa zweitausend Jahre – weil diese Männer das Evangelium von Jesus Christus bis an die Enden der Erde trugen. Im Neuen Jerusalem wird ihr Mut belohnt werden durch ein ewiges Gedenken an sie, weil ihre Namen im Fundament dieser Stadt eingeprägt sein werden.Die Evangelien berichten uns davon, wie Jesus sie ausbildete. Ganz bewusst enthält die Schrift mehr über Jesus und seine Lehren als über das Leben dieser Männer. Das alles soll uns daran erinnern, dass der Herr es liebt, schwache und gewöhnliche Menschen zu gebrauchen. Haben Sie Mut, wenn Ihnen die Fehler und Charakterschwächen der Apostel wie ein Spiegel Ihrer eigenen Schwachpunkte erscheinen. Das sind solche Menschen, die der Herr gerne gebraucht.Das, was diese Männer von anderen Menschen in den Evangelien unterschied, war die Ausdauer ihres Glaubens. Nirgendwo wird dies deutlicher als in Johannes 6 kurz nach der Speisung der Fünftausend, wo sich die Menschenmengen in der Hoffnung auf kostenloses Essen um Jesus scharten. Genau an diesem Punkt hielt Jesus eine Predigt, die viele als schockierend und abstoßend empfanden. Er bezeichnete sich als das wahre Manna vom Himmel (V. 32). Das war schockierend genug, denn als er sagte, er wäre aus dem Himmel herabgekommen (V. 41), behauptete er im Grunde genommen, Gott zu sein. Die jüdischen Führer und das Volk verstanden das ganz richtig als Anspruch auf seine Gottheit (V. 42). Daraufhin sagte Jesus, er sei das wahre Brot des Lebens (V. 48). Dann fügte er hinzu, dass er sein Fleisch für das Leben der Welt geben würde: »Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag; denn mein Fleisch ist wahre Speise, und mein Blut ist wahrer Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm« (V. 5456). Ganz offensichtlich sprach er nicht von Kannibalismus, sondern gebrauchte eine anschauliche Metaphorik, um die absolute Hingabe anzudeuten, die er von seinen Nachfolgern erwartete.Johannes schreibt: »Viele nun von seinen Jüngern, die es gehört hatten, sprachen: Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören?« (V. 60). Das Wort »Jünger« bezieht sich in diesem Vers auf eine Gruppe von Nachfolgern und nicht speziell auf die Zwölf. Weiter schreibt Johannes: »Von da an gingen viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm« (V. 66). An diesem Tag verließen ihn viele Jünger, die zuvor seinen Belehrungen zuhörten und seine Wunder sahen. Für sie waren seine Reden zu hart und seine Forderungen zu streng. Aber nicht die Zwölf. Sie blieben entschlossen bei Jesus.Und während sich die Menge schockiert auflöste, schaute Jesus zu den Zwölfen und fragte: »Wollt ihr etwa auch weggehen?« (V. 67). Wenn sie wollten, dann war jetzt die Zeit zum Abschied. Petrus sprach für die ganze Gruppe, als er antwortete: »Herr, zu wem sollten wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens« (V. 68). Sie blieben bei ihm, egal was kommen würde. Außer Judas Iskariot waren es wahre Glaubensmänner.Die ganze Zeit wusste Jesus, dass einige seiner Jünger keine echten Gläubigen waren und Judas ihn sogar verraten würde. Er sagte zu ihnen: »Aber es sind einige unter euch, die nicht glauben. Denn Jesus wusste von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer es war, der ihn überliefern würde« (V. 64). In Vers 70 antwortete er Petrus: »Habe ich nicht euch, die Zwölf, erwählt? Und von euch ist einer ein Teufel.« Er kannte ihre Herzen. Außer Judas hatten sie mit ihrer Vergangenheit für immer gebrochen. Sie hatten alles aufgegeben, um Jesus nachzufolgen. Das ist die heldenhafteste Tatsache, die in den Evangelien über sie berichtet wird. Was Judas so verachtenswert machte, war seine geheuchelte Hingabe. Wenn wir diese letzte Apostelgruppe untersuchen, stellen wir fest, dass sich die einzelnen Personen durchaus voneinander unterscheiden, obgleich die Schrift nur sehr wenig über sie aussagt. Fortsetzung: Jakobus - Der Kleine

Datum: 02.07.2007
Autor: John MacArthur
Quelle: 12 ganz normale Männer

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