Tod und Gericht

Der Tod ist der Wurm im Lebensapfel. Er ist der grosse Spielverderber, der alle Hoffnungen, Ziele, Träume, Freuden und Vergnügungen zunichte macht.Es gab einmal einen Mann, der an der Börse unbedingt reich werden wollte. Als ihm dann von jemandem gesagt wurde, er habe einen Wunsch frei, wünschte er sich, einmal in die Zeitung desselben Tages im nächsten Jahr sehen zu können. Seine Absicht war natürlich; die in dem dazwischenliegenden Jahr am meisten gestiegenen Aktien zu kaufen. Als er die Zeitung bekam, freute er sich schon darüber, wie reich er bald sein würde. Dann fiel sein Blick plötzlich auf die Todesanzeigen, und dort fand er dann seinen eigenen Namen.Der Tod ist unausweichlich. Wir sehen, wie andere vom Tod eingeholt werden, doch können wir uns nicht vorstellen, dass auch wir bald sterben könnten. Aber auch wir sind nicht immun gegen den Tod. Irgendwann wird er auch zu uns kommen.Durch Leichenwagen, Leichenhäuser und Friedhöfe werden wir ständig daran erinnert. Eigentlich sollten wir uns inzwischen an die Tatsache des Todes gewöhnt haben, denn auch immer dann, wenn wir uns schlafen legen, stellen wir ein Bild des Todes dar. Der Körper schläft im Tod.Viele Menschen wollen nicht an den Tod erinnert werden. In der japanischen Sprache gibt es z. B. nur ein einziges Wort für die Zahl »vier« und für »Tod«. Deshalb gibt es dort in Hotels auch kein 4. Stockwerk. (Trotzdem bleibt das Stockwerk über dem dritten das vierte, wie man es auch immer nennen mag.)In dem Moment, in dem ein Mensch stirbt, geht er Gott entgegen. Es ist ein Moment des vollen Bewusstseins und der ehrfürchtigen Erwartung. Hier mögen wir unsere Augen vielleicht noch vor der Realität verschliessen, aber schon eine Minute nach dem Tod werden sie weit offen sein.Es ist töricht, so zu tun, als würden wir niemals sterben. Es ist nicht nur sinnvoll, sondern absolut notwendig, dass wir uns dieser unvermeidlichen Tatsache offen und ehrlich stellen und uns auf diesen Moment vorbereiten.Fortsetzung: Sie säen - Sie ernten

Datum: 09.10.2007
Autor: William Mac Donald
Quelle: Man lebt nur einmal

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