"Geschenke zeigen: Wir denken aneinander"

Sie ist die Bischöfin der grössten lutherischen Kirche in Deutschland: Margot Kässmann. 1999 wurde die promovierte Theologin und Mutter von vier Kindern zur Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover gewählt. Vor einigen Monaten erkrankte Margot Kässmann an Brustkrebs. Leid hält sie für einen normalen Teil des Lebens.
Margot Kässmann
Margot Kässmann

Dass so viele Menschen über ihre Erkrankung erschüttert waren, hat sie eher verwundert und nachdenklich gemacht. "Vor Krankheit kann sich niemand schützen, auch ein Bischofsamt kann einen Menschen nicht davor bewahren."

Nach zweimonatiger Krankheit und erfolgreicher Behandlung ist Bischöfin Kässmann seit Ende Oktober wieder im Amt. "Ich freue mich, dass ich dieses Weihnachten gesund mit meinen vier Töchtern und meinem Mann feiern kann." Drei der vier Töchter sind erwachsen, studieren und leben ausser Haus. An Heiligabend wird die Bischöfin zwei Gottesdienste in der evangelischen Marktkirche in Hannover halten.

Was gefällt Ihnen an Weihnachten?
An Heiligabend stellt mein Mann den Weihnachtsbaum auf, das Weihnachtsoratorium wird aufgelegt und dann schmücken die Mädchen und ich gemeinsam den Baum. Danach wird die Tür geschlossen und nacheinander bringt jedes Familienmitglied die Geschenke heimlich unter den Baum. Das finde ich schön, weil es zeigt: Wir denken aneinander.

Was nicht?
Dass Weihnachten derart kommerzialisiert ist. Dieser Druck, den viele aufbauen, der Stress: Kaufen müssen, rennen - das hat für mich alles nichts mehr mit dem Ursprung des Festes zu tun.

Was bedeutet Ihnen Weihnachten?
In unserem Kulturkreis finde ich es besonders schön, dass das "Licht in der Finsternis" so lebendig und anschaulich ist, denn durch Jesus Christus ist das Licht in die Welt gekommen. In einem Land, in dem es früh dunkel wird, können wir diese Symbolik wunderbar aufnehmen. Deswegen mag ich das Lichter anzünden; und zwar nicht grell, sondern bewusst ein Licht nach dem anderen. Wir dürfen als Christen wissen, selbst der Tod bleibt nicht dunkel. Wir feiern an Weihnachten dieses Kind, weil es am Ende den Tod überwunden hat.

Was würden Sie Jesus zu Weihnachten schenken?
Es fällt mir die Geschichte ein, wo Jesus von einer Frau mit kostbarem Öl gesalbt wurde. Jesus hat so viel auf sich genommen und so viel Gutes getan, dass ich mich fragen würde: Was kann ich ihm Gutes tun? Da ist die Geschichte von der Frau mit dem Salböl ein schönes Beispiel. Jesus konnte diese Zuwendung offensichtlich zulassen.

Wo wünschen Sie sich, dass Jesus heute eingreifen würde?
Da denke ich vor allen an die Kriege und die ganze Gewaltmaschinerie: Waffenproduktion, Rüstung, Handel mit Waffen, Rüstungslobby. Das finde ich unerträglich! Allein der Gedanke, dass acht Milliarden US-Dollar pro Monat im Irak für Krieg ausgegeben werden statt für Frieden. Das müsste uns als Christen viel mehr umtreiben.

Auf welche Frage möchten Sie gerne eine Antwort finden?
Ich habe eine Frage, die wohl die meisten Menschen beschäftigt: Warum gibt es nicht zumindest weniger Leid? Obwohl ich weiss, dass Leid zum Leben gehört, beschäftigt mich diese Frage. Da bin ich so normal und frage wie andere Menschen auch.

Datum: 23.12.2006
Autor: Norbert Abt
Quelle: Jesus.ch

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