Gedanken beim Spazierengehen

Herr, ich gebe dir mein Leben… aber nur die Hälfte?!

Woran liegt es, dass wir Christen so häufig dieselben Fehler wiederholen und irgendwie ständig genau das tun, was wir eigentlich nicht mehr machen wollten? Diesen Gedanken geht Lena Brembati auf einem Spaziergang nach – und kommt zu einem ermutigenden Schluss.
Lena Brembati

Lena Brembati absolviert zurzeit einen Jahreseinsatz in Frankreich für die Deutsche Missionsgemeinschaft (DMG). In einem Blog berichtet sie von einem Spaziergang, der ihr bei einem Thema die Augen öffnete:

Sonntagnachmittag, die Sonne dringt durch die Wolken und taucht unsere Stadt im Norden Frankreichs in warmes Licht. Ich bin demotiviert und muss heute einfach mal raus. Ein «À tout à l’heure! Ich bin dann mal draussen!» in die Küche gerufen, schon bin ich auf dem Weg. Mein Spaziergang führt am Fluss entlang, vorbei an lachenden Kindern auf dem Spielplatz, bis Häuser und Menschen weniger werden. In der Stille atme ich tief ein, schliesse kurz die Augen und fange an zu beten…

Mein grösstes Hindernis bin ich selbst

Vielleicht machen Sie das ja auch ab und an; besonders in Momenten, wenn man vor allem weglaufen will? Mir ging es heute so. Ständig tue ich, was ich nicht will. Und was ich tun will, schaffe ich nicht (vgl. Die Bibel, Römer Kapitel 7 und 8). Es gibt Momente, da reicht meine Selbstdisziplin kaum aus, um morgens pünktlich aus dem Bett zu kommen. Ich stolpere ständig in dieselben Fehler. Irgendwann heule ich mir voller Selbstmitleid in die Klamotten und frage mich, wie Gott so jemanden überhaupt gebrauchen kann.

Ich bin bekennende Christin, aber mein grösstes Hindernis bin ich oft selbst. Bei diesem Gebetsspaziergang erkenne ich den Grund dafür: Ich habe geglaubt, ein erfülltes Leben mit Gott führen zu können, ohne mein altes Leben dabei verlieren zu müssen. Ich finde Kompromisse, Gewohnheiten, Sehnsüchte und Denkweisen in meinem Herzen, von denen ich weiss, dass sie nicht korrekt sind und Gott gerne mit mir daran arbeiten würde. Ich sollte Entscheidungen treffen und ignoriere sie, in der Hoffnung, dass es sich von alleine erledigt. Alles einfach aufgeben und meinem Herrn hinlegen? Nein, danke.

Gott will uns ganz

Oft habe ich gebetet: «Herr, nimm mein Leben! Es gehört dir!» Aber was von diesen Worten lebe ich wirklich? Ich habe ihn überschwänglich in mein Herz eingeladen, den Frühjahrsputz zu machen, kurz darauf aber die eine oder andere Tür wieder vor ihm verschlossen und davor ein Sperrband mit der Aufschrift «Meins!» angebracht. Ich habe von Gott Rechte eingefordert: Selbstverwirklichung, Besitz, Anerkennung, Liebe, Partnerschaft, Gesundheit, Sicherheit und mehr. Aber auf all das habe ich kein Recht. Es sind Geschenke, die ich dankbar aus seiner Hand nehmen darf.

Drei Dinge habe ich bei meinem Spazierengehen heute begriffen:

    • Gott braucht mich eigentlich gar nicht.

    • Doch er will mich, weil er mich liebt.

    • Er will mich ganz!

    Manches können wir einfach nicht loslassen, vielleicht, weil wir nicht genug Vertrauen in Gott haben. Jesus sagt uns aber in seinem Wort: «Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es retten» (Die Bibel, Markusevangelium, Kapitel 8, Vers 35). Sich auf ihn einzulassen ist gefährlich. Es kann wehtun, weil wir der Wahrheit und uns selbst ins Auge sehen müssen – aber das Leben wird augenblicklich spannend.

    «Meine Gnade ist alles, was du brauchst»

    Gott nimmt uns beim Wort. Ihm folgen bedeutet Zerbruch und Loslassen eigener Wünsche und Vorstellungen. Aber das Coole ist, dass Gott aus unserem Zerbrochenen und Kaputten etwas wunderbar Neues formt, das seinem Denken entspricht. Das erlebe ich im Moment. Er trägt mich durch schwierige Zeiten und weckt meine Hoffnung wieder. Ich muss nicht stark sein und mich abmühen, sondern verlasse mich auf seine Aussage in 2. Korinther, Kapitel 12, Vers 9: «Meine Gnade ist alles, was du brauchst, denn meine Kraft kommt gerade in deiner Schwachheit zur vollen Wirkung.»

    Die Autorin absolviert zurzeit einen Jahreseinsatz in Frankreich für die Deutsche Missionsgemeinschaft (DMG).

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    Datum: 09.04.2016
    Autor: Lena Brembati
    Quelle: DMG International

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