Einwurf von Ansgar Hörsting

Fromme Leitsätze und was sie taugen

Leitsätze prägen unser Leben, meist unbewusst. Sie können hilfreich oder lähmend sein. Deswegen ist es wichtig zu wissen, was Gott über uns sagt. Darüber schreibt Ansgar Hörsting, Theologe und Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland, im Magazin «Christsein Heute». Livenet publiziert den Text mit freundlicher Genehmigung des SCM-Bundes-Verlags (Schweiz).
Ansgar Hörstling
Coverbild «Christsein Heute»

Seit einigen Wochen spreche ich in Gemeinden immer wieder einmal über die Leitsätze, die unser Leben bestimmen. Oft unbewusst, aber doch sehr wirksam. Oder Leitsätze, die wir über unsere Gemeinden stellen. Sie wirken wie Überschriften über einem Zeitungsartikel. Sie bestimmen darüber, was wir als Hauptnachricht mitnehmen werden, egal, was im Artikel selbst steht.

«Aus dir wird nie etwas»

Irgendwo haben wir sie gelernt. Irgendwann haben sie sich uns tief eingeprägt, die Leitsätze unseres Lebens. So wie diese: «Aus dir wird nie etwas.» − «Was sollen die Leute denken?» − «Eigentlich solltest du gar nicht geboren werden.» Solche Leitsätze können eine Macht ausüben und uns sogar zerstören. Es gibt auch diese hier: «Egal was passiert: Wir stehen immer zu dir.» oder «Du darfst alles, du darfst dich nur nicht erwischen lassen.»

Bei mir kamen später andere Sätze hinzu: «Weil es dir gut geht, geht es anderen Menschen auf der Welt schlecht.» − «Denke an die hungernden Kinder in Afrika und iss deinen Teller leer» − «Pass immer auf deine Sachen auf!»

Fromme Leitsätze

Andere erzählten mir von frommen Leitsätzen: «Pass auf, kleines Auge, was du siehst!» − «Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm.» Viele haben das als Druck empfunden und Gott als Aufpasser erlebt. Nicht alle jedoch! Denn solche Sätze wirken immer im Gesamtbild der Herkunftsfamilie und der Verlässlichkeit und Liebe, die dort herrschen.

Es gibt hilfreiche und lähmende Leitsätze. Und oft ist einem gar nicht bewusst, welche Sätze wirklich leiten. Es kann sein, dass man zwar ein Lebensmotto haben möchte, aber tief drinnen wird man von einem ganz anderen regiert.

Ich bekomme viel Resonanz auf meine Predigten, wenn ich auf die Leitsätze zu sprechen komme. Wir verlieren viel Lebenskraft durch schlechte Leitsätze. Ich bin überzeugt: Satan kann uns durch seine Lügen verführen. Er liebt es, Menschen mit lügenhaften Leitsätzen zu quälen.

Das sagt Gott

Deswegen ist es eine entscheidende Frage, was Gott eigentlich über unser Leben sagt. Ich bin überzeugt, dass die Antwort darauf immer zwei Aspekte hat. Der eine ist negativ. Gott sieht unser Leben, wie es ohne ihn aussieht: verloren, abgeschnitten vom Leben, in Schuld verwickelt, in Lügen verstrickt. Beladen mit Sorgen, mit Bitterkeit, mit eigener Schuld oder auch der Schuld anderer. «Der Lohn der Sünde ist der Tod.», diagnostiziert die Bibel (Römer Kapitel 6, Vers 23). Es nützt nichts, diese Wahrheit zu leugnen, denn wer sie leugnet, kann ihr nicht begegnen.

Aber als Lebensmotto, als Leitsatz, taugt dieser Aspekt nicht. Dafür müssen wir uns den zweiten Aspekt ansehen, die Wahrheit, die Gott in Jesus über uns ausspricht. Zum Beispiel diese hier: «Nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist.» (Römer Kapitel 8, Vers 38f) oder: «Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.» (Jesaja Kapitel 43, Vers 1). In Jesus hat Gott uns alles geschenkt (Römer Kapitel 8, Vers 32). Er macht unsere Leben reich. Nicht durch unser Tun, sondern durch Gott allein können wir leben. «Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft der Liebe und der Besonnenheit.» (2. Timotheus Kapitel 1, Vers 7). Das sind Leitbilder, die uns lebenstauglich machen.

Bewegt von Gottes Liebe

Dieses Prinzip betrifft auch Gemeinden. Wir sehen sie häufig mit negativen Vorzeichen: Wir sehen die Fehler, die problematischen Leute, die Streitereien. Und keine Frage, das alles gibt es ja auch. Aber wenn uns das leitet, dann werden wir irgendwann der Gemeinde Jesu den Rücken zuwenden.

Gemeinden geben sich häufig Leitbilder. Drucken diese vierfarbig in unsere Veröffentlichungen oder schreiben es auf Leinwände. Aber es kommt darauf an, dass diese Leitbilder in unsere Herzen geschrieben werden. Dazu braucht es die ständige Erinnerung und positive Erfahrungen. Dann wird ein Leitbild zu dem, was es sein soll: Es leitet unser Denken, Fühlen und Handeln. Es ist die Überschrift über unser Tun und Lassen. In diesem Sinne: «Bewegt von Gottes Liebe bauen wir lebendige Gemeinden.»

Dieser Artikel erschien im Magazin Christsein Heute.

Zur Webseite des SCM-Bundes-Verlag (Schweiz).

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Datum: 09.07.2018
Autor: Ansgar Hörsting
Quelle: SCM Bundes-Verlag (Schweiz)

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