Teddys auf dem Eis

SCL-Plüschtiere kommen zu Waisen nach Osteuropa

Bei einem Heimspiel des Eishockey-Teams SC Langenthal flogen rund 1000 Teddybären aufs Eis. Daniel Schöni, SCL-Sponsor und Speditionsunternehmer, lässt diese nun nach Rumänien und Moldawien bringen.
Hier übergibt SCL-Sportchef Reto Kläy (rechts) eines der tausend Plüschtiere an den Unternehmer Daniel Schöni. (Foto: www.sport-guide.ch)

In etlichen Schweizer Stadien, aber auch in Nordamerika wurde in den letzten Wochen eine Wohltätigkeitsaktion durchgeführt: Beim ersten Tor des Heimteams durften die Fans Plüschtiere aufs Eis werfen – zu Gunsten von armen Kinder. Für die Verteilung sind die Clubs zuständig. Im Fall des Schweizer NLB-Teams SC Langenthal mussten die Verantwortlichen nicht lange suchen: Daniel Schöni, einer der Hauptsponsoren und Inhaber der «Schöni.ch Holding AG» steht unter anderem einer Speditionsfirma vor, die auch Hilfsgüter ausliefert. Die SCL-Teddys werden nach Osteuropa gebracht. Wir sprachen mit dem Unternehmer Daniel Schöni, der selbst mehrfach in den Osten reiste.

Livenet.ch: Bei einem der letzten Heimspiele flogen viele Teddybären auf die Eisfläch. Diese sind nun bei Ihnen in Wynau im Kanton Bern und werden bald in den Osten verfrachtet. Welche Reise haben die Plüschtiere vor sich?
Daniel Schöni: Sie werden mit einem der nächsten Transporte in Richtung Osten gebracht. Ein Teil wird nach Rumänien in Kinderheime gehen und ein Teil nach Moldawien.

Was sind das für Kinderheime?
Das eine gehört zu «Licht im Osten», das ist ein Hilfswerk aus Winterthur, das zugleich von meinem Bruder geführt wird. In diesem rumänischen Heim leben Kinder, die sich natürlich über Spielsachen freuen. Sie freuen sich wie wir alle auch über ein Päcken, das aus der Schweiz oder aus Deutschland kommt. Wir alle waren einmal jung und wissen, wie viel Freude Kinder an Plüschtieren haben.

Warum gehen die Teddybären gerade mit euch mit?

Jemand vom SC Langenthal hatte gehört, dass wir unter anderem verschiedene Organisationen unterstützen und dass da auch Kinderheime dazu gehören. Diese Person kam auf mich zu und erzählte von der Teddybär-Aktion und fragte, ob das etwas für diese Kinderheime sein könnte und ob ich sie dahin transportieren könnte. Ich nahm Rücksprache mit der Heimleitung und sie sagten, dass sie die Plüschtiere sehr gerne bei sich haben würden.

Wie muss man sich dieses rumänische Heim vorstellen?
Es liegt im Nordwesten und besteht schon lange. Dort leben vorwiegend Vollwaisen. Die Heime, respektive die Organisation, in welche die Teddys nun gebracht werden, haben einen kirchlichen Hintergrund. Die Hilfe steht im Zentrum. Im Osten ist es schwieriger geworden, ein solches Heim zu führen. Mit zunehmender Öffnung dieser Länder und dem Beitritt zur EU gingen solche Aktivitäten mehr und mehr zurück in die Hände des Staats. Geboren aber sind diese Institutionen in der traurigsten Zeit in den 1980e-r und 1990er-Jahren, als es in diesen Ländern sehr, sehr bitter zu und her ging. Ich habe dort Kinderheime und Spitäler gesehen; da wünscht man niemandem, dass er dort hin kommt.

Sie unterstützen selbst etliche Projekte – warum tun Sie das? Sie könnten auch eine mehrstöckige Villa bauen mit fünf Nobelkarossen auf dem Parkplatz.
Wir sind christlich erzogen worden. Uns wurde vorgelebt, dass man einen Teil von dem, was man einnimmt, auch weitergeben soll. Das ist ein altes biblisches Gesetz, das bei meinen Eltern und Grosseltern verankert war. Es wurde auch uns Kindern überliefert und entspricht noch heute unserer Überzeugung, dass wir, die wir einen Gewinn realisieren können, einen Teil davon weitergeben. Wir stehen verschiedenen Organisationen bei, in Afrika, Indien und Osteuropa, wo wir nachhaltig und über Jahrzehnte hinweg unterstützen.

Wie viele Häuser unterstützen Sie und wo stehen diese?
Das sind Kinderheime und Tagesschule in Indien, in denen Mädchen aus der untersten Kaste eine Schulbildung erhalten, aber auch Krankenstationen in Afrika - wir hängen das in der Regel nicht so an die grosse Glocke.

Diese Projekte wurden durch Sie errichtet und finanziert?
Das unterscheidet sich von Land zu Land und von Projekt zu Projekt. Es gibt Projekte, die meine Eltern ins Leben gerufen haben und die sie vom ersten Tag an finanziert haben. Diese sind jetzt an mich übergegangen und unsere Firmen finanzieren sie weiterhin. Bei anderen Projekten sind wir Co-Sponsor. So haben wir zum Beispiel in Afrika bei einem Klinikum eine Kinderabteilung und eine für Frauen finanziert. Manchmal sind es auch Beiträge an Organisationen, wo wir nicht genau wissen, was mit dem Geld passiert, in denen wir aber die Leute dahinter kennen und wissen, dass es in guten Händen ist.

Die besagten Plüschtiere gehen nun nach Rumänien und Moldawien. Hier in Ihrem Unternehmen stehen viele Lastwagen. Sind Sie selbst schon mal in einen gesessen und haben etwas in ein solches Land gefahren?
Ich habe das verschiedentlich gemacht, gerade damals, als diese Länder aufgegangen sind. Nach Rumänien oder Weissrussland haben wir als junge Männer gerne mal Hilfsgüter selbst hintransportiert. Einmal konnte ich Weihnachtspakete für atomargeschädigte Kinder in die Nähe von Tschernobyl bringen.

Das geht schon unter die Haut, wenn man sieht, wie viele missgebildete Kinder und leidende Menschen dort leben. Davon hören wir hier in Westeuropa eigentlich nie etwas und auch nicht, wie viele Menschen dort noch heute qualvoll sterben, aufgrund dieses Reaktorunglücks.
Ein anderes sehr eindrückliches Erlebnis hatte ich 1992 über Weihnachten und Neujahr, im Balkankrieg. Wir lieferten damals viele Hilfsgüter dorthin aus und engagierten uns für improvisierte Spitäler in bosnischen Luftschutzkellern, bis hin zu Waisenhäusern, wo hunderte Waisen einquartiert waren, denen wir auch Weihnachtspakete brachten. Zum Teil erlebten wir auch Geflohene, die man in den Bergen angetroffen hatte und die in irgendwelchen Behausungen übernachtet haben.

Ich denke, wir Schweizer vergessen manchmal, was für ein Vorrecht wir haben und in was für einem Land wir wohnen dürfen. Es ist selbstverständlich, dass das Licht angeht, wenn man auf den Lichtschalter drückt oder das Wasser fliesst, wenn man beim WC spült. Das sind alles Dinge, die in anderen Ländern noch heute nicht zur Selbstverständlichkeit gehören.

Datum: 19.01.2011
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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