Aus "Helfen statt töten” wurde "LEA” – Ein Gespräch mit der Präsidentin

Ruth Wallmeroth
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idea: Mit Ihrem Engagement im Referendumskomitee bringen Sie sich politisch in die Debatte ein. Seit wann wirkt Ihre Organisation politisch?

Ruth Wallmeroth: Die Aktion "Helfen statt töten" ist aus der Arbeit des Schweizerischen Weissen Kreuzes entstanden und wurde auf die Abstimmung gegen die Fristenlösung 1974 hin gegründet. Ganz bewusst wurde der Kampf gegen die Abtreibung von Anfang an mit der praktischen Hilfeleistung verbunden. Anschliessend wirkte sie bei der Initiative "Recht auf Leben" (1985) aktiv mit, ebenso bei der Initiative FMF (für eine menschenwürdige Fortpflanzung, 2000).

idea: Ihre Namensänderung von Aktion "Helfen statt töten" zu LEA Schweiz fand in einer wichtigen Phase der Fristenlösungsdebatte statt. War das geschickt, jetzt den Namen zu ändern? Gab es keine Verwir-rung?

Wallmeroth: Die Namensänderung, die vor allem von den Sektionen schon längere Zeit gewünscht wurde, wurde von der Mitgliederversammlung im Frühling 2001 auf Anfang 2002 beschlossen, in der An-nahme, dass die Fristenlösungsabstimmung noch im Jahre 2001 dem Volk vorgelegt wird. Betonen will ich aber, dass wir durchwegs positive Reaktionen auf unsere Namensänderung erhalten haben. Der Name gefällt, und er beinhaltet ja gleich unser Programm – Leben erhalten und annehmen.

idea: Ausser der politischen Aktivität, tun Sie etwas für die Problematik ungewollt schwangerer Frauen? Wie helfen Sie konkret?

Wallmeroth: Wir leisten vielfältige Hilfe in Beratung, in materiellen und auch in finanziellen Nöten. So bieten wir verschiedenste Dienstleistungen an wie Beratung, Betreuung und Begleitung von Frauen in Not, Betreuung einer Naturalgabenstelle, Hilfe bei Wohnungs- und Arbeitssuche, seelsorgerliche (Telefon-)Gespräche, Begleitung auf Sozialämter, zu Rechtsanwälten usw. Seit einigen Jahren haben wir auch die Möglichkeiten, Frauen in Not in unseren Kleinwohnungen in Dürrenäsch aufzunehmen und zu betreuen.

Es ist uns ein Anliegen, mit betroffenen Müttern mit ihren Kindern auch nach der Geburt in Kontakt zu bleiben. Gerade auch deshalb führen wir jährlich eine Ferienwoche für Alleinerziehende und ihre Kinder durch, die von unseren SpenderInnen durch die jährliche Weihnachtssammelaktion mitgetragen wird.

Daneben liegt uns aber auch alles vorbeugende Arbeiten in Vorträgen und durch unsere Zeitschriften sehr am Herzen. Obwohl sich dieser prophylaktische Arbeitsbereich nur schwer in Zahlen fassen lässt, sind wir überzeugt von dessen grosser Wichtigkeit.

idea: Was passiert im Bereich Schwangerenberatung, Hilfe für Frauen nach einer eventuellen Annahme der Fristenregelung? Ist dann Ihre Hilfe überhaupt noch nötig und gefragt?

Wallmeroth: Unsere Aufgabe bleibt natürlich genau gleich. Es wird weiterhin ungewollt Schwangere geben, die ihr Kind behalten wollen. Und da sind wir bereit, sie zu begleiten. Und vergessen wir nicht – auch nach Abtreibungen hört der Beratungsdienst ja nicht auf. Die allermeisten Frauen leiden in irgend einer Art und Weise nach einer Abtreibung. Das ganze Spektrum der psychischen und physischen Folgen ist enorm. Ich denke, dass unsere Arbeit eher vermehrt gefragt ist.

idea: LEA hat ein ziemlich religiöses Erscheinungsbild. Ist das der Berater- und Hilfstätigkeit nicht eher hinderlich? Wer kommt überhaupt zu Ihnen?

Wallmeroth: Nein, diesen Eindruck habe ich nicht. Wissen Sie, gerade in solch schwierigen Situationen sucht der Mensch nach einem festen Halt. Zu Beratungen kommen Frauen, die uns von Beratungsstellen zugewiesen werden, oder viele hören von uns durch Bekannte oder Verwandte. Wir haben auch eine Homepage mit Adressen, wo Ratsuchende "ein offenes Ohr" finden. Wir helfen nach unseren Möglichkeiten und beraten unabhängig von Religion oder Staatsangehörigkeit.

idea: Was würde für Sie persönlich ein Ja zur Fristenregelung bedeuten? Wie würden Sie diesen Volksentscheid deuten?

Wallmeroth: Ein "Ja" zur Fristenregelung würde mir sehr leid tun. Dann fällt wiederum ein markanter Werteeckpfeiler. Das Gesetz wird dem Verhalten der Menschen angepasst, anstatt umgekehrt! Hinzu kommt die Erfahrung anderer Länder, dass nach der Einführung der Fristenlösung die Zahl der Abtreibungen deutlich angestiegen sind. Aber es wäre ein Volksentscheid, der akzeptiert werden muss.

idea: Müssten sich nach Ihrer Ansicht auch die Lebensrechtler, Lebensrechtsgruppen in der Schweiz verändern? Gibt es da Dinge, die sie nicht gut finden? Was müsste bei ihnen anders werden?

Wallmeroth: Es ist nicht meine Angelegenheit zu beurteilen, was andere Lebensrechtsgruppen tun oder eben nicht tun. Wie bereits erwähnt, sehen wir unsere Aufgabe darin, ungewollt schwangere Frauen zu beraten und ihnen zu helfen. Das tun wir aus innerer Überzeugung. Und das wer-den wir auch weiterhin tun, ohne uns in Nebensächlichkeiten zu verlieren.

Wer ist LEA?

LEA Schweiz wurde unter dem Namen Aktion "Helfen statt töten" 1974 gegründet. Sitz der schweizerischen Zentrale von LEA ist in Dürrenäsch. In zur Zeit acht Sektionen arbeiten Ehrenamtliche in regionalen Beratungsstellen mit. LEA Schweiz wird durch Spenden und den Verkauf des Kinderbildkalenders finanziell getragen. LEA Schweiz gibt die Zeitschriften "LEA - Leben erhalten und annehmen" (6000 Abonnierende) und "rede mitenand" (12000 Abonnierende) heraus.

Webseite: Lea Schweiz

Datum: 30.04.2002
Autor: Fritz Herrli
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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