Mit dem Leben bezahlt

Wenn sich Christen gegen Kolumbiens Drogenkartelle wehren

Kolumbien ist zu 93 Prozent christlich – aber dennoch kann der christliche Glaube lebensgefährlich werden, wenn man sich dadurch gegen die mächtigen Drogenkartelle stellt.
Alba und die beiden Kinder Daniela und Sebastian (Bild: Open Doors UK)

Pastor Plinio Salcedo Molina war Vater, Ehemann und Leiter einer Kirche im Nordwesten Kolumbiens, der seinen Einsatz mit dem Leben bezahlte. Er hatte in seinem Schaukelstuhl gesessen und die Nachmittagsnachrichten geschaut, als Männer in sein Wohnzimmer eindrangen und ihn am helllichten Tag töteten.

«Er war schon tot, als wir ankamen», erinnert sich Plinios Frau Alba. «Ich kann immer noch nicht verstehen, warum oder von wem er ermordet wurde. Es gibt noch so viele Fragen. Plinio war ein Segen von Gott. Er war ein so liebenswerter und sanftmütiger Mensch. Er war freundlich und sanft und hat sich um die Gemeinde gekümmert.»

Kirchen als Bedrohung für Kartelle

Nicht lange, nachdem Plinio in seinem Haus in La Caucana, Antioquia, kaltblütig ermordet wurde, wurden auch zwei andere Gemeindepastoren von illegalen bewaffneten Gruppen in der Gegend getötet. Karla Emerich, eine Sprecherin von Open Doors International, sagt, dass die Kirche für die Drogenhändler eine Bedrohung für ihre Lebensweise sein kann.

«In den Augen der Kartelle war die Ermordung von Pastor Plinio nur eine Warnung an die Christen, ihre Aktivitäten einzustellen», sagt Emerich. «Sie wollen nicht, dass Christen Menschen bei der Überwindung der Drogensucht helfen oder versuchen, junge Menschen davon abzuhalten, in die Reihen der Rebellen gelockt zu werden.»

Verfolgung vor allem gegen Evangelische

«Die Verfolgung von Christen im überwiegend katholischen Kolumbien richtet sich vor allem gegen evangelische Christen. Sie predigen die Hoffnung auf Jesus Christus als Retter und nicht Drogen und Gewalt als Ausweg aus Leid und Armut», so Emerich. Kolumbianische Christen, die sich so einsetzen, stellen eine Bedrohung für die Kartelle dar – und Plinio bezahlte mit seinem Leben.

Seine Kinder sind noch immer von dem Schrecken gezeichnet. Daniela, seine zwölfjährige Tochter, hatte auf der Strasse in der Nähe ihres Hauses gespielt, als ihr Vater ermordet wurde. Und sein Sohn Sebastian (5) hat Angst, dass seiner Mutter dasselbe passiert und er und Daniela zurückbleiben. «Es ist so schwer, den Faden wieder aufzunehmen», sagt Alba. «Jeden Morgen stehe ich auf und denke: Wie soll ich weitermachen? Ich schaue mir Daniela und Sebastian an und sage mir, dass ich weitermachen muss.»

Wegen bewaffnetem Konflikt geflohen

Sie sagt, dass Sebastian nicht mehr zur Schule gehen will und dass sie sich Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder macht, nicht nur in Bezug auf Bildung, sondern auch «dass das, was passiert ist, ihre Herzen in einem geistlichen Sinne schädigt. Ich bete zu Gott um Schutz, damit sie sich nicht von ihm abwenden oder anfangen, Menschen zu hassen.»

Sie mussten wegen des bewaffneten Konflikts aus dem Haus fliehen. «Ich mache mir Sorgen um die Sicherheit meiner Kinder, denn den bösen Menschen ist es egal, ob sie weiterleben oder nicht.»

Aber ihre christliche Gemeinde hilft ihr. «Ich bekomme Hilfe von Leuten aus unserer Kirche. Ich erlebe keinen Tag ohne Gottes Gnade», sagt Alba. «Jemand hat mir nach dem Angriff auf Plinio gesagt, dass Gott uns nie verlassen wird. Wir sind Gott dankbar, weil es uns nie an Lebensmitteln mangelt und wir manchmal Geld von Menschen bekommen, die wir gar nicht kennen. Für diese Menschen mag ihre Gabe vielleicht eine kleine Geste sein, aber für mich bedeutet sie sehr viel.»

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Datum: 20.12.2020
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Christian Today / Open Doors

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